Süden Frankreichs jetzt auch Hochrisikogebiet

Urlaub auf der Kippe: In diesen Reiseländern drohen Corona-Verschärfungen

10.8.2021, 08:51 Uhr

Die Bundesregierung stuft größere Teile Frankreichs als Corona-Hochrisikogebiet ein. Im Bild: Marseille. © Guillaume Horcajuelo, dpa

Neben Spanien, Portugal und Zypern wurde am Sonntag der Süden Frankreichs zum Hochrisikogebiet, außerdem wird wie in Italien ein Gesundheitspass verlangt. Auch Österreich und andere verschärfen ihre Regeln. Rollt da mehr auf uns zu?

Besonders übel wütete im benachbarten Elsass und in Lothringen das Coronavirus, dann hörte man lange wenig Schlimmes aus dem Nachbarland. Doch nun stieg der Inzidenzwert auf 238,9 - mit großen regionalen Unterschieden. Mitten in den bayerischen Sommerferien wurden die südfranzösischen und somit touristisch besonders interessanten Regionen Okzitanien, Provence-Alpes-Côte d'Azur, die Mittelmeerinsel Korsika und französische Überseegebiete als Hochrisikogebiete eingestuft. Das meldet das Robert-Koch-Institut (RKI). Dessen Website listet alle Hochrisiko- und Virusvariantengebiete weltweit. Eine Entwicklung, die auch im Blick auf andere Reiseländer Schlimmes befürchten lässt.


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Denn schlimmstenfalls gilt: Ungeimpfte oder nicht genesene Urlauber müssen sich nach ihrer Rückkehr aus diesem Teil Frankreichs in Quarantäne begeben und können sich erst nach fünf Tagen mit einem negativen Testergebnis daraus befreien. Wer noch nicht nach Südfrankreich abgereist ist, sollte eigentlich von touristischen Reisen in Hochrisikogebiete absehen. Sind gar schulpflichtige Kinder über sechs Jahren dabei, müssen auch sie danach mindestens fünf Tage in Quarantäne - mit möglicherweise schlimmen Folgen für die Eltern.

Frankreichs Gesundheitspass: Das müssen Urlauber wissen

Ähnlich wie Italien mit seinem Grünen Impfpass führte Frankreich am Sonntag, 8. August, zudem einen Gesundheitspass ein - den brauchen Sie, wenn Sie etwa ein Restaurant, Museen oder Einkaufszentren betreten oder Bahn und Bus fahren wollen. Damit erbringen Sie den Nachweis über vollständige Impfung, einfache Impfung bei Genesenen oder ein negatives Testergebnis.

Der Widerstand gegen den Gesundheitspass in Frankreich war immens - am Ende setzte sich Präsident Macron durch. © Vincent Isore via www.imago-images.de, imago images/IP3press

Ursprünglich war eine Einführung für Kinder und Jugendliche zwischen 12 und 18 Jahren ab Ende August vorgesehen, doch nun gilt die Regel für Minderjährige erst ab 30. September, also deutlich nach Ende der Sommerferien.

So zeigen Sie in Frankreich ihr Zertifikat vor

Einheimische benötigen dazu die französische App TousAntiCovid, die mit dem deutschen CovPass, der Corona-Warn-App oder der Luca-App vergleichbar ist. Das Europäische Verbraucherzentrum ZEV schreibt: "Falls Sie über ein COVID-Zertifikat aus Deutschland verfügen, sollten Sie Ihren QR-Code mit der CovPass-App, der Corona-Warn-App oder der Luca-App vorzeigen können" - französische Auslesegeräte müssten den Code erkennen. Sie können gegebenenfalls auch einen deutschen Impf-, Test- oder Genesenen-Nachweis in die französische App laden.

Ein negativer Corona-Test darf dabei nicht älter als 48 Stunden sein. Wer länger in Frankreich unterwegs ist, kann in Städten etwa in "Walk-in"-Testzentren und Apotheken gehen, muss die Tests aber selbst bezahlen. Hier finden Sie eine Liste der Teststellen.

Österreich kippt die lockere Erstimpfungs-Regel

Ab 15. August - also ebenfalls noch mitten in den bayerischen Sommerferien - wird die Regel in Österreich verschärft, wonach nachweislich nur einmal (!) Geimpfte, Getestete und Genesene einreisen dürfen und Zugang zu Hotels, Lokalen und Veranstaltungen bekommen. Künftig benötigt man dazu eine zweite Dosis. Denn auch hier sind die Infektionszahlen angestiegen, trotzdem fiel kürzlich die Maskenpflicht für weite Teile des Handels.

In Italien ist der Greenpass problemlos gestartet

Italien hat derzeit einen Inzidenzwert von 185,0 (Stand 9.8.) - es hatte als das erste und am schwersten betroffene europäische Land in der Corona-Pandemie früh Lehren gezogen - die Regierung griff hart durch, die Bevölkerung war sensibilisiert. Rom wollte angesichts steigender Inzidenzwerte mit der Einführung des grünen Passes am Freitag, 6. August, noch in der laufenden Saison rechtzeitig die Bremse treten, um nicht radikalere Maßnahmen ergreifen und das öffentliche Leben und den Tourismus wieder abwürgen zu müssen.

Eine Touristin zeigt am Eingang zum Collosseum in Rom ihren Grünen Pass vor. Den braucht sie ab sofort zum Einlass. © Riccardo De Luca, dpa

Nun darf, wer älter als zwölf ist, nur noch in Restaurants, Kaffeebars, Kinos, Züge, Diskos, Messen, Fitnesscenter, Flugzeuge, Busse und andere öffentliche Bereiche, wer den "grünen Pass" vorweisen kann - dafür sind zwei Impfungen bzw. eine Genesung notwendig.

Kaum wurde der Pass angekündigt, zeigte sich, dass sich doppelt so viele Menschen zum Impfen anmelden wie vorher. In Italien sind derzeit knapp 55 Prozent der Menschen zweimal geimpft, 65 Prozent haben ihre Erstimpfung - die genügt übrigens, um den grünen Pass zu bekommen.

Für Strände gelten (noch) keine Zugangsbeschränkungen

Touristen dürfen eine vollständige Genesung oder Impfung mit ihrer CovPass-App oder einem Nachweis in Papierform - in der Regel der gelbe Impfpass - belegen, andere müssen einen Test vorlegen, den Sie in Italien übrigens in Apotheken und Testzentren machen können, aber selbst bezahlen müssen. Für Strände und weitere Außenbereiche gelten derzeit noch keine zusätzlich beschränkenden Regelungen.

Auf einen Espresso in Rom - im Freien braucht man eigentlich weder Maske noch den Grünen Pass. © dpa

Der Start verlief weitestgehend geräuschlos. Man geht etwa in die Espressobar, zeigt auf dem Smartphone den Greenpass, der per App kontrolliert wird. Schon wird der Kaffee an den Tisch serviert. Übrigens: In Außenbereichen von Bars und Restaurants besteht keine Greenpass-Pflicht, auch nicht, wenn man den Kaffee nur schnell im Stehen am Tresen trinkt.

Italien gilt jedenfalls laut der aktuellen Liste des Robert-Koch-Instituts nicht als Hochrisikogebiet - bis der Inzidenzwert deutlich - wenn überhaupt - über 100 steigt, dürften die Ferien vorbei sein.

Die Anzahl der Neuinfektionen pro Land können Sie in dieser interaktiven Grafik ansehen. Beim Klick in ein Land sehen Sie die Entwicklung der Zahlen seit Jahresbeginn.

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Party-Exzesse führten zu Inzidenzen von über 400

Immer wieder kommt es in manchen Urlaubsregionen zu Exzessen, die dann vor allem den Regionen selbst schadeten. So infizierten feiernde Schulgruppen auf Mallorca unzählige andere Feiernde, die Balearen sind wie der Rest Spaniens noch immer Hochrisikogebiet. Und von der griechischen Party- und Jetset-Insel Mykonos wurden chaotische Szenen aus überfüllten Hotels gemeldet, in denen Urlauber in Quarantäne untergebracht waren - weil sie positiv getestet wurden oder Kontakt zu positiv Getesteten hatten.

Party auf Mykonos - und das Coronavirus feierte mit. © Thanassis Stavrakis, dpa

Vor allem junge Menschen feierten ungehemmt, der Altersdurchschnitt der Infizierten lag bei 27, die Inzidenz auf der 10.000-Einwohner-Insel stieg auf rund 400 (Stand 17.7.) - die Regierung verhängte den Lockdown. Viele, die eigentlich in Quarantäne müssten, wurden aus ihren Hotels geworfen und fanden keinen Platz in den überfüllten Quarantänehotels - einige schliefen sogar am Strand.

Griechenland kratzt an der Einstufung als Hochrisikogebiet

Dort wurden sogar britische National-Fußballspieler gesichtet und gefilmt, wie sie nach der EM nach Mykonos in den Urlaub fuhren und dort lauthals in Bars Lieder grölten - immerhin kamen sie aus einem Land, in dem die Inzidenz damals mit 480 sogar noch höher war als auf Mykonos.

Schlechte Nachrichten für den Tourismus in Griechenland, denn das Land kratzt eh schon mit einem Inzidenzwert von 185 (Stand 9.8.) nach wie vor bedrohlich an der 200 - hält sich allerdings schon seit Ende Juli in diesem Bereich. Deutlich über 100 ist eigentlich eine Kategorisierung als Hochrisikogebiet vorgesehen. Besonders hohe Zahlen werden etwa von Kreta, den Kykladeninseln und Paros gemeldet.

In diesen Ländern sind Verschärfungen möglich oder in Kraft

Die Baltischen Staaten beobachten eine zunehmende Verbreitung der besonders ansteckenden Delta-Variante des Coronavirus und eine Verlangsamung der Impfungen. Neue Einschränkungen werden diskutiert. Kroatien hat wegen steigender Inzidenzen an der Adria die Teilnehmerzahl öffentlicher Versammlungen eingeschränkt, daher kann es sein, dass einzelne Restaurants die Gästezahl reduzieren.

Urlaubs-Quiz: Wie gut kennen Sie die Schweiz?

Weil die Infektionszahlen seit Anfang Juli gestiegen sind, hat die Regierung der Schweiz für August angepeilte neue Lockerungen abgesagt. Allerdings halten sich die noch bestehenden Einschränkungen ohnehin in Grenzen. Die Zahl der Neuinfektionen steigt in der Türkei wieder an. Auf eine erneute Verschärfung der Maßnahmen verzichtet das Land aber bislang.

Kommt in Deutschland die Testpflicht für geimpfte Reiserückkehrer?

Nicht nur in vielen Reiseländern, auch in Deutschland stieg die 7-Tage-Inzidenz am Dienstag, 10. August 2021, weiter an - auf 23,5. Weltärztebund-Vorsitzender Frank Ulrich Montgomery hat sich angesichts der Entwicklung für eine Testpflicht für alle Reiserückkehrer ausgesprochen - sogar für Geimpfte und Genesene. Verläuft die Kurve weiterhin in diese Richtung, könnten wir bald wieder die 50 erreichen - ab da galt ein Land lange als Risikogebiet - eine Kategorie, die allerdings abgeschafft wurde. Auch andere Länder nähern sich bedenklich diesem Wert oder sind schon darüber.

Montgomery begründete seine Forderung nach einer Testpflicht für alle Urlaubsheimkehrer mit der steigenden Zahl der Impfdurchbrüche. 7500 wurden bereits festgestellt - es handelt sich um Erkrankungen trotz Impfung. Montgomery: "Wer sich eine Auslandsreise leisten kann, kann sich auch einen Schnelltest leisten."

Was wird im Herbst und in der Wintersaison 2021/22?

Die Touristiker und Politiker in den Ferienländern und -Regionen sind jedenfalls gewarnt, dass zu viele Freiheiten ihr Geschäft gefährden. Insofern dürften sie darauf achten, rechtzeitig einzuschreiten, denn allzu oft erlebt man noch Gastronomen oder Attraktionen, die sich nicht um die Einhaltung von Coronaregeln scheren.

Dennoch stehen die Chancen gut, dass wir in diesem Sommer in den allermeisten Feriengebieten unseren Urlaub verbringen können. So wurden etwa die Niederlande wieder von der Liste der Hochrisikogebiete gestrichen.

Was dann im Herbst kommt, wird man sehen - wichtig bleibt, dass sich so viele Menschen wie möglich impfen lassen - dann dürften Reisen unter Beachtung der bekannten Regeln weiterhin möglich bleiben. Auch im Hinblick auf die anstehende Winter- und Skisaison. Unvorstellbar, dass angesichts von Impfquoten über 60, 70 Prozent die Skigebiete erneut geschlossen bleiben.