Sulzbürg: Darum mussten die Eichen weichen

3.4.2020, 06:00 Uhr

Dafür hatte der ausführende Forstbetrieb Kelheim viel Kritik von lokalen und regionalen Naturschützern einstecken müssen. Und auch einige "Anhassungen", wie es Michael Schmailzl auf Neudeutsch formulierte.

Der zuständige Leiter des Forstreviers Berching hat die Presse am Donnerstag zu einem Frischluft-Termin am sonnigen Südhang des Sulzbürg eingeladen. Dort wo die Ortsdurchfahrt steil gen Kerkhofen abfällt, liegen rechter Hand große Haufen Wipfelholz – zukünftiges Brennholz für vier lokale Haushalte, erklärt Schmailzl.

Die Äste stammen von den bis zu 140 Jahre alten und 30 Meter hohen Eichen, die bis Januar neben der gut befahrenen Straße standen. Bei einer früheren Entnahme eines einzelnen Baums in dem Bereich habe sich herausgestellt, dass die Eiche "stockfaul" gewesen sei, sagt der Revierförster. Das waren dann zwar nur noch vier der nun gefällten Bäume, doch auch bei den anderen hätten dicke Äste bedrohlich in den Straßenraum und dessen Saum geragt. "Wenn da ein stärkerer Ast aus 25 Metern Höhe auf ein Kind fällt, ist es tot."

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Bäume im "Trockenstress"

Nun bezweifelte die Sulzbürger Bürgerinitiative "Landl für Luft, Umwelt und Boden" (BLLUB) aber schon kurz nach der Rodung die Begründung der Bayerischen Staatsforsten, wonach die Maßnahme angesichts des hohen Verkehrsaufkommens an der Stelle zwingend notwendig gewesen sei. Michael Schmailzl versichert noch einmal: "Hier ging es nicht ums Geld oder um Parkplätze, wie es manchmal behauptet wurde."

Ein Anwohner pflichtet ihm bei: "Da fielen Äste runter, und nicht nur bei Sturm. Wir sind froh, dass die weg sind." Bei "Trockenstress", eine Folge des Klimawandels, werfen auch Eichen erst einmal Ballast ab, sagt Schmailzl. "Wir waren uns aber bewusst, dass dieser Eingriff eine sensible Maßnahme ist." Darüber habe der Forstbetrieb im November bei der Bürgerversammlung in Sulzbürg sowie einer Begehung Dorfbewohner und Naturschützer informiert.

Neue Habitate nach Aufforstung

Nun wird der Streifen am Rande das Hochwalds aufgeforstet, "die Natur von uns künstlich ergänzt": mit Sträuchern (Schwarzdorn, Weißdorn, Heckenrose, Schneeball, Hainbuche, Pfaffenhütchen) und Baumarten "zweiter Ordnung", die höchstens eine Höhe von 20 Metern erreichen, hier Kirsche und Elsbeere. "Das bereichert die biologische Vielfalt", sagt der Revierleiter. Es entstünden ganz neue Habitate.

Die in dieser Woche abtransportierten, gefällten Eichen finden auch noch eine Verwendung: Ein bayerisches Sägewerk verarbeitet sie zu Möbel- und Dielenholz.