Trotz Lockerungen: Für die Schüler in Bayern wird nichts normal

22.4.2020, 13:24 Uhr

Wenn ab kommender Woche die ersten Schüler in den Unterricht kommen dürfen, wird für sie nichts so sein wie bisher. Maximal 15 Schüler in einer Klasse, jeder an einem eigenen Tisch, mindestens 1,5 Meter Abstand zum Nachbarn. © Horst Linke, NN

Bayerns Schüler werden nur sehr langsam in den Schulalltag zurückkehren können. Kultusminister Michael Piazolo macht klar, dass die Corona-bedingten Einschränkungen bis ins neue Schuljahr reichen werden.

Wenn ab kommender Woche die ersten Schüler in den Unterricht kommen dürfen, wird für sie nichts so sein wie bisher. Maximal 15 Schüler in einer Klasse, jeder an einem eigenen Tisch, mindestens 1,5 Meter Abstand zum Nachbarn. Dazu Pausen, die sie getrennt verbringen werden, kein Schulkiosk, dafür Mundschutz-Masken und besondere Hygienevorschriften. Außerdem erhalten sie Unterricht nur in den Prüfungsfächern.

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Zu den besonderen Vorschriften gehören auch Mundschutzmasken. Bayern will sie für die Schüler im Unterricht nicht zur Pflicht machen. Trotzdem sollen alle zum Schulstart einen Mundschutz erhalten, wenn sie selbst noch keinen besitzen. Sind Schüler vorerkrankt und deshalb besonders durch das Virus gefährdet, können sie sich vom Schulbesuch beim Arzt befreien lassen und weiter dem Online-Unterricht folgen. Das gilt auch vor die Lehrkräfte. Wenn sie älter als 60 sind, können sie unterrichten, müssen aber nicht.

Bayern öffnet seine Schulen zunächst für die Abschlussklassen und damit für rund ein Siebtel aller Schüler. Abiturienten können sich bis zum 20. Mai auf die Prüfungen vorbereiten, dann starten die ersten Tests. Für die Mittelschulen ist der Termin auf den 6. Juli festgelegt, für die Fach- und Berufsoberschulen auf den 18. und für die Realschulen auf den 30. Juni. Ab dem 11. Mai will Bayern zudem Schüler wieder in den Unterricht lassen, deren Abschluss im kommenden Schuljahr vorgesehen ist.



Keine leichte Aufgabe

Ziel sei es, sagt Bildungsminister Michael Piazolo, "dass wir noch in diesem Schuljahr alle Schüler wieder in die Schule bekommen". Allerdings werde der Betrieb anders ablaufen müssen als sonst üblich, weil die Klassenstärken weiter klein bleiben sollen, damit der Abstand zwischen den Schülern gewahrt bleiben kann. So müssen sich die Eltern darauf einstellen, dass die Klassen sich im Schichtbetrieb die Schulen teilen. Er könne die Pläne dafür "noch nicht offenlegen", sagt Piazolo, weil sie der Entwicklung der Corona-Pandemie folgten. Denkbar sei aber ein Schichtbetrieb im Wochen-, im Tages- oder im Stundenrhythmus.

Für die Eltern bedeutet dass, dass sie die Kinder möglicherweise noch über Wochen zuhause betreuen müssen. "Das Lernen zuhause wird für die meisten weitergehen", sagt Piazolo. Das sei keine leichte Aufgabe, zumal "Eltern keine Ersatzlehrer sind". Der Minister will nun "klarere Regeln und Empfehlungen" aufstellen; ihm schwebt "ein Methodenmix" vor, der sich nicht auf digitale Angebote beschränken soll. Piazolo ist auch klar, dass die Situation sich für die Eltern als immer schwieriger darstellen wird, je mehr der Lockdown zurückgeht.

Piazolo reagiert auch auf die Kritik vieler Eltern, die bayerische Lernplattform Mebis funktioniere nicht stabil. Auf Mebis können Lehrkräfte ihr Unterrichtsmaterial digital zur Verfügung stellen. Doch obwohl Bayern laut Piazolo die Kapazität für Mebis mittlerweile verzehnfacht hat, recht das bei weitem nicht aus. Das liege auch daran, dass mittlerweile 1,1 Millionen Nutzer auf Mebis zugreifen und die Lehrkräfte insgesamt 200.000 Plattformen hochgeladen haben.

Eines der großen Probleme neben der Klassenstärke ist auch der Unterrichtsstoff insgesamt. Dass die Schulen im gegenwärtigen Ausnahmezustand allen Schülern den vorgesehenen Stoff vermitteln können, glaubt auch Piazolo nicht. Es gebe zwar immer Spielraum, sagt er. Doch klar sei, dass schon jetzt bei den Schülern sich Defizite aufbauen. "Diese Lücken müssen wir im kommenden Schuljahr schließen." Das Ministerium arbeite deshalb mit den Schulleitern daran, wie sich beide Jahre miteinander verknüpfen ließen, welcher Stoff verzichtbar sei und wie sich die Stundentafel komprimieren lasse. "Wir werden eine Phase des Übergangs Anfang nächsten Jahres schaffen", sagt der Minister. Bis Normalität an den Schulen einkehrt, wird es noch lange dauern.


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