Keine Staus beim Streik: Ein Problem für die Gewerkschaften

9.10.2020, 14:43 Uhr

Gähnende Leere auf der Straße: Trotz Streik im öffentlichen Nahverkehr blieben die Automassen auf Nürnbergs Straßen aus. © Franziska Holzschuh

Die übliche Überschrift über einen Artikel zu einem Streik im öffentlichen Nahverkehr würde lauten: „Chaos: Pendler standen stundenlang im Stau“. Oder so ähnlich. Passt aber nicht zur Realität, jedenfalls nicht zu der, die gestern zu beobachten war. Zwar fuhren bis 14 Uhr keine Busse und keine Straßenbahnen, weil die Gewerkschaft Verdi ihre Mitglieder bei der Nürnberger VAG zum Warnstreik aufgerufen hat; von Chaos auf den Straßen aber keine Spur.

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Offensichtlich haben sich diejenigen, die sonst den öffentlichen Personennahverkehr nutzen, auf den Ausstand eingestellt, haben andere Möglichkeiten gefunden, zur Arbeitsstelle zu kommen. Etwa, in dem man nach dem gemütlichen Frühstück zuhause an den Computer im Arbeitszimmer wechselt, um sich mit den Kollegen zu vernetzen. Das Homeoffice, eine der Entdeckungen in Corona-Zeiten, hat die Arbeitswelt merkbar verändert. Je mehr die Digitalisierung hier um sich greift, umso mehr Menschen werden nicht mehr unbedingt pendeln müssen, um arbeiten zu können. Jedenfalls nicht täglich.

Das wiederum ist ein Problem für die Gewerkschaften. Sie kalkulieren ja damit, dass ein Arbeitsausstand im ÖPNV viele Menschen trifft, damit die Arbeitgeber verhandlungsbereit sind. War am Freitag nicht der Fall.