Trotz zahlreicher Unfälle: Kein Tempolimit auf A8

24.1.2021, 09:08 Uhr

Digitale Schilderbrücken können das Tempo variabel vorgeben. Auf der A8 sollen sie jedoch nicht flächendeckend zum Einsatz kommen. © Peter Steffen/dpa

Seit dem Ausbau der Autobahn 8 (München-Ulm) vor wenigen Jahren kommt es immer wieder zu schweren Unfällen auf der nun sechsspurigen Strecke. Trotzdem gibt es auf dem größten Teil der Fernstraße keine Geschwindigkeitsbeschränkung. Die Forderung, durchgängig moderne Schilderbrücken für variable Tempolimits zu errichten, soll in den nächsten Jahren auch nur teilweise umgesetzt werden.


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Für den Abschnitt zwischen Augsburg und Ulm gibt es aktuell keine Planungen für einen Bau solcher Anlagen. Dies erklärte eine Sprecherin der südbayerischen Niederlassung der neuen Autobahngesellschaft, die zum Jahresbeginn die Verwaltung der Bundesautobahnen übernommen hat. Gerade in diesem Bereich verlangen deswegen nun Kommunalpolitiker, mit einfachen Verkehrszeichen schnell Geschwindigkeitsbegrenzungen umzusetzen.

Die rund 110 Kilometer lange A8 zwischen München und der Landesgrenze zu Baden-Württemberg war zwischen 2007 und 2015 durchgängig von zwei auf drei Fahrbahnen pro Richtung ausgebaut worden. Mit dem Ausbau wurden auch die früheren Geschwindigkeitsbeschränkungen und Überholverbote für Lastwagen aufgehoben.

Das hat sich erheblich auf die Verkehrssicherheit ausgewirkt. Das Polizeipräsidium in Augsburg hat festgestellt, dass auf der Fernstraße im Zehn-Jahres-Vergleich 14 Prozent mehr Unfälle passieren. Noch wichtiger: "Die Anzahl der Verkehrsunfälle mit Personenschäden hat sich verdoppelt", erklärt ein Sprecher. Unfälle mit großem Sachschaden hätten um 60 Prozent zugenommen.

Auch der schwäbische Bundestagsabgeordnete Hansjörg Durz (CSU) sieht das Problem, dass vor allem die schweren Unfälle seit dem Ausbau "drastisch" mehr geworden seien. Er setzt sich daher seit Jahren für Telematik-Anlagen ein - doch die Umsetzung ist langwierig. Dabei handelt es sich um sogenannte Verkehrsbeeinflussungsanlagen. Die Leitstelle kann dann je nach Verkehrslage und Wetter auf den Schilderbrücken verschiedene Geschwindigkeitslimits und Warnungen anzeigen oder den Verkehr freigeben. Die Technik ist im Vergleich zu klassischen Tempolimits durch Blechschilder auch sehr teuer.



Für die Strecke zwischen den Ballungsräumen München und Augsburg soll der Bau der Anlagen 2023 beginnen. "Wir rechnen mit einer Gesamtbauzeit von circa drei Jahren und damit einer voraussichtlichen Inbetriebnahme der Anlage im Jahr 2026", erklärt Katharina Holzapfel von der staatlichen Autobahn GmbH. Die Gesamtkosten würden etwa 41 Millionen Euro betragen.

"Ich bin der Überzeugung, die Telematik muss auch von Augsburg bis Ulm gebaut werden", sagt Durz. Das Bundesverkehrsministerium hat bereits angekündigt, die A8 zu einer Teststrecke für autonome Fahrzeuge zu machen. In diesem Rahmen sollen dann auch die Schilderbrücken auf dem zweiten Streckenabschnitt gebaut werden. Doch dieses Projekt stehe noch ganz am Anfang, erklärt Durz. "Da gibt es noch keine konkreten Planungen." Er hofft trotzdem auf eine Umsetzung - "so schnell wie möglich".

Da die Realisierung solcher Technik üblicherweise lange dauert, wurde Mitte 2020 im Raum Augsburg als Übergangslösung eine klassische Geschwindigkeitsbegrenzung mit einfachen Schildern umgesetzt. Seitdem darf man dort auf einem rund zehn Kilometer langen Stück tagsüber nur maximal 120 Stundenkilometer fahren. In mehreren Nachbargemeinden wie Zusmarshausen oder Adelsried gibt es nun die Forderung, auch auf der weiteren Strecke der Autobahn Richtung Neu-Ulm/Ulm ein Tempolimit einzuführen.

Dass solch eine Maßnahme zur Verkehrssicherheit beitragen kann, zeigen die ersten Beobachtungen der Polizei. Insgesamt zeichne sich auf dem Abschnitt bei Augsburg durch das Tempolimit "eine Harmonisierung des Verkehrsflusses und eine Reduzierung des Unfallgeschehens" ab, sagt der Sprecher des Präsidiums in Augsburg. "Dies gilt insbesondere im Hinblick auf die Unfallfolgen." Es sei ein Rückgang von Unfällen mit Verletzten sowie von Unfällen mit großen Schäden erkennbar. Detailliertere Zahlen will die Polizeibehörde in wenigen Wochen mit der jährlichen Verkehrsstatistik vorlegen.

Durz betont, dass rechtssichere Geschwindigkeitsbegrenzungen immer mit der Verkehrssicherheit begründet werden müssten. Der Bundestagsabgeordnete geht allerdings auch davon aus, dass an weiteren Stellen der Fernstraße mit Verkehrsschildern früher reagiert werden kann - ehe dann in einigen Jahren Telematik-Anlagen an der Strecke errichtet werden.