50 Jahre Hockey-Geschichte beim TB Erlangen

30.9.2018, 15:00 Uhr

Die Anfänge: Beim TB Erlangen gibt es seit 50 Jahren eine Hockey-Abteilung. Ganz links im Bild ist Joachim von der Osten. © TB Erlangen

Herr von der Osten, Sie hatten ja schon früher keine Haare mehr am Kopf!

Ja. (lacht) Auf dem Mannschaftsfoto sieht man das, ich stehe ganz links und hatte damals schon eine Glatze.

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Das Team sieht ja recht lässig aus. Haben Sie erfolgreich gespielt?

Wir sind nach dem ersten Jahr, 1969, gleich aufgestiegen. Die Mannschaft war zuvor in Forchheim zusammen, auch ein paar ehemalige Siemensianer waren dabei. 16 Spieler sind gemeinsam zum Turnerbund gewechselt. Ich war damals 18 Jahre alt.

Ein Späteinsteiger, also.

Mit 17 habe ich angefangen, viel zu spät. Davor bin ich beim Jahn in Forchheim 3000 und 5000 Meter gelaufen. Beim Hockey haben sie mir gezeigt, wie man einen Schläger hält, und gesagt: "Renn’ rechts außen vor und schlag den Ball rein".

Rennen konnten Sie ja.

Genau, sehr gut sogar. Hockeyspielen habe ich nie richtig gelernt. Als wir in Erlangen waren, kamen weitere Spieler von der SGS dazu, darunter auch der langjährige Abteilungsleiter Dieter Scotti. Gegründet hat die Abteilung Ebi Lentz. Beim Turnerbund haben die Handballer aufgehört, am Feld zu spielen. Daher hatten wir dort einen Platz.

Waren alle sehr euphorisch?

Ja, auf jeden Fall. Vor dem Aufstieg war man vor den Spielen am Wochenende so angespannt. Es war etwas Besonderes.

Was hat sich seither verändert?

Die Regeln, immer wieder andere, da hat man oft nicht mehr durchgeblickt. Wir haben auch lange auf einem normalen Rasen gespielt.

Normaler Rasen?

Das erste, was dir beigebracht wurde: "Wenn du schlägst und unten einen Grasfetzen raushaust, muss der wieder eingepflanzt werden!" Wenn es geregnet hat, sah der Platz schlimm aus. Beim TB hat die Stadt den Rasen auch immer so gemäht, wie man es für den Fußball braucht. Wir haben dann selbst nachgemäht. Früher haben wir mit schweren Korbbällen gespielt, die mussten nach jedem Spiel wieder weiß gestrichen werden, weil sie so dreckig waren. Das hat meistens der Abteilungsleiter Scotti gemacht, das Mädchen für alles. (lacht)

"Der Torwart hatte Bambusstäbe an den Schienbeinen"

Und die Ausrüstung? Außer, dass die Hosen kürzer waren.

Das hat sich auch sehr verändert! Der Torwart hatte Bambusstäbe an den Schienbeinen, die waren so schwer, das war schrecklich.

War Hockey schon immer ein elitärer Sport?

Ein bisschen, die Spieler waren meistens Akademiker. Ich bin da eine Ausnahme, habe nur Mittlere Reife, bin Rechtspfleger geworden und habe am Amtsgericht in Erlangen gearbeitet. Wir hatten nie diese Trikots mit einem runden Ausschnitt, sondern immer Hemden. Doch Tennis war viel elitärer.

Zu Beginn war es eine reine Männersache, oder?

Von Beginn an dabei: Gründungsmitglied Joachim von der Osten. © Harald Sippel

Irgendwann haben die Herren ihre Frauen und Freundinnen mitgebracht. Mit den Verwandtschaftsverhältnissen, es gibt viele Hockey-Familien, hat es nicht lange gedauert, bis es eine Damen-Mannschaft gab.

Erfolge aber feierten die Herren.

Mit den Herren waren wir Bayerischer Meister, höher als Oberliga haben wir damals nie gespielt. Noch zwei, drei Leute sind dabei, die von Anfang an gespielt haben. Lothar Braun ist noch aktiv. Dieter Scotti spielt auch immer noch, jede Woche. Ich kann mich in 49 Jahren — er kam ein Jahr nach der Gründung zu uns — nur an eine einzige Verletzung von ihm erinnern. Die Hochphase kam vor ein paar Jahren, als die Herren in der Halle in der zweiten Liga gespielt haben. Das war ein super Jahrgang aus dem eigenen Nachwuchs.

Weitere Meilensteine in der Erlanger Hockey-Geschichte?

Das Länderspiel 1979, Deutschland gegen Schottland, auf Naturrasen! Ich erinnere mich noch daran, dass ich den Präsidenten des Deutschen Hockey-Bundes zum Bahnhof gefahren habe und er mir dafür eine Anstecknadel geschenkt hat. (lacht) Für das Länderspiel hatten wir uns damals beworben, um in Erlangen für Hockey zu werben. Das hier ist wirklich eine Hockey-Provinz gewesen.

"Ich werde gefragt, ob ich Eishockey spiele"

Die Leute kannten kein Hockey?

Ja, ich werde immer noch gefragt, ob ich Eishockey spiele. Die Abteilung ist dennoch weiter gewachsen. Wir hatten rund 300 Mitglieder, in der Hochzeit dann knapp 500. Das kam vor allem durch den Kunstrasenplatz. Dank Matthias Thurek und Jochen Heimpel. Die sind Visionäre und haben lange für den Platz gekämpft.

Auch im Nachwuchsbereich ging es voran?

Ja. Eine weitere einschneidende Sache war, als Jens Rabe Schul-Hockey eingeführt und so richtig gute Nachwuchsarbeit gemacht hat. Hockey kämpft immer um Nachwuchs. Der große Rivale war da der Nürnberger HTC, die waren einfach unschlagbar. Die Sportwarte haben sich bekriegt bis aufs Messer. Wenn die beiden als Schiedsrichter am Platz standen, hat jeder nur für seine Mannschaft gepfiffen.

Und Sie mussten darüber schreiben.

Richtig, ich war Schriftführer, habe 35 Jahre lang auch für die Zeitung geschrieben. Damals war ich der einzige, der Schreibmaschine schreiben konnte. Deshalb musste ich auch viele Auswärtsfährten organisieren. Ich habe immer gerne organisiert. So bin ich auch zum Vater des Erlanger "Hoggi-Gwerch" geworden. Die Mannschaft für Freizeitspieler, die erst als Erwachsene das Hockeyspielen lernen, habe ich 1994 gegründet. Seit zwei Jahren, seitdem ich auch meine Ämter niedergelegt habe, betreue ich das nur noch aus dem Hintergrund.

"Wir haben den Namen von Klaus Karl-Kraus"

Wie kamen Sie auf die Idee?

Es gab viele Eltern, die sich durch ihre Kinder für Hockey interessiert haben. Sie wollten es selbst probieren. Männer und Frauen spielen in einem Team auf dem Kleinfeld, wir fahren zu Turnierwochenenden. Für den Namen haben wir etwas Originelles gesucht. Die Nürnberger heißen zum Beispiel "Krumholz-Stocherer". Wir haben den Namen von Klaus Karl-Kraus vom Gwerch. Mittlerweile sind nicht nur Eltern, sondern auch andere Freizeitspieler dabei. Mein Sohn zum Beispiel auch.

Der hat als Kind kein Hockey gespielt?

Doch. Meine beiden Söhne haben Badminton, Fußball und Hockey gespielt. Das konnte nicht gutgehen. Das war zu viel. Beide haben von einem Tag auf den anderen aufgehört.

Waren Sie traurig darüber?

Freilich. Ich wollte auch eine Hockey-Familie gründen.

Klappt’s mit den Enkelkindern?

Die Älteste ist fünf Jahre alt. Die traut sich noch nicht richtig. Der Vater will sie nicht drängen, sie will aber auch nicht wirklich mit auf den Hockeyplatz. Ganz anders war das zum Beispiel bei den Gürtlers. Dem kleinen Daniel, er war vier oder fünf Jahre alt, habe ich einen Hockeyschläger in die Hand gedrückt, er hat sofort den Schläger richtig angefasst. Da habe ich gesagt: "Aus dem wird mal ein Hockeyspieler!" Und so ist es auch gekommen.

"Die Damen waren immer das Anhängsel der Herren"

Er war Teil der Zweitliga-Mannschaft. Wird es so einen Erfolg noch einmal geben?

Zurzeit sieht es schlecht aus bei den Herren. Im Damen-Bereich profitieren wir nun von einer guten Jugendarbeit. Wir hatten mit Knut Holzschuh einen hauptamtlichen Nachwuchstrainer geholt. Bei den Damen spürt man das nun: Die Damen waren immer das Anhängsel der Herren, haben eine oder zwei Klassen tiefer gespielt. Das könnte sich nun ändern. Bei den Herren fehlt hingegen guter Nachwuchs. Deshalb befürchte ich, dass wir hier nun erst einmal stagnieren. Wir brauchen wieder einen zweiten hauptamtlichen Trainer. Doch es ist nicht so einfach, einen Kandidaten zu finden.

Sie wollen das nicht machen?

Vor zwei Jahren habe ich mit Hockey aufgehört, Trainer war ich auch nie gerne, habe mich auch nie so gern mit Taktik beschäftigt. Ich denke, ich habe in meinem Alter zum richtigen Zeitpunkt geschafft loszulassen.

50 Jahre Hockey Turnerbund Erlangen

Mittwoch, 3. Oktober, Horst-Ludwig-Stadion, Spardorfer Straße 79: 11 Uhr Spiel-Aktionen, 11.45 Uhr Begrüßung, 13.30 Uhr Oberliga-Spiel der Damen gegen den ASV München, 15.30 Uhr Regionalliga-Spiel der Herren gegen den HC Heidelberg

Joachim von der Osten (68) ist in Forchheim geboren und lebt jetzt in Poxdorf. Er ist einer der Gründungsmitglieder der Hockeyabteilung des Turnerbund Erlangen. 48 Jahre hat er Hockey gespielt, seit 1976 war er Schriftführer.