Vor Sandhausen-Spiel

Kleine Wutrede beim 1. FC Nürnberg: Klauß reagiert auf Kritik

18.8.2022, 13:50 Uhr

Kann auch zurückschießen: Robert Klauß. © Sportfoto Zink / Boris Schumacher, Sportfoto Zink / Boris Schumacher

Robert Klauß ist ein freundlicher Mensch. Trotzdem hat er sich jetzt einen Eintrag in der beliebte Fußball-Kategorie "Wutreden" gesichert. Es war keines der Wutreden-Meisterwerke, wie sie in der Neuzeit die Trainer Thomas Doll oder Giovanni Trapattoni erfunden haben, aber seinen kleinen Beitrag zur Geschichte der Wutreden hat der Trainer des 1. FC Nürnberg jetzt eben doch geleistet.

Es ging um das sogenannte Offensivspiel seiner Mannschaft, von dem man zuletzt in den Partien bei Jahn Regensburg und gegen den 1. FC Heidenheim kaum etwas gesehen hatte. Das Ergebnis: Null eigene Tore, drei Gegentreffer, ein Punkt - Krisenstimmung rund um den selbsternannten Aufstiegsanwärter.

Zunächst ging Klauß in der Pressekonferenz vor dem Spiel gegen den SV Sandhausen noch gewohnt sachlich auf die Vorwürfe der mangelnden Spielfreude ein. Stimmt schon bis zu einem gewissen Punkt, sagte Krauß, der in Sandhausen unter anderem auf die Offensivspieler Pascal Köpke, Lukas Schleimer und Taylan Duman verzichten muss.

Werbung
Werbung

Erklären konnte er es auch. Im Vergleich zur vergangenen Saison, in der ihr Offensivspiel freilich auch nicht immer vollumfänglich gefährlich wirkte, seien unter anderem durch Verletzungen und neues Personal "Abläufe weggebrochen". Soll heißen: Das neue Offensivpersonal spielt noch nicht so zusammen, dass das dann auch überzeugend auf das Publikum wirkt.

Erst der Zugriff dann die Ideen

Um zu so einer Überzeugung zurück zu finden, gehe es deshalb nun vor allem darum, "erst einmal defensiv Zugriff "zu bekommen. Erst dadurch entsteht laut Klauß jene Souveränität auf dem Platz, die dann auch wieder für "gute Ideen" weiter vorne sorgt. Das hörte sich sachlich richtig an, nur überzeugen sachliche Richtigkeiten im Fußball nicht immer.

Als Klauß dann etwas später gefragt wird, ob der 1. FC Nürnberg als 1. FC Nürnberg nicht solche Mannschaften wie Regensburg, Heidenheim oder Sandhausen auch ohne defensive Spitzfindigkeiten einfach herspielen können müsste, wird er dann doch ein wenig zorniger.

Der Club ist nicht Klapperzahns Wunderelf

Grundsätzlich, sagt Klauß noch, schwankt er bei solchen Vorwürfen, die auch auf die Größe durch neun Deutsche Meisterschaften abzielen, immer zwischen zwei Möglichkeiten. Erstens: "Das nicht an mich ranlassen." Zweitens: "Zu sagen: Stopp, bis hierhin und nicht weiter."

Der Donnerstag ist ein Hierhin-Und-Nicht-Weiter-Tag. "Weil wir ja die Klapperzahns Wunderelf sind", sagt Klauß erst zum Thema "herspielen". Und dann: Ja, gegen Regensburg und Heidenheim "haben wir offensiv nicht gut gespielt". Aber: "Es ist mitnichten so, dass es in dieser Liga Mannschaften gibt, die irgendwen herspielen. Das ist despektierlich. Wenn jemand sagen würde, er will uns herspielen, dann kriegt er es mit uns zu tun."

Titel zählen nichts

Also werden auch Sandhausen und andere nicht hergespielt. "Man darf niemanden unterschätzen nur wegen der Einwohnerzahl seiner Stadt oder den Titeln, die dort schon gewonnen wurden", sagt Klauß. Also muss auch der 1. FC Nürnberg (518000 Einwohner, neun Meistertitel) gegen Mannschaften wie Regensburg (152000, null Titel), Heidenheim (48000, null) oder jetzt am Samstag (13.30 Uhr) eben Sandhausen (15000, null) erst einmal arbeiten. Ist ja schlicßelich nicht ganz zufällig dieselbe Spielklasse.

"Das ist eine brutal schwere Liga, das wissen wir und das wissen alle anderen Mannschaften auch", sagt Klauß noch. Dann schaut er wieder freundlich.