Kommentar: Claudia Stamm: Auf zu neuen, grüneren Ufern

22.3.2017, 19:44 Uhr

Es war eine Sensation, als Claudia Stamm 2009 als Nachrückerin für Barbara Rütting in den bayerischen Landtag einzog. Erstmals saßen eine Mutter und ihre Tochter im Parlament – noch dazu in getrennten Fraktionen, denn Mama Barbara, seit 2008 Landtagspräsidentin, vertritt die regierende CSU und gilt als enorm treue Parteisoldatin. Claudia Stamm aber wurde mit ihren Grünen und vor allem der Fraktion unter Leitung der streitbaren Margarete Bause nie so richtig warm.

Kaum war der Promibonus aufgebraucht, wurden die Konflikte mit den Parteioberen immer stärker sichtbar. Spätestens ab Herbst 2015 aber, als Stamm auf dem Höhepunkt der Flüchtlingskrise mit einem Antrag zum Landesparteitag in Bad Windsheim die Spaltung ihrer Partei in der Asylpolitik in aller Öffentlichkeit zur Schau stellte, dürfte es manchem Grünen endgültig gereicht haben – obwohl Stamm bei der Basis hohes Ansehen genoss. Die vielen Stimmen, die sie holte, als sie 2012 überraschend Landrätin in Ansbach werden wollte, zeigten das eindrücklich. Nur knapp verfehlte sie damals die Stichwahl.

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Wie 2009 Barbara Rütting kehrt Claudia Stamm jetzt den Grünen den Rücken (S.17). Mit ein paar Mitstreitern, viele davon ebenfalls aus dem Umfeld der Grünen, will sie eine neue Partei gründen – mit Themen wie Ökologie, Gleichberechtigung und soziale Gerechtigkeit. Erste noch schwammig formulierte Ziele klingen nach einer
radikaleren, stärker basisorientierten Version der Grünen. Ob dafür in Bayerns Parteienlandschaft noch Platz ist? Stamms Vorgängerin Rütting hat übrigens vor einigen Monaten auch eine Partei gegründet – und ist mit ihrer esoterischen Bewegung "für Veränderung, Vegetarier und Veganer" in der Bedeutungslosigkeit verschwunden.