71-Jährige peilt den Hammer-Weltrekord an

25.5.2019, 21:00 Uhr

Auch in den Jahren zuvor regnete es schon Medaillen. Mehr als 20 Jahre sind vergangen, seit Nohl von ihrem Trainer ein Hammerwurfgerät und ein Lehrbuch dazu geschenkt bekam. Talent habe sie gehabt, aber "beibringen musste ich mir diese Disziplin selbst", erinnert sich die Sportlerin vom TSV Langenzenn. Heute ist Hammerwerfen ihre "absolute Lieblingsdisziplin".

Noch immer macht sie drei Drehungen mit dem drei Kilogramm schweren Gerät. Das kriegen in ihrer Altersklasse (W 70) nicht mehr so viele Athleten und Athletinnen hin. Darüber hinaus tritt Nohl im Diskus-, Speer- und Gewichtwurf sowie im Kugelstoßen an.

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In ihrer Jugend begeisterte sich Eva Nohl – 1948 in der Tschechoslowakei geboren – vor allem für Skilanglauf, für Biathlon und das 800-Meter-Laufen. 1969 floh sie aus der heutigen Tschechischen Republik über Österreich nach Westdeutschland.

Nach einer Heirat und drei Kindern machte sie aber erst einmal zehn Jahre Pause mit Wettkampfsport. Danach fand sie immer mehr Gefallen an der Leichtathletik. 2002 nahm sie zum ersten Mal an einem Senioren-Wettkampf teil, die erste Medaille folgte 2008 bei der Europameisterschaft in Slowenien.

Ihr großer Traum war es allerdings immer, ganz oben auf dem Podest zu stehen und die deutsche Hymne zu hören. 2016 ging er in Erfüllung: Sie gewann die Goldmedaille im Hammerwurf – mit einer Weite von 39,77 Metern.

Für Erfolge bedarf es jedoch eines harten Trainings. Und Eva Nohl schuftet viel, mindestens drei bis viermal in der Woche. Die Stadt Langenzenn hat ihr dazu einen Werferplatz am Stadtrand zur Verfügung gestellt, worüber sie "sehr dankbar" ist. Auch zu Hause verbringt die gelernte Elektronikerin oft schweißtreibende Stunden in einem kleinen Kraftraum. Sicher habe sie immer wieder Muskelkater und Schmerzen, doch davon lasse sie sich nicht unterkriegen. Ehemann Wilfried Priebs unterstützt sie nach Kräften. Er ist es, der die organisatorischen Aufgaben rund um den Sport und die Wettkämpfe übernimmt.

Generell wird Sport im Leben des Ehepaars groß geschrieben. "Wir waren schon in der ganzen Welt unterwegs", schwärmen beide und verweisen auf Wettkämpfe in Australien und Brasilien oder einen Skimarathon in Schweden. Ein Leichtathletik-Vorbild hat die Langenzennerin auch: Betty Heidler, ehemalige erfolgreiche deutsche Hammerwerferin. "Von ihr habe ich sogar ein Autogramm", erzählt Nohl.

Ärger über Doping

Es gibt aber auch Dinge, die Nohl missfallen: Es ist ihr zum Beispiel ein Dorn im Auge, dass Dopingfälle auch vor der Senioren-Leichtathletik nicht Halt machen. "Positive Testergebnisse hat es leider schon gegeben." Einmal habe sie wegen einer kleinen Nachlässigkeit sogar selbst schon zittern müssen: "Da habe ich vergessen, einen Ausnahmeantrag wegen eines Medikaments beim Zahnarztbesuch zu beantragen." Letztendlich sei alles gut gegangen, sagt sie. Aber: "Eine schlaflose Nacht hatte ich schon".

Gleichaltrigen Menschen, denen es schwer fällt, sich zum Sport aufzuraffen, rät Eva Nohl: "Man muss versuchen, immer in Bewegung zu bleiben und sich Ziele setzen." Ihrer Meinung nach lohnt es sich, den inneren Schweinehund zu überwinden. Sie selbst unternimmt neben der Leichtathletik zusammen mit ihrem Mann viele Radfahrten, im Winter steigen sie oft auf die Langlauf-Skier und drehen ihre Runden in der Loipe. Dass sie mit fortschreitendem Alter stets aktiv bleiben müssen, darüber ist sich das Ehepaar einig: "Bewegung ist die beste Medizin", betont Wilfried Priebs.

Und ein großes Ziel hat auch Eva Nohl vor Augen: "Ich möchte den Hammerwurfweltrekord einstellen." Dieser liegt in ihrer Altersklasse aktuell bei 37,70 Metern – aufgestellt von einer Athletin aus Großbritannien. Erst kürzlich schrammte Nohl bei einem Wettbewerb mit 37,10 Metern knapp an dieser Bestmarke vorbei. Die Zeichen stehen also nicht schlecht, dass sie ihr Ziel erreicht. Vielleicht ja bei der diesjährigen Europameisterschaft in Venedig.