6:1! Gnadenlos-Club bestraft fahrlässige Zebras

16.9.2017, 14:55 Uhr

Dreifacher Torschütze in Duisburg: FCN-Stürmer Mikael Ishak. © Sportfoto Zink / DaMa

In der Schauinsland-Reisen-Arena ging es vorab eigentlich nur um die Höhe des Sieges. Der Stadionsprecher holte sich zum Teil erstaunliche Tipps ab, die meisten zu Null und mit zwei bis drei Toren Unterschied. Für den MSV Duisburg, versteht sich.

Dass der Aufsteiger vor der Partie gegen den 1. FC Nürnberg noch auf seinen ersten Heimsieg wartete, wollte erwartungsgemäß niemand thematisieren. Spätestens seit dem vergangenen Wochenende und ihrem 4:0-Erfolg in Bielefeld wähnen sich die Zebras mindestens auf Augenhöhe mit den neuen Klassenkameraden; von Euphorie zu sprechen wäre wahrscheinlich übertrieben, die Stimmung allerdings hat sich seit dem Aus im DFB-Pokal gegen den gleichen Gegner vor knapp vier Wochen deutlich aufgehellt.

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Auch unten, auf dem Platz, haben die Duisburger kräftig aufgeholt, für den Club reichte es aber wieder nicht: Mit sage und schreibe 6:1 (2:0) setzten sich die zuvor dreimal in Folge sieglosen Nürnberger durch, nach den Toren von Mikael Ishak (10./25./74.), seinen ersten im 13. Spiel für den neuen Verein, und Eduard Löwen (51./76.). Duisburgs Ehrentreffer resultierte aus einem von Stoppelkamp verwandelten Handelfmeter (82.), Teuchert stellte allerdings den alten Abstand wieder her (89.).

Die Taktik-Diskussion wollte kaum noch jemand mehr führen nach der 0:1-Heimniederlage vom Montagabend. Schließlich ist es ja auch relativ egal, in welchem System eine Fußball-Elf ausläuft; sobald nicht alle funktionieren oder entscheidende Fehler passieren, sind all die schönen Pläne plötzlich nicht mehr viel wert.

Im Vergleich zur Begegnung mit dem FC St. Pauli kam der Club am Samstagnachmittag personell doch arg zerfleddert daher. Kevin Möhwald fiel mit seiner Oberschenkelprellung genauso aus wie die erkrankten Georg Margreitter und Ondrej Petrak, so dass der Trainer gewaltig umbauen musste. Lukas Mühl rückte rechts in die Dreier-Abwehrkette, Patrick Erras nahm die Position im defensiven Mittelfeld ein (beide mit ihrem Saison-Debüt), ganz vorn setzte Michael Köllner wieder auf Mikael Ishak, an der Seite von Tobias Werner - eine komplett neue Mittelachse sollte für die nötige Stabilität sorgen.

Dennoch wackelten die Gäste mehrfach bedenklich; der MSV entwickelte mit seinen ungemein beweglichen Offensivkräften schon in der Anfangsphase enormen Druck, ließ aber selbst beste Möglichkeiten ungenutzt. Iljutcenko versagten alleine vor Kirschbaum die Nerven (8.), auch sonst hatte der Nürnberger Torwart ordentlich zu tun. Einer der wenigen Entlastungsangriffe hatte prompt die Führung zur Folge: Hufnagel schickte Werner steil, sein Querpass fand Ishak, der nur noch abstauben musste - das 0:1 (10.) hatte sich nicht unbedingt abgezeichnet und änderte auch wenig am weiterern Verlauf.

Die Duisburger rannten weiter beherzt an und zwangen Kirschbaum zu mehreren Glanzparaden, ehe wieder Werner, diesmal eingesetzt von Mühl, steil ging und einfach mal mit dem schwächeren rechten Fuß eine Hereingabe probierte. Wieder stand in der Mitte Ishak richtig, das 0:2 (25.) glich dem 0:1 in seiner Entstehung doch gewaltig.

Zuvor hatte Erras mit einem Kopfball den Pfosten getroffen und Stoppelkamp mit einem Schlenzer, nach Chancen führte zur Pause der MSV knapp, nach Toren der Club - der nach dem Seitenwechsel vor allem darum bemüht war, etwas mehr Ruhe und Abgeklärtheit in seine Aktionen zu bringen. Gelingen sollte das fortan mit einer Viererkette und Eduard Löwen im offensiven Zentrum. Sechs Minuten später stand es 0:3 - weil jener Löwen einen Freistoß aus knapp 20 Metern in den Winkel jagte.

Die besseren Möglichkeiten, so paradox das auch klingen mag, hatte aber weiterhin der MSV. Nürnbergs Defensivverbund offenbarte in der Rückwärtsbewegung eklatante Schwächen. Von Abstimmung oft keine Spur, so auch in der 54. Minute, als Iljucenko aus wenigen Metern an Kirschbaum scheiterte, ebenso nach gut einer Stunde. Als Kirschbaum von Errat bereits überluft worden war, verhinderte der aufmerksame Ewerton Schlimmeres.

Aus Duisburger Sicht war es ein Nachmittag zum Verrücktwerden, der phasenweise vogelwild verteidigende Club konnte sich bei seiner Nummer eins bedanken, glänzte aber zumindest im Angriff mit ungewohnter Effizienz. Ishak mit seinem dritten Treffer auf Vorlage von Behrens (74.) und erneut Löwen mit seinem nächsten Traumtor stellten binnen zwei Minuten auf 5:0; Stoppelkamp blieb es vorbehalten, mit einem Handelfmeter wenigstens den Ehrentreffer zu besorgen (82.), ehe kurz vor Schluss auch noch Joker Teuchert jubeln durfte (89.).

Endstand 1:6 - getippt hatte das bestimmt niemand im Wedaustadion.

MSV Duisburg: Flekken - Erat, Bomheuer, Nauber, Wolze - Fröde, Schnellhardt (64. Onuegbu) - Oliveira Souza, Stoppelkamp - Tashchy (82. Hajri), Iljutcenko (72. Brandstetter)

1. FC Nürnberg: Kirschbaum - Mühl, Löwen, Ewerton - Erras (83. Brecko) - Valentini, Behrens, Hufnagel (69. Salli), Leibold - Ishak, Werner (82. Teuchert)

Tore: 0:1 Ishak (10.), 0:2 Ishak (25.), 0:3 Löwen (51., direkter Freistoß), 0:4 Ishak (74.), 0:5 Löwen (76.), 1:5 Stoppelkamp (82., Handelfmeter), 1:6 Teuchert (89.) | Gelbe Karten: Fröde, Stoppelkamp | Schiedsrichter: Gerach (Landau) | Zuschauer: 17.788.