Schneller mit dem Bus

6.7.2014, 11:00 Uhr

Intensiv haben sich die Experten mit Strecken- und Straßennetz, den Buslinien und der Situation an den Haltestellen auseinandergesetzt. Der Fokus richtete sich auf vier Buslinien, die im Oberasbacher und Zirndorfer Stadtgebiet unterwegs sind: 70 (Nürnberg/Gustav-Adolf-Straße – Zirndorf/Kneippallee), 71 (Gustav-Adolf- Straße – Oberasbach/Linder Siedlung), 72 (Gustav-Adolf-Straße – Zirndorf/Realschule) und 113 (Nürnberg – Großhabersdorf – Unternbibert). Entscheidend dafür: Wenn die U-Bahnlinie 3 einmal bis nach Gebersdorf führt, vorgesehen ist das für das Jahr 2019, sollen diese vier Buslinien an den U-Bahnhof anknüpfen. An drei Tage im vergangenen Oktober gab es deshalb morgens und abends Messfahrten. Dabei waren Personen mit an Bord, die mit Handgeräten an bestimmten Punkten, zum Beispiel Ampeln, stoppten, wie lange der Bus dort ausgebremst wird.

Verlustzeiten im Blick

Daraufhin wurde die Reisezeit in zwei große Blöcke aufgeteilt: Die „produktiven Zeiten“ – dazu zählt, wie lange der Bus theoretisch, vom Computer simuliert, für die Strecke benötigt und die Dauer, in der Fahrgäste ein- und aussteigen – sind unveränderbar. Wer Beschleunigungsmaßnahmen anpacken will, muss beim unproduktiven Block, den Verlustzeiten, ansetzten. Dazu zählen das Warten im Stau oder an den Ampeln. Verzögerungen beim Wegfahren von der Haltestelle kommen dazu, aber auch Stopps an Verkehrszeichen wie „Vorfahrt achten“. Handlungsbedarf sieht der Freistaat als Zuschussgeber, wenn diese so genannten „unproduktiven Zeiten“ bei der gesamten Fahrtdauer einen „Behinderungsanteil“ von 15 Prozent ausmachen.

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Drei Varianten hat das Ingenieurbüro Vossing vorgelegt: eine Minimal-, eine Maximal- und eine Realisierungsvariante. Das größte Potenzial, schneller voranzukommen, liegt – abgesehen von einigen kleineren Maßnahmen – bei den Ampeln. Künftig sollen alle Busse mit „Beeinflussungsgeräten“ für die Lichtsignalanlagen ausgerüstet werden. Sobald sich die Fahrzeuge der Ampel nähern, werden sie registriert und erhalten dann auf schnellstem Weg „Grün“.

Beschäftigt hat sich das Büro auch mit speziellen Busspuren, dazu aber dann keine Vorschläge unterbreitet. Zwischen den Kreuzungen Fürth-Süd und Rothenburger/Nürnberger Straße träten ohnehin keine Strecken-Verlustzeiten auf, sagte Geograph Ulrich Werber bei der Vorstellung im Gremium. Zwischen der Nürnberger und der Albrecht-Dürer-Straße weise die Rothenburger Straße einen derart beengten Querschnitt auf, dass eine solche Maßnahme zu Lasten der anderen Verkehrsteilnehmer ginge.

Man habe das Szenario durchgespielt, sagte Werber. „Es ist kontraproduktiv und hat gravierende Nachteile.“ Landrat Matthias Dießl machte deutlich, dass man keine optimale Lösung erwarten dürfe, es aber keine Maßnahmen geben solle, die zu Lasten anderer gingen.

Im Durchschnitt um 15,05 Prozent soll sich Fahrzeit verkürzen, wird die Realisierungsvariante umgesetzt. Beim Blick auf die Stoppuhr bedeutet das eine Ersparnis von 1,1 bis 1,8 Minuten. Zusammenzucken ließ die Kreisräte die Auskunft Werbers, dass man zunächst eigentlich nur die Marke von 13 Prozent erreicht habe. Die Steigerung war nur möglich, als seine Kollegen und er auch den Knotenpunkt Rothenburger/Gebersdorfer Straße in die Betrachtung mit einbezogen, den man zuvor „mit Samthandschuhe angefasst“ hatte. Der Hintergrund: In der dortigen Ampelanlage steckt ein altes Steuergerät. Ein Austausch könnte sehr viel bringen, doch eigentlich soll hier bis zur Ankunft der U-Bahn 2019 nichts gemacht werden.

Ob die Förderwürdigkeit erhalten bliebe – die genannten Maßnahmen an den Ampeln sind netto mit rund 155 000 Euro kalkuliert – wenn die Stadt Nürnberg nun nichts unternehme, fragte Kreisrat Franz X. Forman (FW). Man werde das Gespräch suchen und müsse sich abstimmen, antwortete der Landrat und beruhigte: Letztendlich reiche es für die Förderung, wenn bei Messfahrten, die im Anschluss an die getroffenen Maßnahmen zu machen seien, eine Reisezeitersparnis von zehn Prozent erreicht werde.

Abbiegespur verlängern

Heidi Deffner (Bündnis 90/Die Grünen) regte zudem eine Verlängerung der Abbiegespur, von der Fernabrücke Richtung Oberasbach stadteinwärts, an der Kreuzung Rothenburger/Nürnberger Straße an, um so einen Staupunkt zu entschärfen. Die Busse seien dabei nicht das Problem, sondern der Individualverkehr, sagte der Landrat. Und darum müsse sich der Freistaat kümmern, an den der Landkreis herantreten werde.

Das Problem liegt auch der Stadt Oberasbach am Herzen, die sich deswegen bereits zu Beginn diesen Jahres an das dafür zuständige Staatliche Bauamt Nürnberg gewandt hat. Ob denn die Maßnahme nicht im Zuge des derzeit laufenden Neubaus der Fernabrücke realisiert werden könne, hatte die Kommune angefragt. Das hatte die Behörde zwar verneint, allerdings in Aussicht gestellt, das Projekt anschließend anzugehen. Wann, das kann Oberasbachs Stadtbaumeister Peter Kleinlein auf FLN-Anfrage allerdings nicht sagen.

Unabhängig davon beschlossen die Kreisräte, die Realisierungsvariante weiter zu verfolgen, entsprechende Fördermittel zu beantragen sowie Geld im Haushaltsjahr 2015 einzuplanen.