Wenn in Städten die Lichter ausgehen

Nürnberger Burg bald dunkel? Diese Sparmaßnahmen könnten in Bayern kommen

9.7.2022, 11:16 Uhr

Wegen der steigenden Energiepreise planen Bayerns Städte eine Reihe von Maßnahmen, um Gas und Strom einzusparen. Eine Möglichkeit: Die Reduzierung von nächtlicher Beleuchtung historischer Bauwerke. © serrnovik via www.imago-images.d

Kältere Schwimmbäder, ausgeschaltete Ampeln und die Reaktivierung von alten Ölbrennern. Die Städte und Gemeinden in Bayern planen eine Reihe von Maßnahmen, um den steigenden Energiepreisen wegen des Krieges in der Ukraine und einem befürchteten Gasmangel im kommenden Winter entgegenzuwirken.

Etliche Kommunen haben bereits konkrete Schritte verabschiedet, um in Gebäuden oder auf den Straßen den Strom- und Gasverbrauch zu drosseln. In weiteren Städten laufen die Vorbereitungen dazu. Ein Überblick über die Pläne in einigen der großen Städte des Freistaates.

Liste von Sparmaßnahmen in Nürnberg

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In der fränkischen Metropole wurde das sogenannte Kommunale Energie-Management beauftragt, eine Liste von Einsparmaßnahmen zu erarbeiten. "Der Stadtrat wird sich zeitnah mit möglichen Maßnahmen befassen", sagte Sprecher Andreas Franke. Noch sei die Liste aber nicht fertig. Mögliche Maßnahmen seien, die Beleuchtung historischer Bauwerke einzuschränken, die Straßenbeleuchtung zu reduzieren oder den Verbrauch von Warmwasser zu beschränken.

Ein weiterer Ansatz ist in Nürnberg, die Mitarbeiter künftig wieder verstärkt von zu Hause arbeiten zu lassen, um Raumkosten zu sparen. "Bestandteil wird sicher sein, in der Stadtverwaltung noch einmal intensiv für das Energiesparen zu werben", meinte Franke. Nach dem Stadtratsbeschluss sollten die Projekte rasch umgesetzt werden.

Als einen ersten Schritt wird die Stadt ab Mitte Juli bis Ende September drei von vier Hallenbädern schließen. Die Öffnungszeiten der Freibäder würden in dieser Zeit dafür verlängert. Die Bäder-Schließung soll auch für Instandhaltungsarbeiten genutzt werden.

Sparsames Bamberg hat keine Pläne

Die oberfränkische Stadt verweist darauf, dass bereits seit vielen Jahren Energie eingespart werde, vor allem durch energetische Sanierung kommunaler Gebäude. So sei beispielsweise das Bambados-Hallenbad als Passivhaus-Bad besonders energiesparend. Zudem seien bereits Ampeln und Laternen auf LED-Technik umgerüstet.

Weitere kurzfristige Maßnahmen, die nun aufgrund der Ukraine-Krise notwendig seien, würden dann umgesetzt. "Konkrete Umsetzungspläne dafür existieren bei der Stadt Bamberg derzeit noch nicht", sagte Stadtsprecher Sebastian Martin. Das weitere Vorgehen hänge von den noch nicht bekannten Rahmenbedingungen ab, beispielsweise welche Energiemengen wann verfügbar seien.

Regensburg prüft nächtliches Abschalten von Ampeln

Die Oberpfälzer Domstadt hat bereits am 1. April erste Maßnahmen umgesetzt. Damals seien in den Schwimmbädern die Wassertemperatur in den Becken verringert und Spül- sowie Duschintervalle reduziert worden, sagte Sprecherin Dagmar Obermeier-Kundel. "Die Außenbecken werden derzeit nur durch die Sonne beheizt." Weitere bereits veranlasste Maßnahmen seien die Absenkung der Heiztemperaturen in Büros und Sporthallen sowie das mobile Arbeiten der städtischen Bediensteten. Darüber hinaus werden auch in Regensburg das nächtliche Abschalten von Ampeln und die Reduzierung von Außenbeleuchtung geprüft.

Würzburg bereitet Maßnahmenpaket vor

Die unterfränkische Großstadt bereitet einen Notfallplan vor, der ein ganzes Bündel von Maßnahmen enthält. Dazu zählt beispielsweise auch die Absenkung der Temperatur in den Verwaltungsgebäuden oder die Zusammenlegung von Dienststellen. Mitarbeiter sollen motiviert werden, wieder verstärkt im Home-Office zu arbeiten. Nach einem vor wenigen Tagen gefassten Stadtratsbeschluss könnten auch in Würzburg die Schwimmbadtemperaturen gesenkt und die Straßenbeleuchtung eingeschränkt werden.

München setzt weiter auf Kohle

In der Landeshauptstadt weist das Umweltreferat darauf hin, dass bereits in der Vergangenheit der Wärmeverbrauch in städtischen Häusern durch bauliche, technische und betriebliche Maßnahmen um 29 Prozent reduziert worden sei. Auch die Straßenbeleuchtung werde seit Jahrzehnten optimiert. Im vergangenen Jahr sei mit der Umstellung der Lampen auf energiesparende LED-Technik begonnen worden.

Die aktuelle Krise hat dazu geführt, dass in den Münchner Freibädern und bei den Außenbecken der Hallenbäder die Mindesttemperatur abgesenkt wurde, um Energie einzusparen. Außerdem wird die Umstellung des Heizkraftwerks Nord auf Gasbetrieb verschoben. Der dortige Kohleblock soll zunächst weiter mit Steinkohle laufen und eventuell sogar die Produktion ausweiten. "Der Block ist sehr leistungsfähig und könnte mehr Wärme und Strom erzeugen als in den vergangenen Jahren", sagte Pressesprecherin Gesine Beste.

Bei anderen Kraftwerken würden die Münchner Stadtwerke nun zwei eigentlich schon stillgelegte Ölbrenner reaktivieren. "Die Ölreserven hierfür werden gerade aufgebaut", erläuterte Beste. Die Landeshauptstadt beobachte die aktuelle Entwicklung genau, um in Zukunft mit weiteren Maßnahmen schnell handeln zu können.

Krisenstab in Augsburg eingerichtet

In Bayerns drittgrößter Stadt hat die Verwaltung ausgerechnet, dass die kommunalen Energiekosten von bislang 16 Millionen Euro um etwa 80 Prozent in diesem Jahr in die Höhe schießen könnten. Die Stadt hat nun Maßnahmen beschlossen, um den Gasverbrauch zu reduzieren und den Haushalt zu entlasten. Zudem sei ein Krisenstab eingerichtet worden.

Zu den Maßnahmen zählt, dass auf Fassadenbeleuchtung weitgehend verzichtet wird. Auch Brunnen werden abgeschaltet. Nur die drei Monumentalbrunnen, die zu der von der Unesco zum Welterbe erklärten historischen Augsburger Wasserwirtschaft zählen, laufen noch weiter. Auch der beliebte abendliche "Lichterzauber" im Botanischen Garten wird eingeschränkt, indem der Garten nun an den Samstagen nur noch bis 22.30 Uhr statt Mitternacht beleuchtet wird.

Bei den Augsburger Freibädern wurde die Wassertemperatur um insgesamt zwei Grad reduziert, dies soll später auch für die Hallenbäder gelten. Die Straßenbeleuchtung wird künftig gedimmt. Wie die Stadt weiter berichtete, wird derzeit mit der Polizei geklärt, ob auch Ampelanlagen abgeschaltet werden können. Zudem wird schon überlegt, welche Behörden in den Weihnachtsferien eventuell nicht wie sonst üblich geöffnet werden müssen.

Keine Tabus in Passau

In Niederbayern hat der Passauer Oberbürgermeister Jürgen Dupper (SPD) alle städtischen Referate und die Tochtergesellschaften beauftragt, bis 1. August Vorschläge auszuarbeiten. In der heutigen Zeit könne die Kommune ihre Einrichtungen wie die Eisarena, eine Sauna oder das warme Lesezimmer in der Bücherei nicht uneingeschränkt betreiben. "Aus diesem Grund werden alle Bereiche uneingeschränkt unter die Lupe genommen", sagte der Politiker. Denkbar seien eingeschränkte Öffnungszeiten und abgesenkte Raumtemperaturen. Es werde keine Tabus geben, betont die Passauer Verwaltung.