"Lage ist katastrophal": Verkehrschaos in ganz Deutschland

8.2.2021, 11:25 Uhr

Schnee und Eis haben den Straßenverkehr in vielen Regionen Deutschlands schwer getroffen. Es kam zu zahlreichen Unfällen und teils kilometerlangen Staus. Steckengebliebene Lastwagen blockierten nach heftigen Schneefällen die Autobahnen.

Hessen stellt Busverkehr ein

Im Norden Hessens standen Lastwagen quer: "Die Lage ist katastrophal", sagte ein Sprecher der Polizei in Fulda am frühen Montagmorgen. In vielen Bereichen stünden Lastwagen und Autos seit sechs Stunden im Stau, und es gehe nicht vorwärts oder rückwärts. Räumfahrzeuge kämen kaum durch. Lkw-Fahrer sollten die Autobahnen nicht mehr befahren. Es sei noch nicht abzusehen, wann die Fahrbahnen wieder frei seien. Auf der A7 sei es zwischen Lutterberg und Homberg dicht, sagte ein Sprecher der Polizei Kassel. Die Räumfahrzeuge würden kaum durchkommen.

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Wegen des heftigen Wintereinbruchs stellten mehrere Städte in Hessen den Busverkehr komplett ein - etwa Kassel und Marburg an der Lahn. Grund sei der starke Schneefall sowie vereiste Straßen, teilten die Stadtwerke Marburg mit. Auch die Busse und Straßenbahnen in Kassel bleiben laut Stadtwerken in den Depots.

Nürnberg: THW muss Lastwagen befreien

Auf der A6 bei Nürnberg blieben Lastwagen ebenfalls reihenweise im Schnee stecken: Hier musste das Technische Hilfswerk am späten Sonntagabend etliche Fahrzeuge befreien. Auf der A4 bei Gera in Thüringen fuhren sich Lastwagen in Schneeverwehungen fest, es bildete sich ein kilometerlanger Stau. Abschleppdienste und Räumfahrzeuge mussten die Lkw befreien.

Mehr als 700 witterungsbedingte Einsätze für die NRW-Polizei

Das extreme Winterwetter hat der Polizei in Nordrhein-Westfalen innerhalb von 24 Stunden insgesamt 720 Einsätze beschert. Das berichtete ein Sprecher der Landesleitstelle der Polizei am Montagmorgen. Von Sonntagmorgen 6.00 Uhr bis Montagmorgen 6.00 Uhr seien die Beamten zu 507 witterungsbedingten Unfällen gerufen worden.

Bei den Unfällen habe es einen Toten und 37 leicht verletzte Personen gegeben. In Duisburg war am Sonntag ein Wagen von der Straße abgekommen und in einem Bach gelandet. Dabei starb der Fahrer. Die Polizei schätzt den Gesamtschaden bei den Unfällen auf 1,7 Millionen Euro.



Rettungskräfte versorgen rund 25 Zugreisende im Bahnhof Uelzen

Auch den Fahrplan der Bahn trifft das extreme Winterwetter. "Schnee und Eis werden den Nah- und Fernverkehr der DB in weiten Teilen des Landes auch am Montag beeinträchtigen", so die Deutsche Bahn am Sonntagabend. Reisende wurden gebeten, "die zahlreichen Informationskanäle der DB zu nutzen, um sich vor Fahrtantritt über ihre Verbindung zu informieren".

Im Bahnhof in Uelzen im Nordosten Niedersachsens strandete am Sonntagabend ein Zug mit rund 50 Fahrgästen. Hilfskräfte versorgten die Menschen mit Decken, heißen Getränken und einer Suppe. Am Montagmorgen konnten die Reisenden ihre Fahrt fortsetzen.

Lastwagen versinken im Schnee auf A4 bei Gera

Auf der Autobahn 4 bei Gera in Thüringen sind in der Nacht zum Montag reihenweise Lastwagen in Schneeverwehungen stecken geblieben. Auf der rechten Spur in Richtung Frankfurt am Main bildete sich ein kilometerlanger Stau, wie die Polizei mitteilte. Abschleppdienste und Räumfahrzeuge mussten die Lkw befreien. Auf den restlichen Spuren konnte der Verkehr weiterfließen.

Schneesturm verursacht allgemeines Verkehrschaos

Der heftige Schneesturm hatte in Teilen Deutschlands bereits am Sonntag ein Verkehrschaos verursacht. Es fielen mancherorts mehr als 30 Zentimeter Schnee, dazu kamen meterhohe Verwehungen. Polizei und Feuerwehr fuhren zahllose Einsätze. Bei der Bahn kam es im Regional- und Fernverkehr zu großen Einschränkungen. Der heftige Wintereinbruch brachte die Räumdienste etwa in Nordrhein-Westfalen an ihre Grenzen. Die Polizei musste spiegelglatte Autobahnen sperren, es gab Hunderte Unfälle, bei der Bahn fielen Züge wegen vereister Oberleitungen aus. Autos blieben in tiefen Schneewehen stecken.

Tief "Tristan" über Mitteleuropa und dem zentralen Mittelmeer bringt im Zusammenspiel mit Hoch "Gisela" über Skandinavien weitere eisige Luft. "Nach dem schnee- und windreichen Wochenende kommt nun aus Osten die große Kälte auf uns zu", sagte Meteorologe Simon Trippler vom DWD am Sonntag. Mit Schnee muss weiterhin gerechnet werden, allerdings fällt dieser nicht mehr so intensiv wie am Wochenende. Am Dienstag lassen die Schneefälle dann größtenteils nach.

Erneuter Schnee am Montag

Am Montag über soll es mit hartem Winterwetter weitergehen: Der Deutsche Wetterdienst warnte in der Nacht vor teils kräftigen Schneefällen mit meist zehn bis 25 Zentimetern Neuschnee in der ersten Tageshälfte in der Mitte Deutschlands - betroffen sein sollten vor allem Nordosthessen, Thüringen, Sachsen-Anhalt und Sachsen. Auch in anderen Bundesländern müssen die Menschen weiter mit Einschränkungen durch den Wintereinbruch rechnen.



Menschen in Norddeutschland müssen sich auf Hochwasser an der Ostsee einstellen. Ein kontinuierlicher Ostwind bringt Wassermassen an die Ostseeküste, wie ein Meteorologe sagte. Für den Montag sei in der Kieler Bucht mit bis zu 80 Zentimeter höheren Wasserständen zu rechnen und auch in der Lübecker Bucht steige das Wasser deutlich an.