AfD im Umfragetief: Auf Normalmaß geschrumpft

23.2.2017, 11:00 Uhr

Es läuft nicht mehr für die AfD: Umfragen sehen sie jetzt bei acht Prozent. © dpa

Die Wahl, auf die die AfD so lange gewartet hat, die sie zur Schicksalswahl für die Zukunft Deutschlands stilisiert, sie rückt immer näher. Nun aber scheint der AfD die Luft auszugehen. Die Partei steckt im Umfragetief. Nach einer neuen Forsa-Umfrage würde sie derzeit gerade einmal acht Prozent der Stimmen erhalten - Ende Dezember waren es noch zwölf. Drei Gründe.

Die Partei schafft es nicht, sich vom rechten Mief zu befreien: Der Thüringer AfD-Chef Björn Höcke ist mit seiner Dresdner Rede untragbar geworden für eine Partei, die die Zuschreibung "rechts" immer weit von sich weist. Dennoch ist der Bundesvorstand in der Frage, ob man ihn nun aus der Partei ausschließen soll, gespalten - weil Höcke anscheinend doch viele Wähler bringt, auf die man ungern verzichtet. Die NPD scheiterte stets daran, dass sie unwählbar war für alle, die sich für "anständig" halten und mit Neonazis nichts zu tun haben wollten - dieses Schicksal droht auch der AfD, solange sie Männer wie Höcke nicht aus der Partei wirft.

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Die Strategie "Erst provozieren, dann relativieren" zieht nicht mehr: Ob Schüsse auf Flüchtlinge oder abfällige Äußerungen über Nationalspieler Jerome Boateng - mit zugespitzten und kontroversen Aussagen schaffte es die AfD vor einigen Monaten noch spielerisch in die Überschriften (provozieren). Als der Aufschrei  zu groß wurde, ruderten die Funktionäre zurück, erklärten dann etwa, auf der Computermaus ausgerutscht oder falsch zitiert worden zu sein (relativieren). Effekt: Ganz Deutschland diskutierte über eine Zehn-Prozent-Partei. Inzwischen ist die Strategie durchschaut, Medien und Öffentlichkeit reagieren gelassener auf die schrillen Äußerungen. Die AfD ist in der öffentlichen Wahrnehmung wieder auf Normalmaß geschrumpft.

Der Martin-Schulz-Hype macht der Partei zu schaffen: Im anbrechenden Wahlkampf wird  nicht mehr nur über Flüchtlinge diskutiert - das ist verheerend für die AfD, die vor allem mit diesem Thema von sich reden macht und sich zu anderen Politikbereichen kaum zu Wort meldet. Das hat mit der stark gesunkenen Zahl der Neunankömmlinge an Deutschlands Grenzen zu tun, vor allem aber mit Martin Schulz. Der SPD-Kanzlerkandidat schafft es geschickt, die Wahrnehmung auf die Kanzlerfrage (Schulz oder Merkel) zu lenken - und auf das Thema soziale Gerechtigkeit. Zwar spricht auch die AfD gerne über Menschen am Rande der Gesellschaft - allerdings nur, um sie gegen Migranten auszuspielen. Das zeigt ein Blick ins AfD-Grundsatzprogramm: Vermögens- und Erbschaftssteuer sollen abgeschafft, der Staat verschlankt werden. Das hilft ganz sicher nicht den Armen.