Nochmal gut gegangen: Seehundbaby gerettet

27.6.2017, 10:50 Uhr

In einer Wanne wird das Seehundbaby auf der kleinen Fähre "Seeadler" von Gröde in die Auffangstation nach Friedrichskoog transportiert. © Angela Giese

"Es ist ein Mädchen!" Die Wildtierpflegerin sitzt rittlings auf dem Seehundbaby, bestimmt das Geschlecht und dreht es wieder um. Das putzige Wesen mit den schwarzen Knopfaugen beschwert sich, eingeklemmt zu sein und heult markerschütternd. Heißt ja auch Heuler. Die Schnauze wird geöffnet, prima, Zähnchen sind ok. Jetzt braucht der Heuler fix eine Stärkung. In einen Trichter schüttet die Tierschützerin eine Elektrolytlösung, steckt dem Findling den Schlauch ins Maul. Der sträubt sich anfangs, nuckelt dann aber begierig.

Die Diagnose: Der Gesundheitszustand des Babys ist gut. "Das Mädchen wird überleben", befindet die Pflegerin. Entdeckt wurde das Junge zwei Tage zuvor in der Schleuse der Hallig Gröde. Offenbar war es in der Nordsee von seiner Mutter getrennt worden, als ein heftiger Sturm in Nordfriesland tobte.

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Die Halligleute, wie sie sich selbst nennen, warteten zunächst ab, ob die Mama ihren Spross finden würde. Das Wunder blieb leider aus. Also rief ein Bewohner Grödes in der Aufzuchtstation in Friedrichskoog an, dass mit dem nächsten Schiff ein Jungtier geliefert wird. Nachdem die kleine Fähre "Seeadler" am Nachmittag in Gröde abgelegt hatte, fuhr auch die Seehund-Ambulanz in Friedrichskoog los. Am Anleger in Schüttsiel erwarteten die Mitarbeiter der Auffangstation schon den "Neuzugang".

Jedes Jahr passiert es wieder, dass Heuler auf Gröde stranden. Früher wurden sie oft gar nicht gefunden und verendeten. Doch heute haben sich die Überlebenschancen stark erhöht, erzählt ein Halligmann. Hatte die Seehundstation früher selten mehr als ein Dutzend Zöglinge, sind es inzwischen oft Hundert.

Nur dauerhaft von der Mutter getrennte junge Seehunde in den ersten Lebenswochen werden als Heuler bezeichnet. Das Heulen ist ein normaler Kontaktlaut des Jungtieres, mit dem es seine Mutter ruft.