Seit 25 Jahren stets im Einsatz für Sehbehinderte

14.3.2015, 18:49 Uhr

Plötzlich bleibt Hans Ammon stehen. Er deutet auf einen Metallpfosten am Straßenrand. „Warum machen die so etwas? Das ist gedankenlos“, sagt der 63-Jährige. Der Fürther ist sauer, wenn er Konstruktionen wie diesen Pfosten entdeckt, die zu Hindernissen für Sehbehinderte werden können. Er kennt die Bedürfnisse von Sehbehinderten und Blinden, seit 25 Jahren konzipiert er spezielle Wanderwege.

Wichtig dabei ist, genau zu sein. Jeder Mauervorsprung, jede Treppe, jede Unebenheit im Boden bietet Blinden und Sehbehinderten wichtige Orientierungspunkte. In den Broschüren für seine insgesamt 749 Wanderwege — allein 36 in der Fränkischen Schweiz — beschreibt er jede Veränderung auf der Route.

Eröffnung 2015

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Fünf Stunden braucht er, um den Weg namens „Von der Steinzeit in die Computerzeit“ abzulaufen. Bereits vor acht Jahren konzipierte er die Route. Erprobt ist sie. Bevor er den Weg „freigibt“, läuft er ihn zehnmal selbst und viermal in Begleitung von Sehbehinderten. Eröffnet wurde der Pfad bisher noch nicht. Ammon sagt, dass ihm die Marktgemeinde Königstein versprochen habe, den Weg noch in diesem Jahr zu eröffnen. Doch weder Königsteins Bürgermeister Hans Koch noch Heidi Ziegler von der Tourist-Info wissen etwas davon.

Trotzdem kontrolliert Hans Ammon den Weg heute noch einmal. Laut Ammon will der Landkreis Nürnberger Land den Pfad zusammen mit anderen Wanderrouten für Sehbehinderte — Menschen mit einer Sehfähigkeit bis zu 35 Prozent — in ein Kataster aufnehmen.

Beim Ausarbeiten der Wege gibt es nicht viel zu beachten. Breit und befestigt müssen die Pfade sein. Ansonsten gilt dasselbe, wie für den gewöhnlichen Wanderer auch: Festes Schuhwerk und eine Brotzeit. Hans Ammon hat „Blutwurstzeug“ dabei, wie er sagt.

Oberhalb von Königstein mündet die Asphaltstraße in einen Feldweg. Linker und rechter Hand nichts als Wiesen und Wälder. Der Schlamm schmatzt, die Vögel zwitschern. Hans Ammon ist gerne allein in der Natur unterwegs. „Bei mir geht‘s jetzt den Berg rauf“, meint er.

Vier Stunden Weg hat er noch vor sich. Gemächlich stapft er davon, unermüdlich, bis ihn der Wald verschluckt.