Trauer und Mut: Gedenken an die Opfer des 11. Septembers

12.9.2011, 08:16 Uhr

Am Ende eines langen Tages voller düsterer Erinnerungen sprach Präsident Barack Obama seinem Volk neuen Mut aus: Die Attentäter seien mit dem Versuch gescheitert, das Land zu einem schlechteren Ort zu machen. Es gebe in den USA weiter freie Märkte, das Recht auf freie Meinungsäußerung und Religionsfreiheit. „Wir sind nicht dem Argwohn und Misstrauen erlegen“, sagte er.

Am 12. September (2001) wachten wir in einer Welt auf, in der das Böse näher war und Unsicherheit unsere Zukunft trübte“, sagte Obama. Aber heute seien die Amerikaner durch diese Erfahrung stärker als zuvor. Damals hatten islamistische Terroristen vier Passagierflugzeuge entführt. Mit zwei Jets legten sie die Zwillingstürme des World Trade Center in Schutt und Asche. Einer flog ins Pentagon bei Washington, der vierte stürzte im Bundesstaat Pennsylvania ab.

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Im Zentrum der Feiern an dem Tag standen die Hinterbliebenen. Sie verlasen in New York die Namen der Toten. Die Zeremonie dauerte weit mehr als vier Stunden. Häufig sprachen die Trauernden mit gebrochener Stimme, wischten sich Tränen aus dem Gesicht. Politisch wurde es bei einer Feier im Verteidigungsministerium, wo damals 184 Menschen starben. „Wir werden nicht aufhören, bis Al Kaida völlig zerstört ist“, sagte Vize-Präsident Joe Biden dort in einer Rede.

Am Nachmittag legte Obama hier einen Kranz nieder, nachdem er zuvor die Feier für 40 Opfer in Shanksville besucht hatte. Zugleich überschattete eine aktuelle, undefinierte Terrorbedrohung den Tag der Trauer. In New York und Washington gab es allerorts massive Sicherheitsvorkehrungen. Aus Angst vor einem Anschlag eskortierten zwei Militärjets auch ein Passagierflugzeug aus Los Angeles zum Airport in New York. Drei Fluggäste hatten sich verdächtig in der Bord-Toilette verhalten.

Obamas Auftritt in New York war frei von politischer Rhetorik. Er las einen Psalm über das Gottvertrauen. George W. Bush, der bei den Anschlägen vor zehn Jahren als US-Präsident regierte, zitierte aus einem tröstenden Brief seines fernen Amtsvorgängers Abraham Lincoln an eine Mutter, die im Bürgerkrieg fünf Söhne verloren hatte. Im Schatten des neu entstehenden gewaltigen Büroturms „1 WTC“ wurde vorerst für Angehörige ein Gedenkpark eröffnet. Kern sind zwei quadratische Becken an den Stellen, an denen die Zwillingstürme standen. An ihren 60 Meter langen Kanten stürzt Wasser fast zehn Meter in die Tiefe. An den Rändern sind die Namen der 2977 Opfer eingraviert sowie die Namen von sechs weiteren Menschen, die bei einem ersten islamistischen Anschlag auf den Komplex 1993 starben.

Obama bekräftige in seiner Rede am Abend, die nach dem 11. September begonnenen US-Kriege im Irak und in Afghanistan beenden zu wollen. „Diese vergangenen zehn Jahre haben Amerikas Entschlossenheit gezeigt, seine Bürger zu verteidigen.“ Zwei Millionen Amerikaner seien seit den Terroranschlägen dafür in den Krieg in fremde Länder gezogen. Sie hätten bewiesen, dass niemand den USA einen Schaden zufügen könne, ohne dafür bestraft zu werden. „Aber ein Krieg an sich ist nicht glorreich“, sagte Obama weiter.

Die Stärke der USA werde auch daran gemessen, ob sie ihr Versprechen einhalten können, diese Länder freien Völkern und souveränen Staaten zu überlassen. „Und in unserem Verlangen, uns von einer Dekade des Krieges in eine Zukunft des Friedens zu bewegen.“ Eine Maßgabe seines Vorgängers Bush gelte ohnehin weiter: „Die USA werden niemals einen Krieg gegen den Islam oder irgendeine Religion führen.“