3,4 Millionen ohne Strom: "Irma" trifft Florida mit voller Wucht

11.9.2017, 10:28 Uhr

Hurrikan "Irma" sorgt in Florida für katastrophale Zustände. In einer Massenevakuierung sollten sich 6,5 Millionen Menschen in Sicherheit bringen. © Susan Stocker/South Florida Sun-Sentinel/AP/dpa

Der Hurrikan "Irma" hat sich über dem Festland von Florida abgeschwächt, die Lage bleibt aber angespannt. Es gab Berichte über Plünderungen und Einbrüche. Mehr als 3,4 Millionen Haushalte waren ohne Strom. Wie groß die Schäden durch den Hurrikan sind, ist noch völlig unklar. Teile von Miami standen unter Wasser.

Amerikanische Medien schilderten aus mehreren Städten an der Ostküste des US-Bundesstaats Überfälle, viele der Täter seien bewaffnet. In der Stadt Weston wurde nach Angaben verschiedener lokaler Medien ein 17 Jahre alter Dieb von einem Sicherheitsbeamten angeschossen.

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Hurrikan schwächt sich ab

Das nationale Hurrikanzentrum stufte den Sturm am frühen Montagmorgen auf die niedrigste Hurrikan-Kategorie eins zurück. Die Winde hätten sich auf bis zu 135 Stundenkilometer abgeschwächt. Zuvor waren Windgeschwindigkeiten von bis zu 229 Stundenkilometern gemessen worden. Im Laufe des Montags sollte "Irma" vom Hurrikan zum Tropensturm werden, während der Sturm über Nord-Florida ist.

6,5 Millionen Menschen waren zuvor aufgefordert, sich vor "Irma" in Sicherheit zu bringen. Das entspricht rund 30 Prozent der Bevölkerung des Bundesstaates - es war eine der größten Evakuierungsaktionen in der Geschichte der USA. Weit über 100 000 Menschen harrten in Notunterkünften aus. Viele Wohnungen sind daher derzeit unbewohnt, auch viele Ladeninhaber haben die Städte im südlichen Florida verlassen.

Von Fort Myers bis hoch nach Tampa an der Ostküste bereiteten sich die dort verbliebenen Menschen auf das Schlimmste und bis zu 4,5 Meter hohe Sturmfluten vor.

Der Wirbelsturm zog am Sonntagmorgen (Ortszeit) zunächst mit extrem starken Böen und schweren Regenfällen über die vorgelagerte Inselgruppe Florida Keys hinweg, traf dann etwas weiter nördlich an der Westküste des US-Bundesstaates erneut auf Land und zog dann etwas östlicher als erwartet weiter, wie der US-Wetterdienst mitteilte.

Schwerste Schäden drohten fast im gesamten Bundesstaat, das genaue Ausmaß war noch nicht erkennbar. US-Präsident Donald Trump kündigte an, möglichst bald nach Florida reisen zu wollen, um sich ein Bild von den Schäden zu machen. Mehr als 12.000 Flüge von und nach Florida wurden abgesagt. Der Sturm brachte an beiden Küsten weitreichende Überflutungen, so zeigten Fernsehbilder beispielsweise Überschwemmungen in der Innenstadt von Miami. Am Sonntagnachmittag (Ortszeit) wurde Irma zwar von der zweithöchsten Kategorie 4 zunächst auf Kategorie 3 und dann auf Kategorie 2 herabgestuft, an Gefährlichkeit büßte der Sturm aber nichts ein.

"Irma" soll weiter nordwärts ziehen 

Am Sonntagmorgen Ortszeit hatte "Irmas" Auge mit Windgeschwindigkeiten von mehr als 200 Kilometern die Inselkette Florida Keys erreicht. Dort hieß es vielerorts "Land unter". Später am Tag entwickelten sich an der Ostküste allein binnen einer Stunde sechs Tornados, wie der nationale Wetterdienst berichtete. Mit weiteren Wirbelstürmen müsse gerechnet werden. In Miami brachen mindestens zwei große Baukräne im Sturm zusammen, meldete der Miami Herald. Wie der Sender ABC in Florida berichtete, starben am Sonntagmorgen (Ortszeit) drei Menschen bei vom Wetter mitverursachten Verkehrsunfällen. Nach jüngsten Prognosen sollte der Hurrikan weiter westlich vor der Küste Floridas nordwärts ziehen, allerdings nicht so weit westlich wie zuletzt angenommen.

So stieß das Auge des Sturms am Sonntagnachmittag (Ortszeit) südlich der Stadt Naples aufs Festland. Am Flughafen der Stadt sei eine Böe mit 229 Stundenkilometern gemessen worden, teilte das US-Hurrikanzentrum mit. Zudem stieg der Spiegel des Ozeans vor Naples innerhalb von nur 90 Minuten um mehr als zwei Meter an. Das Problem: "Irma" ist breiter als die Halbinsel Florida. Abgesehen von heftigem Regen führte das gigantische Wettersystem so zu einer kuriosen Situation: Auf seiner "rechten" Seite, also an der Ostküste, sorgte der riesengroße Wirbel für erste Überflutungen, so in Miami. Auf Bildern und Videos war zu sehen, wie sich Wassermassen durch die Innenstadt Miamis wälzen. An seiner "linken" Seite drückte der Wirbelsturm das Wasser zunächst von der Westküste weg.

Bis zu 4,5 Meter hohe Sturmfluten

Bilder zeigten leere Hafenbecken; andernorts hatte sich das Wasser meterweit von der Strandpromenade entfernt. Die Meteorologen warnten aber, dass das Wasser in einer Art gewaltigen Schaukelbewegung zurück an die Westküste kommen würde, während es im Osten dann abfließen würde. Von Fort Myers bis hoch nach Tampa bereiteten sich die dort verbliebenen Menschen auf das Schlimmste und bis zu 4,5 Meter hohe Sturmfluten vor. "Das Schlimmste kommt, wenn das Auge durchgezogen ist – dann kommt das Wasser", sagte ein Meteorologe bei CNN. 

Weit über 100.000 Menschen harrten in Notunterkünften aus. Auch in benachbarten Bundesstaaten Floridas wurde der Notstand ausgerufen. Für einige Gebiete im Süden von Georgia galten Hurrikanwarnungen. In Alabama mobilisierte Gouverneur Kay Ivey vorsorglich die Nationalgarde. "Irma" hält die Region bereits seit Tagen in Atem. Bei seinem Zug durch die Karibik hatte der Sturm nach inoffiziellen Schätzungen mehr als 20 Menschen das Leben gekostet, einige Gebiete gelten als unbewohnbar. Schwere Schäden gab es unter anderem auf den Inseln Barbuda, Saint-Martin, Saint-Bartélémy sowie den Jungferninseln.