Abschied vom Bundestag

"Horch amol"-Podcast: Für Uwe Kekeritz ist nach zwölf Jahren Schluss

20.10.2021, 15:38 Uhr

"Mich hat es gewundert, dass Markus Söder nach der Wahl nicht sofort zurückgetreten ist", sagt Uwe Kekeritz. Nach einer so verheerenden Wahlniederlage als Ministerpräsident und Parteivorsitzender, sei dies nur die logische Konsequenz, so der scheidende Bundestagsabgeordnete der Grünen. Die CSU bezeichnet er als "kopf- und hilflos" und erregt sich zudem über einen Verkehrsminister Andreas Scheuer, der in Berlin dank der schützenden Hand von Söder seine "desaströsen Thesen" bis kurz vor dem Ende des Wahlkampfs verbreiten durfte.

In solchen Momenten ist der Uwe Kekeritz der frühen Jahre zurück. Bereits in den 1970er-Jahren engagierte er sich in der Friedens- und Antiatomkraftbewegung und setzte sich für den Schutz der Umwelt ein. Kein Wunder also, dass der heute 68-Jährige der CSU nicht recht über den Weg traut und den grünen Anstrich von Markus Söder eher als "Marketinggag", denn als ernst zu nehmenden Gesinnungswandel wahrnimmt.

Ende der 1980er-Jahre war Kekeritz zwei Jahre in Kamerun für den Deutschen Entwicklungsdienst im Einsatz und spätestens seitdem nimmt die Entwicklungspolitik breiten Raum in seinem Wirken ein. Er ist davon überzeugt, dass beispielweise die deutsche Landwirtschaft nicht einem "immer schneller, immer größer" hätte verschreiben müssen, wenn man weltweit mehr im Miteinander, statt im Gegeneinander agieren würde.

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Die Aussage "der Markt regelt alles", sei grundfalsch, so Kekeritz. "Der Markt regelt gar nichts", sagt er und sieht die Politik in der Pflicht, hier klare Regeln für eine soziale und ökologisch orientierte Marktwirtschaft aufzustellen. Mit Blick auf den möglichen Koalitionspartner FDP sieht er hier gravierende Unterschiede zu den Grünen.

Auch am momentan noch amtierenden Minister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Gerd Müller (CSU), entdeckt Kekeritz nur wenig Pluspunkte. "Seine gute Rhetorik hat dazu geführt, dass das Thema immer wieder aufgetaucht ist und auch ins Bewusstsein geholt wurde", sagt der Grünen-Abgeordnete. "Mit Erfolgen ist es aber nicht weit her", konstatiert Kekeritz. Müller wurde "weder aus Bayern von der CSU, noch in Berlin von der CDU/CSU unterstützt", wie am völlig verwässerten Lieferkettengesetz sichtbar sei. Zudem habe er der völligen "Verzwergung" seines Ministeriums zugeschaut und mit der alleinigen Fokusierung auf Afrika die falschen Signale gesetzt.

Er hätte gerne noch eine Periode in Berlin dem Bundestag angehört - daraus macht Uwe Kekeritz kein Hehl. Dennoch ist er nicht frustriert, dass er sich dieses mal mit Platz 20 auf der Landesliste zufrieden gegeben hat. "Wir haben Ernst damit gemacht, vordere Plätze für die Jüngeren freizumachen", sagt er mit gewissem Stolz. Nun gehe es darum möglichst viele grüne Ziele zu erreichen. Für ihn persönlich wäre es am Wichtigsten, den menschengemachten Temperaturanstieg weltweit auf 1,5 Grad zu begrenzen, die 17 globalen Ziele für nachhaltige Entwicklung zu erreichen und dabei den Abbau der Ungleichheit voranzutreiben, die heute weltweit vor allem noch die Frauen betrifft.

Es bleibt demnach einiges zu tun, wenn die Wünsche des bald Ex-Parlamentariers in Erfüllung gehen sollen. Doch hören Sie selbst...