Unauffälliger Helfer mit Biss: Der Papierlocher hat Geburtstag

14.11.2011, 14:10 Uhr

Vor 125 Jahren erfand Friedrich Soennecken den Papierlocher. Das Patent wurde am 14. November 1886 ausgestellt. © Gudrun Bayer

Der Kerl hat Biss. Dabei ist er nur mit zwei bis höchstens vier Zähnen ausgestattet. Aber mit denen packt er auf Befehl zu. Das Ergebnis: Durchlöchertes Papier, das sich wunderbar abheften lässt. In Ordner oder Sammelmappen zum Beispiel.

Erfunden hat den Papierlocher Friedrich Soennecken. Der Bonner hatte sich im 19. Jahrhundert so einiges einfallen lassen, um Ordnung ins Büro zu bringen: Den Aktenordner, die Schreibfeder, das Ringbuch, den Goldfüllfederhalter – und eben den Papierlocher.

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Am 27. Mai 1875 gründete Soennecken als 28-Jähriger im Bonner Stadtteil Poppelsdorf eine eigene Firma. Sie lief bestens. Schon 1883 beschäftigte der junge Unternehmer 40 Mitarbeiter. 1910 wurde er für seine Erfindungen auf der Weltausstellung in Brüssel ausgezeichnet. Sein Unternehmen entwickelte sich zur Welfirma. Allein im Jahr 1913 verschickte Soennecken mit Hilfe von 1000 Mitarbeitern über seine Exporthäuser in Berlin, Leipzig, Amsterdam, Antwerpen und Paris 72.000 Pakete teils bis nach Australien und Indien.

Dennoch war Friedrich Soennecken verbittert, als er am 2. Juli 1919 starb. Der Ausgang des Ersten Weltkriegs hatte ihm zugesetzt. Doch sein Sohn Alfred führte das Unternehmen weiter. Lange mit großem Erfolg. Das Aus kam erst 1973 – das Familienunternehmen musste Konkurs anmelden. Die Marke allerdings blieb erhalten: Heute werden Soennecken-Produkte von der „Großeinkaufsvereinigung deutscher Bürobedarfshändler“ unter dem Firmennamen „Soennecken eG“ vertrieben.

Selbstverständlich finden sich Papierlocher im Sortiment. Ein bisschen Sorgen müssen wir uns ums Überleben des bissigen Dauerbrenners aber schon machen. Denn Papier, das geordnet werden muss und noch keine passenden Löcher hat, gibt es immer weniger. Das elektronische Archivieren von Dokumenten ist eben deutlich praktischer: Es geht schneller und spart vor allem Platz.

Wie gut, dass der Locher so ganz nebenbei ein zweites Standbein gefunden hat. Schon lange werden die Abfallprodukte seiner eigentlichen Aufgabe, also die runden Papierschnipsel, eingesammelt und als Konfetti bei Faschingsfeten und Hochzeiten gestreut. Weil Rund den Feiernden aber auf Dauer zu langweilig war, werden Locher hergestellt, die Dreiecke, Sterne und sogar Schmetterlinge oder Blumen ausstanzen. Und das lernt der Computer garantiert nie.