Kliniken wegen RS-Virus überlastet

RS-Virus: Kein freies Intensivbett - Mutter rast mit apathischem Baby über Autobahn

3.12.2022, 14:43 Uhr

Gerade bei schwerem Verläufen müssen Kinder nach einer Infektion mit dem Respiratorischen Synzytial-Virus (RSV) intensivmedizinisch behandelt werden.  © Marijan Murat, dpa

Seit Wochen warnen Intensivmediziner vor einer vielleicht nie dagewesenen Krise an den Krankenhäusern. Die Stationen der Kliniken laufen voll mit Babys und Kleinkindern, die sich mit dem Respiratorischen Synzytial-Virus (RSV) infiziert haben. Der Erreger kann gerade in jungen Jahren schwere Verläufe nehmen und bis zum Tod führen. Viele Krankenhäuser sind am Limit, auch in Franken sind Einrichtungen teils hoffnungslos überbelegt.

Ein Fall aus Nordrhein-Westfalen gibt der angespannten Situation nun ein Gesicht. Wie die Bild-Zeitung berichtet, verzweifelte die Mutter eines achtwöchigen Säuglings bei der Suche nach einem Platz im Krankenhaus. Ihr kleiner Junge infizierte sich mit dem RS-Virus, musste dringend eingewiesen werden. "Er bekam hohes Fieber, japste nach Luft und schrie nur noch", skizziert die Mutter dem Blatt gegenüber die dramatischen Stunden.

Mutter beschreibt dramatische Minuten: "Habe nur noch funktioniert"

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Eine Kinderärztin veranlasste die Klinikeinweisung - doch im nahegelegenen Oberhausener Krankenhaus war kein Platz mehr frei. "Wir wurden dort gleich abgewiesen", sagt die Mutter der Bild.

Deshalb raste die Mutter quer durch Nordrhein-Westfalen - bis sie in Duisburg fündig wurde. "Ich habe nur noch funktioniert. Und bin mit meinem apathischen Kind allein im Auto ins andere Krankenhaus gefahren", erklärt die Mutter der Bild-Zeitung. "Ich fuhr auf der Autobahn mit der einen Hand am Lenkrad, die andere Hand auf der Brust meines Babys."

Experten warnen vor höheren Infektionszahlen

Sechs Tage lang wurde der kleine Junge intensivmedizinisch behandelt, bekam Sauerstoff. Er überlebte. "Unsere Kinder wurden während Corona genug vernachlässigt", kritisiert die Mutter. Tatsächlich vermuten Experten, dass der massive RSV-Ausbruch ein Nachholeffekt der Pandemie ist. Ärzteverbände gehen davon aus, dass die Infektionszahlen im Winter weiter zunehmen dürften.

Der Kollaps droht, warnt beispielsweise auch die Intensivmedizinervereinigung Divi. Die Lage sei "katastrophal" und ein Ergebnis jahrelanger Vernachlässigungen. "Kinder sterben, weil wir sie nicht mehr versorgen können", sagte der Leitende Oberarzt der Kinderintensivmedizin an der Medizinischen Hochschule Hannover, Michael Sasse.

Wie die Situation an den Kliniken der Region ist, lesen Sie im Hintergrundartikel auf NN.de.