Eskalation in Afghanistan

200 Fallschirmjäger auf dem Weg: Bundeswehr evakuiert deutsche Staatsbürger

15.8.2021, 15:02 Uhr

Ein Transportflugzeug des Typs Airbus A400M der deutschen Luftwaffe ist Berichten zu folge mit rund 200 Fallschirmjägern auf dem Weg ins Afghanische Krisengebiet, um deutsche Staatsbürger zu evakuieren. © Julian Stratenschulte, dpa

Die Bundeswehr wird an diesem Montag mit der Evakuierung deutscher Staatsbürger und afghanischer Ortskräfte aus Kabul beginnen. Mehrere Transportmaschinen vom Typ A400M sollen nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur in die afghanische Hauptstadt fliegen und die Menschen in Sicherheit bringen. Fallschirmjäger sollen den Einsatz absichern. Auch die Bild-Zeitung und der Spiegel hatten vom unmittelbar bevorstehenden Beginn der Evakuierungsaktion berichtet.

Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer hatte am Samstag erklärt, sie könne zu operativen Details des Einsatzes keine Auskunft geben. Die Bild berichtet, dass rund 200 Fallschirmjäger auf dem Weg nach Afghanistan seien, um diesen Einsatz zu begleiten

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Am Nachmittag teilte der deutsche Außenminister Heiko Maas über Twitter mit, dass Teile des Deutschen Botschaftspersonal in Kabul zum militärischen Teil des Flughafens verlegt wurden. "Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind dort inzwischen eingetroffen und stellen ihre Arbeitsfähigkeit her", schreibt Maas.

Friedliche Machtübergabe an die Taliban

Afghanistans Innenminister Abdul Sattar Mirskwal erklärte in einer aufgezeichneten Ansprache, dass es keinen Angriff der Taliban auf die Hauptstadt Kabul geben werde und kündigte an, dass die Regierung eine friedliche Machtübergabe an die islamistische Miliz geplant habe. Laut dem arabischen Fernsehsender Al Arabiya werde Präsident Aschraf Ghani für eine Übergangsregierung der Taliban zurücktreten.

Noch am Sonntagmorgen erklärte die Taliban, dass sie ihren Kämpfer angewiesen haben soll, nicht in die Hauptstadt Kabul vorzudringen. Sie sollten vielmehr an den Toren der Stadt Stellung beziehen, heißt es in der Erklärung der Islamisten.

Da die Hauptstadt Kabul eine große und dicht besiedelte Stadt sei, beabsichtigten die Taliban nicht, die Stadt mit Gewalt oder Krieg zu betreten. Man wolle vielmehr mit der anderen Seite über einen friedlichen Einmarsch in Kabul verhandeln.

Die Erklärung wurde während unbestätigter Berichte in sozialen Medien veröffentlicht, dass Taliban-Kämpfer bereits in die Stadt vorgedrungen seien. In Kabul spielten sich chaotische Szenen ab. Es kam zu einer Schießerei vor einer Bank, wie ein Bewohner der Stadt sagte. Viele Menschen versuchten, ihr Erspartes abzuheben, Lebensmittel zu kaufen und zu ihren Familien heimzukehren. Ein Soldat aus Kabul sagte, seine gesamte Einheit habe die Uniformen abgelegt.

Gegenüber der Bild gaben drei afghanische Offizielle an, dass der Angriff der Terror-Miliz bereits begonnen habe. Ebenso berichtet Bild, dass deutsche Sicherheitskreise davon ausgingen, dass die afghanische Hauptstadt noch in dieser Woche an die Taliban fallen könne.

Zwar erklärte die Taliban am Sonntag, dass die Kämpfer nicht in die afghanische Hauptstadt vordringen werden, in den Mittagsstunden vermelden jedoch erste Medien, dass die Kämpfer bereits in der Stadt seien. © -, AFP

Seehofer: Afghanistan-Einsatz gescheitert

Bundesinnenminister Horst Seehofer hält den Bundeswehreinsatz in Afghanistan für gescheitert und rechnet mit einer neuen Fluchtbewegung nach Europa. "Was im Moment in Afghanistan geschieht, ist ein Desaster", sagte der CSU-Politiker der Augsburger Allgemeinen. "Das große Ziel war es, die Lebensbedingungen für die Menschen zu verbessern und Stabilität ins Land zu bringen. Heute muss man leider festhalten: Das ist gescheitert."