"Nicht gesellschaftsfähig": Neuer Streit um Deininger Pfarrer

31.1.2015, 06:00 Uhr

Über Nacht haben bislang unbekannte Täter mit verschiedenfarbigen Spraydosen die Front der Deininger Kirche verunstaltet. Auf Englisch haben sie die Worte: „Gott ist schwul, ein Muslim, eine Frau – und er hasst dich“ hingekritzelt. Offensichtlich eine Reaktion auf die Äußerungen von Priester Norbert Zawilak kürzlich beim Neujahrsempfang von Deining.

Dort war der 47-jährige Gottesmann in seiner vorbereiteten und teilweise abgelesenen Rede heftig über den Staat, über Homosexuelle und auch die Medien hergezogen. Zuhörer berichten, Zawilak habe betont, in Deutschland finde eine Islamisierung statt, er fühle sich an seine Heimat in Polen erinnert, in der es zu Ostblock-Zeiten auch keine freie Presse gegeben habe. Empört verließen Gäste die Veranstaltung.

Die Aufregung über diesen Auftritt hat sich bislang nicht gelegt. Die Stimmung in der 4300-Seelen-Gemeinde ist weiterhin schlecht, auch, nachdem der Pfarrer nach Eichstätt zitiert worden war und dort gegenüber Generalvikar Isidor Vollnhals vorsichtig Reue gezeigt hat.

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Pfarrer sei "nicht gesellschaftsfähig"

„Dass er seine Worte bedauert, hat er aber nicht gesagt“, kritisiert ein Gemeindemitglied, das ungenannt bleiben möchte. Neun Bürger, die in der Kirche aktiv sind, aber nicht dem Pfarrgemeinderat angehören, haben sich mit einem dreiseitigen Schreiben nun an Bischof Gregor Maria Hanke gewandt. „Unserer Ansicht nach ist ein weiter fruchtvolles Zusammenwirken von Herrn Pfarrer Zawilak mit der Pfarrgemeinde nicht mehr möglich“, heißt es darin, sein Verhalten sei „nicht gesellschaftsfähig“.

In 14 Punkten führen sie dafür Beispiele an. So soll Zawilak mehrfach Frauen als „Weiber“ bezeichnet haben, die hinter den Herd gehören und zum Kindererziehen da seien. Bei einer Beerdigung soll der Pfarrer über den Toten gesagt haben: „Ich habe ihn nicht in der Kirche gesehen, also wird er wahrscheinlich nicht in den Himmel kommen.“

Gläubige versicherten gegenüber unserer Redaktion, Zawilak habe erst vor kurzem bei einer Beerdigung wieder mit der Hölle gedroht. Auch habe er bei einem Besuch im Deininger Altenheim den Senioren eingeschärft, Wäsche waschen an einem Sonntag sei Todsünde.

Teufelchen zu Hause?

Eltern hatten sich zudem irritiert darüber gezeigt, dass der Pfarrer immer wieder verlangte, ihre Kinder sollten regelmäßig jeden Sonntag zum Beichten gehen und sie sollten doch nachsehen, ob sie nicht zu Hause kleine Teufelchen hätten.

Selbst die evangelischen Christen fühlen sich verletzt. Ihnen verweigert Zawilak im katholischen Kirchenanzeiger den Abdruck der evangelischen Gottesdienstzeiten. Den „Rückfall in die Ewiggestrigkeit“ bedauere man zutiefst, sagt Martin Jahreiß, der Vertreter der Protestanten. Bürgermeister Alois Scherer, der für die Ökumene eintritt, will nun einen Brief von Jahreiß über dieses Problem im Gemeindeblatt abdrucken.

Die Diözese Eichstätt wollte sich zu all den Kritikpunkten nicht äußern und verwies auf ein geplantes Gespräch mit den Pfarrgemeinderäten. Man wolle „keine mediale Auseinandersetzung“, sagte ein Sprecher.