Bundestag: Reichen 9500 Euro brutto nicht?

25.1.2018, 10:52 Uhr

Die Reichstagskuppel im Bundestag: Parlamentarier erhalten eine Abgeordnetenentschädigung von gut 9500 Euro brutto im Monat. © dpa

Natürlich kommt es auch jetzt wieder, das Argument vom angeblich schlecht bezahlten Abgeordneten. Mit 9500 Euro brutto im Monat verdiene der vergleichsweise wenig, gemessen an der Arbeit, die er leiste. Ein Argument, das ein Schlag ins Gesicht sein muss für all diejenigen, die genauso hart arbeiten, dafür aber kaum Anerkennung und wenig Geld erhalten.

Dass 41 Parlamentarier auch noch gut bezahlten Nebentätigkeiten nachgehen, hat also sicher nicht damit zu tun, dass sie auf Zusatzeinkünfte angewiesen sind. Umso problematischer ist ihr Verhalten - aus mindestens zwei Gründen.

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Erstens: Zwar ergeben sich aus einem Arbeitsverhältnis nicht immer gleich Abhängigkeiten. Ganz sicher aber ergeben sich Loyalitäten - zum Arbeitgeber oder (im Fall selbstständiger Tätigkeit) zum eigenen Berufsstand. Bundestagsabgeordnete müssen aber frei von solchen Loyalitäten entscheiden können. Wer als Abgeordneter mit Nebentätigkeit aber glaubt, diese einfach ausblenden zu können, sitzt einer Illusion auf. 

Zweitens: Den 41 Abgeordneten, die in der Statistik auftauchen, bringt ihre Nebentätigkeit mehr als 1000 Euro im Monat ein, manchen gar das Zwanzigfache. Wer aber so viel zusätzlich verdient, dessen Nebenaufgabe muss notwendigerweise Zeit kosten. Zeit, die für die Parlamentsarbeit - und damit für die Bürger - fehlt.

Leidtragende der Gutverdiener unter den Parlamentariern sind letzten Endes aber auch deren Kollegen im Bundestag. Denn die meisten der 709 Abgeordneten verdienen sich nichts hinzu - drohen nun aber in einen Topf geworfen zu werden mit all den Nebenverdienern. Deswegen sollten sie dringend etwas dagegen unternehmen - und ein seit Jahrzehnten überfälliges Verbot bezahlter Nebentätigkeiten verabschieden. 

Tun sie es nicht, bleibt den Bürgern noch eine andere Option: sich die Liste der Nebenverdiener einmal genau anzusehen - und bei der nächsten Wahl die entsprechenden Schlüsse zu ziehen.