Schulstart: Lehrerverbände fordern klare Konzepte

19.2.2021, 18:51 Uhr

Am Montag kehren Grundschüler in den Präsenzunterricht zurück. © Guido Kirchner, dpa

Vor dem Schulstart am Montag für einen weiteren Teil der Schüler warnen Lehrerverbände, der Staat habe die Schulen darauf nicht vorbereitet. "Die Schule darf nicht zum politischen Versuchskaninchen werden", sagt Simone Fleischmann, Vorsitzende des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes (BLLV). "Wir fordern ein klares Testkonzept, eine Impfstrategie, und dass die Hygienekonzepte umgesetzt werden."

Das Kultusministerium skizziere in seinen Schreiben zwar regelmäßig "alle Anforderungen. Aber die Antworten sind nicht gegeben", sagt Fleischmann. Zu viele Ansagen seien widersprüchlich. Sie könne nicht mehr nachvollziehen, warum die Kinder jetzt in die Schule zurückkehren, "16 in einem Klassenzimmer, und wenn das groß genug ist, sogar alle in einen Raum. Aber Essen gehen und treffen dürfen wir uns nicht mit einer anderen Familie."

Gurgeln als Ausweg?

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Dass Lehrkräfte sich einmal testen lassen können, sei kaum mehr "als eine Alibiveranstaltung". Und wer die Schüler in der Schule testen soll, sei ebenfalls offen. Sicher sei nur, "dass wir das nicht machen." Zwar schlagen Politiker wie der FDP-Abgeordnete Matthias Fischbach und sein grüner Kollege Christian Zwanziger, beide aus Erlangen, so genannte PCR-Pooltests auf Gurgelbasis vor. Einige Firmen setzen sie bereits erfolgreich ein; die Mitarbeiter bringen etwas gegurgelte Flüssigkeit mit, die zusammen geschüttet und auf das Virus getestet werden. Die beiden halten das für einen Weg auch für Schulen.

Fleischmann ist skeptisch bei Tests, die zuhause gemacht werden können und sich nur schwer kontrollieren lassen. Auch die Lehrkräfte blickten dem Schulbetrieb mit Sorge entgegen, sagt sie. Es sei "schön, dass sie jetzt OP-Masken vom Staat gestellt bekommen. Die Schüler aber bekommen sie nicht." Für sie gelte nur, dass sie Mund und Nase bedecken müssen. "Die können den Schal hochziehen und gut ist es."

Die BLLV-Chefin hält es deshalb für geboten, dass die Lehrkräfte früh geimpft werden, früher als bisher geplant. "Ich weiß, dass das eine schwierige Diskussion ist. Wir wollen uns auch nicht vordrängeln. Aber es wäre ein wichtiger Baustein für maximalen Schutz in der Schule."



Sie frage sich auch, sagt Simone Fleischmann, wie ab Montag die Betreuung der Kinder in den Notgruppen und den Kitas aussehen soll. "Wenn das Ministerium die Eltern nur bittet, sie sollen ihre Kinder eben nicht mehr in die Notbetreuung geben, dann wird das eine Bruchlandung geben." Denn die Lehrkräfte müssten sich wieder auf den Unterricht konzentrieren. Damit fehlten sie aber bei der Notbetreuung. So oder so seien die Lehrkräfte an ihren Grenzen angelangt.

Nicht verloren

Dass dies ein verlorenes Schuljahr sei, verneint die Funktionärin. Sie warnt aber, dass es viele Verlierer unter den Kindern geben könnte, wenn der Staat nicht die Bildungslücken schließt, die sich auftun. Wenn Ministerpräsident Söder nun einen Kindergipfel ankündigt, sei das gut. "Aber sofort. Da können wir nicht mehr warten." Es werde mehr Schulsozialarbeit brauchen, mehr Schulpsychologen und eigene Lerngruppen für jene, die abgehängt sind. "Wir brauchen endlich ein Gesamtkonzept. Im Moment doktern wir nur an den Symptomen herum."