Experten rätseln: Radioaktives Jod in Deutschlands Luft

21.2.2017, 17:15 Uhr

Die kurze Halbwertzeit von Jod-131 von rund acht Tagen deutet darauf hin, dass die Radioaktivität in jüngster Zeit entwichen ist. © dpa

In weiten Teilen Europas, von Norwegen bis nach Spanien, sind im Januar Spuren von radioaktivem Jod gemessen worden. Auch die Messstelle in Freiburg habe das Radionukleid Jod-131 in bodennaher Luft registriert, teilte das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) am Dienstag auf Anfrage mit. Die extrem niedrigen Konzentrationen von millionstel Becquerel pro Kubikmeter und darunter geben demnach aber keinerlei Anlass zu Besorgnis.

Spekulationen über AKW-Unfall

Das Bundesamt bestätigte damit ähnliche Berichte der tschechischen Strahlenschutzbehörde SJUB. Jod-131 ist ein künstliches Radionuklid, das etwa in der Medizin eingesetzt wird und auch beim Betrieb von Kernkraftwerken entsteht. Spekulationen über einen Unfall in einem AKW nannte die Prager Behörde "Unsinn". Denkbar sei indes ein Problem bei einem Hersteller von radioaktiven Medikamenten, wie sie in der Strahlentherapie eingesetzt werden.

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Zuvor hatte auch die französische Aufsichtsbehörde ISRN von ähnlichen Messungen berichtet. Die kurze Halbwertzeit von Jod-131 von rund acht Tagen deute darauf hin, dass die Radioaktivität in jüngster Zeit entwichen sei, hieß es in einer Mitteilung.

Ursprung gibt Rätsel auf

Nach Angaben des BfS wurden geringe Konzentrationen von Jod-131 zunächst in der zweiten Kalenderwoche 2017 in Nord-Norwegen und Finnland, sowie in Tschechien und in den folgenden Wochen auch in Deutschland, Frankreich und Spanien nachgewiesen. "Wo die Quelle liegt bzw. ob es sich um eine oder mehrere Quellen handelt, lässt sich derzeit kaum rekonstruieren", betonte die Behörde. Solche Nachweise seien nicht ungewöhnlich und seien auch in der Vergangenheit schon beobachtet worden, meist im Winter bei stabilem Hochdruckwetter.

Britische Medien berichteten indes, die US-Luftwaffe habe ein Spezialflugzeug vom Typ WC-135 nach England entsandt, das radioaktive Partikel in der Atmosphäre messen kann. Demnach gebe es Befürchtungen, dass Russland auf der Doppelinsel Nowaja Semlja im Nordpolarmeer einen nuklearen Sprengsatz getestet haben könnte.