Kommunalwahl in Nürnberg: Grüne in Umfrage stark

4.3.2020, 09:51 Uhr

Seit dem Jahr 2002 regiert im Nürnberger Rathaus eine große Koalition aus SPD und CSU; anfangs auch unter Beteiligung der Grünen, seit 2008 ohne sie. Aus den jüngsten Wahlkampfauftritten der Spitzenkandidaten der beiden größten Fraktionen kann man durchaus schließen, dass sie diese Zusammenarbeit gerne fortsetzen wollen.

Das verspricht immerhin eine komfortable, absolute Mehrheit im Rat. Sehr zum Leidwesen der kleineren Parteien und Wahlorganisationen – und auch der Grünen, die gerne wieder stärker "mitregieren" würden.

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Doch wollen die Nürnberger Wähler auch eine Fortsetzung der großen Koalition der zwei Volksparteien im Rathaus, ohne die derzeit nichts geht? Oder stärken sie diesmal den – bundesweit und zuletzt in Hamburg sehr erfolgreichen – Grünen in der Frankenmetropole den Rücken, damit diese selbstbewusster in Bayerns zweitgrößter Stadt auftreten können? Und werden sie der Öko-Partei dadurch vielleicht sogar so viele Stadtratsmandate ermöglichen, dass sie bis zum Jahr 2026 eine Mehrheitsbeteiligung im Rat mit der SPD und der CSU eingehen kann?



Rein rechnerisch könnte nämlich auch eine andere Mehrheit im Nürnberger Stadtrat zusammenkommen, folgt man der Umfrage zum "Nürnberg Trend 2020", die die Nürnberger Nachrichten exklusiv in Auftrag gegeben haben. Im vorletzten Teil unserer Auswertung geht es diesmal um die spannende Sonntagsfrage zur Zusammensetzung des Stadtrats. Wir wollten wissen: "Wenn jetzt am kommenden Sonntag die Wahl des Nürnberger Stadtrats anstünde, welcher Partei oder Wählergruppe würden Sie Ihre Stimme geben?"



Im Februar sind telefonisch insgesamt 384 wahlberichtigte Nürnbergerinnen und Nürnberger für den repräsentativen Trend interviewt worden. Die wissenschaftliche Begleitung erfolgte durch die Agentur werkDREI und Prof. Dr. Edgar Feichtner von der OTH Regensburg. Er ist Gründer und Gesellschafter der "mafotools GmbH – Privates Institut für DV-gestützte Marktforschung". Die telefonische Befragung vom 7. bis zum 21. Februar hatte das Forschungswerk Nürnberg übernommen.

Das Ergebnis der Umfrage für den "Nürnberg Trend 2020" deutet auf eine Machtverschiebung im künftigen Nürnberger Stadtrat hin.

Bisher stellen die Sozialdemokraten mit 31 Stadträten die stärkste Fraktion. Sie erzielten mit ihrem Spitzenkandidaten und OB Ulrich Maly 2014 ein Ergebnis von 44,1 Prozent. Und konnten sich damit noch einmal gegenüber der Wahl 2008 um 0,9 Prozentpunkte steigern.

Die CSU ist aktuell mit 21 Stadträten im Kommunalparlament vertreten und zweitstärkste Fraktion. Bei der Kommunalwahl vor sechs Jahren büßten die Christsozialen (mit ihrem OB-Kandidaten Sebastian Brehm) 2,6 Prozentpunkte ein und landeten bei 29,4 Prozent.



Die Fraktion der Grünen stellt derzeit sechs Vertreter im 70-köpfigen Rat. Sie konnte sich 2014 um 1,4 Prozentpunkte steigern und erzielte 9,0 Prozent.

Wenn jetzt am Sonntag Kommunalwahl wäre, sähe die Zusammensetzung des Stadtrats anders aus. Die SPD bliebe demnach zwar stärkste Kraft im Rat. Doch in der Befragung für den "Nürnberg Trend" gaben ihr die Wahlberechtigten nur noch knapp 27 Prozent. Das ist empfindlich weniger als 2014 und könnte auch als Dämpfer für den OB-Kandidaten Thorsten Brehm gewertet werden. Mit 75 Prozent den größten Zuspruch erhalten die Sozialdemokraten aus dem Lager der Wählerinnen und Wähler über 40 Jahren.

Zweitstärkste Kraft im Rat wäre demnach nicht mehr die CSU, ihre Position nehmen die Grünen ein. Ihnen gaben die Befragten 21 Prozent. Das wäre der höchste Wert der Partei bei einer Kommunalwahl in Nürnberg. Der größere Teil der Zustimmung kommt aus dem Lager der jüngeren Wähler von 18 bis zu 50 Jahren. In anderen Städten konnten die Grünen (etwa in Hannover, erstmals mit einem OB) kräftig zulegen. Profitiert davon auch die OB-Kandidatin der Grünen, Verena Osgyan? Dazu in der morgigen Ausgabe mehr.

Die CSU käme nur noch auf 19 Prozent und wäre drittstärkste Kraft im Rat. Keine gute Ausgangsposition für den OB-Kandidaten Marcus König. Es sind vor allem die über 50-Jährigen, die die Christsozialen wählen.

Ein Zweierbündnis – aus SPD und CSU oder aus SPD und Grünen oder CSU und Grünen – hätte keine absolute Mehrheit mehr im Rat. Das spräche dafür, dass die drei größten Fraktionen wieder eine Kooperation eingehen müssten, so wie ab 2002.

Doch noch gibt es eine große Unbekannte: Nahezu ein Viertel der Wähler (24 Prozent) hat angegeben, dass sie noch nicht wissen, welcher Partei oder Wählergruppe sie ihre Stimme geben werden. Das bedeutet: Die Wahlkämpfer müssen sich in den letzten Tagen vor dem 15. März noch einmal mächtig ins Zeug legen, um die Unentschlossenen für sich zu gewinnen. Unter denen, die es noch nicht wissen, was sie wählen, sind rund 65 Prozent weiblich. Die Altersgruppe der Unentschlossenen: zwischen 30 und 64 Jahren.

Auf die kleineren Parteien und Wählergruppen entfallen nur noch so wenige Umfrageteilnehmer, dass die Ergebnisse laut dem betreuenden Institut nicht aussagekräftig sind.