Seminar zum Thema "Leichte Sprache" im Freilandmuseum

22.3.2017, 15:50 Uhr

"Wichtig ist, sensibel und wertneutral zu sprechen." Anja Dworski vom Büro für Leichte Sprache der Lebenshilfe Sachsen hatte die Schulung in praktische und theoretische Blöcke unterteilt. Nach der Vermittlung von Grundlagen ließ sie die Teilnehmer Begriffe aus dem Museumsalltag in leichter Sprache erklären und in Arbeitsgruppen Bausteine für Führungen erarbeiten. Für sie kann sich leichte Sprache nicht nur an Menschen mit Lernschwierigkeiten richten, sondern zum Beispiel auch an Zugezogene aus anderen Ländern mit einem begrenzten deutschen Wortschatz oder bei Leseschwächen.

"Wir unterliegen dem Trugschluss, mit einer Sprache alle Menschen zu erreichen", sagte sie. Als Beispiel nannte Anja Dworski Ansprachen von Politikern, wenn diese sich in Floskeln verlieren. Auf der anderen Seite dürften die Museumsführer nicht den Fehler machen, in eine leiernde Robotersprache zu verfallen, zeigte sie anhand eines Kurzfilms auf.

Zudem drohe die Gefahr, zu vage zu formulieren: "Man muss auch aufpassen, dass man keine Informationen unterschlägt." In Schriftstücken in leichter Sprache wird zur Erläuterung häufig mit Bildern und Piktogrammen gearbeitet, bei Führungen durch das Museum bietet es sich an, Gegenstände einzubauen, schlug sie in der lockeren Runde vor.

Werbung
Werbung

Im Dialog erklären

Generell gilt, Fremdwörter zu vermeiden und sich pro Satz auf eine Aussage zu beschränken. Statt Jahreszahlen, legte Dworski nahe, solle man einen groben Zeitrahmen nennen. Eine Möglichkeit sei zudem, einen Begriff wie Mittelalter im Dialog mit den Zuhörern zu erklären.

Ihre Empfehlung, das Sprechtempo um rund ein Drittel zu reduzieren, fiel den Museumsführern im praktischen Teil nicht schwer, als sie sich daran machten, Begriffe wie Dreschflegel, Reformation oder Freilandmuseum in leichter Sprache zu erläutern. Automatisch redeten sie langsamer, um Fachbegriffe und komplexe Sätze zu vermeiden.

Der Internetauftritt des Museums wurde im vergangenen Jahr in Leichte Sprache übertragen, nun ging es darum, Museumsführer zu sensibilisieren, erläuterte Dr. Beate Partheymüller, die stellvertretende Museumsleiterin, im Nachklang des Seminars.

Angebot öffnen

Spezielle Führungen für Besucher mit Lernschwierigkeiten zu erarbeiten, hält sie für den falschen Weg. Inklusion bedeutet für sie vielmehr, das bestehende Angebot möglichst vielen Menschen zu eröffnen. Dazu gehört, die klassische Barriere im Sinne einer Türschwelle überwindbar zu machen.

Tatsächliche Teilhabe geht für sie aber viel weiter, weshalb Angebote wie das Seminar in Leichter Sprache durchgeführt wurden und werden.

Ebenfalls Bestandteil der Museumsarbeit sind Anregungen für Besucher mit eingeschränktem Sehvermögen. Als im vergangenen Jahr drei Gruppen das Gelände erkundeten, wurden zusätzliche Tastobjekte aufgestellt, erzählte Partheymüller. So konnten die Besucher durch Fühlen nachvollziehen, wie ein Korbflechter arbeitet.

Von weiteren Erleichterungen für Menschen mit eingeschränkter Mobilität wie zusätzlichen Sitzmöglichkeiten profitieren letzten Endes alle Museumsbesucher. Ähnlich sah es Beate Partheymüller beim Seminar zur Leichten Sprache, allgemein wichtig seien die Anregungen gewesen, um für die Frage zu sensibilisieren: "Versteht mich mein Gegenüber?"