Umfrage: Mehrheit der Deutschen will die Wehrpflicht zurück

5.8.2018, 16:21 Uhr

Die Junge Union hat sich für ein "verpflichtendes Gesellschaftsjahr" für alle Schulabgänger in Deutschland ausgesprochen. Diese sollen dann selbst entscheiden, ob sie dieses in der Bundeswehr oder in einer sozialen Einrichtung absolvieren wollen. © dpa

Die von CDU-Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer ins Gespräch gebrachte mögliche Wiedereinführung einer Dienst- oder Wehrpflicht stößt in der Union auf Zustimmung. In einer gemeinsamen Initiative forderten die Junge Union (JU) und die Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung der Union (MIT) die Einführung eines "verpflichtenden Gesellschaftsjahres" für alle Schulabgänger aus, wie die Bild am Sonntag berichtete.

Die Mehrheit der Deutschen befürwortet einer Umfrage zufolge eine Wiederaufnahme der seit sieben Jahren ausgesetzten Wehrpflicht. Dem Vorschlag von JU und MIT zufolge sollen Schulabgänger selbst entscheiden, ob sie das Pflichtjahr bei der Bundeswehr oder in einer sozialen Einrichtung absolvieren. "Wir leben in einem wunderbaren, einem wohlhabenden Land", sagte JU-Chef Paul Ziemiak der Zeitung. "Ein Gesellschaftsjahr gibt die Möglichkeit, etwas zurückzugeben und gleichzeitig den Zusammenhalt im Land zu stärken."

Werbung
Werbung

Reservistenverband der Bundeswehr begrüßt Vorschlag

Der stellvertretende CDU-Vorsitzende Thomas Strobl unterstützte den Vorschlag. Es gehe ihm dabei nicht nur um die Bundeswehr und sicherheitspolitische Fragen, sagte Strobl den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Junge Menschen sollten die Möglichkeit bekommen, ihren Dienst auch in sozialen, ökologischen oder kulturellen Einrichtungen zu leisten, in Deutschland oder in anderen Ländern. "Das könnte für viele junge Frauen und Männer unheimlich gewinnbringend sein - ein Abenteuer, eine Schule des Lebens."  Auch der Reservistenverband der Bundeswehr begrüßte die Idee.

SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach signalisierte ebenfalls Unterstützung. "Ich finde den Gedanken grundsätzlich nicht falsch", sagte er. "Weil die Union damals die Wehrpflicht überstürzt abgeschafft hat und damit auch der Zivildienst wegfiel, fehlen in vielen sozialen Einrichtungen diese Kräfte." Ablehnend äußerte sich dagegen der stellvertretende SPD-Vorsitzende Ralf Stegner. Statt einen "Zwangsdienst" einzuführen, solle freiwilliges Engagement stärker gefördert werden, sagte er dem Berliner Tagesspiegel. Stegner warf der Union vor, sie wolle den Personalnotstand in der Pflege und bei der Bundeswehr "auf dem Rücken den jungen Generation" bekämpfen.

Linkspartei kritisiert die Union

Skeptisch zeigte sich auch der Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestages, Hans-Peter Bartels (SPD). "Eine allgemeine Dienstpflicht für Männer und Frauen ist verfassungsrechtlich im Moment nicht möglich. Das fällt unter das Verbot der Zwangsarbeit." Nur über das Wiederaufleben der Wehrpflicht könne man junge Frauen und Männer erfassen, die entweder ein Jahr Dienst bei der Bundeswehr oder ersatzweise in sozialen Einrichtungen ableisten.

Die Linkspartei sprach sich ebenfalls gegen den Vorstoß aus. "Einen Pflichtdienst oder ein Pflichtjahr lehne ich ab, insbesondere wenn es darum geht, personelle Notstände in der Bundeswehr, in der Pflege oder in sozialen Bereichen zu verringern", sagte der Fraktionsvorsitzende Dietmar Bartsch der Welt. "Pflichtdienste sind vergangenes Jahrhundert."

In einer Umfrage des Online-Meinungsforschungsinstituts Civey im Auftrag der Funke Mediengruppe sprachen sich 55,6 Prozent von insgesamt 5.046 Befragten für eine Wiederaufnahme der Wehrpflicht aus. 39,6 Prozent antworteten ablehnend: 27 Prozent der Befragten wollen "auf keinen Fall" eine Wiedereinführung, 12,6 Prozent antworteten mit "eher nein". Die Wehrpflicht war zum 1. Juli 2011 ausgesetzt worden. Sie besteht zwar weiter, seitdem werden aber keine Wehrpflichtigen mehr zum Dienst an der Waffe eingezogen.


Sind Sie für oder gegen die Wehrpflicht?

Schreiben Sie Ihre Meinung, diskutieren Sie hier in unserem Leserforum unter diesem Artikel mit mit! Voraussetzung für die Teilnahme ist, dass Sie sich mit Ihrem vollen Namen, ihrer postalischen Adresse und Ihrer Mailadresse registrieren. Falls Sie bereits einen Login besitzen, bei dem die Anschrift noch fehlt, bitten wir Sie, diese Daten zu ergänzen. Derzeit sind die Angaben zur Adresse noch freiwillig. Im Leserforum werden wir aber nur Kommentare zulassen, bei denen auch die Angaben "Straße/Hausnummer sowie PLZ/Ort" ausgefüllt wurden. Dennoch wird Ihr Kommentar online nur unter dem von Ihnen gewählten Nickname zu lesen sein. Meinungsbeiträge sind auch per Mail an nn-leserbriefe[at]pressenetz.de (Stichwort: Wehrpflicht) möglich.

Eine Auswahl der Einsendungen wird gegebenenfalls auch auf der gedruckten Meinungsseite in den Nürnberger Nachrichten mit Angabe des Namens und des Wohnorts (ohne Straßenangabe) erscheinen. Falls Sie damit nicht einverstanden sein sollten, bitten wir Sie, dies in Ihrem Kommentar zu vermerken.