Neumarkter CSU-MdB Alois Karl macht den Weg frei

25.7.2020, 19:31 Uhr

Man glaubt es kaum, aber Alois Karl hat auch schon mal eine Wahl verloren. Daran erinnert sich aber nur noch der Bundestagsabgeordnete selbst: 1974 sei das gewesen, als er, damals 23 Jahre alt, beim Kampf ums CSU-Direktmandat für den Bezirkstag Hans Bradl den Vortritt lassen musste.

Doch von da an war die politische Karriere des Neumarkters nur noch von Erfolgen gepflastert: ab 1978 Stadtrat, ab 1984 Kreisrat, ab 1990 Oberbürgermeister einer prosperierenden Stadt. Es folgte jene denkwürdige Nominierung für die Bundestagswahl 2005, als er den "Platzhirsch", den Amberger MdB Rudolf Kraus, mit der hauchdünnen Mehrheit von einer Stimme schlug.

Die Aufstellung bei der CSU sei "immer der Flaschenhals" gewesen, sagt Karl. Bei den Volkswahlen war ihm das Mandat hingegen stets sicher. Obendrein fuhr er meistens auch starke Ergebnisse ein.

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Kandidatenkarussell dreht sich

15 Jahre Rathaus, 16 Jahre Reichstag, das reicht: Bei der Bundestagswahl im kommenden Jahr wird der Neumarkter – der erste seit der Wahl zur Frankfurter Paulskirche 1848, der als Direktkandidat in ein nationales Parlament entsandt wurde – nicht mehr kandidieren. Seit der Mitte der laufenden Legislaturperiode sei die Entscheidung in ihm herangereift, sagt der MdB.

Im November wird er 70; die Fragen nach seinen Zukunftsplänen häuften sich. Bei der Bundeswahlkreis-Konferenz am Donnerstagabend im Kastler Forsthof ließ Karl dann die Katze aus dem Sack: "Gleich im ersten Satz nach der Begrüßung, ohne lange Dramatik." Vor allem aber noch vor der Sommerpause, damit erst gar keine wochenlangen Spekulationen aufkommen. Damit steht der CSU im Bundestagswahlkreis Amberg-Sulzbach-Neumarkt ein heißer Herbst bevor. Die Einschränkungen durch Corona machen die Suche nach Karls Nachfolger nicht einfacher. Und allem könnte auch noch die angestrebte Wahlrechtsreform zur Verkleinerung des Bundestages dazwischenfunken.

Als potentielle Kandidaten gehandelt werden bisher Barbara Gerl, Tochter des ehemaligen Bundestagsabgeordneten Hermann Fellner, Michaela Frauendorfer, die Kreisvorsitzende der Amberger CSU, Patrick Fröhlich, Fraktionsvorsitzender im Stadtrat von Sulzbach-Rosenberg, und der Kastler Ortsvorsitzende Andreas Otterbein. Auch Kastls Bürgermeister Stefan Braun soll Ambitionen haben.

Stolz auf schwarze Null

Südlich der Lauterach wird die Neumarkter CSU-Kreisvorsitzende Susanne Hierl nicht nur von Alois Karl ins Spiel gebracht. Doch auch wenn der Kreis Neumarkt diesmal 83 der 160 Delegierten für die Nominierungsversammlung stellt: "Eine Garantie ist das noch lange nicht." Absprachen, wonach nach 16 Jahren wieder ein Kandidat aus dem Raum Amberg-Sulzbach zum Zuge käme, gebe es in der Partei nicht.

Er jedenfalls werde mit Erfahrung aus 43 Jahren in politischen Gremien gerne dort mithelfen, wo er gebraucht werde, sagt Karl. Konkrete Pläne für die Zeit nach Herbst 2021 hat er noch nicht. "Ich werde dann aber sicher nicht nur noch Unkraut jäten, sondern mir eine Aufgabe suchen."

Denn die Freude an der Politik, am Mitgestalten hat sich der Neumarkter bis heute bewahrt. Als langjähriges Mitglied des Haushaltsausschusses in Berlin – zuletzt als Berichterstatter für die Unionsfraktion für den Etat des Auswärtigen Amtes – ist er auf die letzten sieben Jahre ohne Neuverschuldung besonders stolz. Eines ist aber jetzt schon sicher: Seine vier Enkelkinder dürfen sich auf mehr Zeit mit dem Opa freuen.