Ab ins Becken! Biedermann und Phelps sind bereit für Olympia

29.7.2016, 14:30 Uhr

Paul Biedermann hofft in Rio de Janeiro auf eine Olympische Medaille. © dpa

Bald kann Weltrekordler Paul Biedermann die finalen Tage seiner großen Schwimmkarriere an einer Hand abzählen. Ein letztes Mal schindet sich der 29-Jährige dieser Tage im brasilianischen Palhoça für ein großes Ziel. Ein letztes Mal wird er zu einem Wettkampf reisen. Ein letztes Mal in eineinhalb Wochen vom Startblock springen. Und dann?

"Ob es eine Olympia-Medaille gibt, davon hängt mein Seelenfrieden nicht ab", sagt Biedermann nach einem langen Countdown auf seine letzten Rennen. Aber nach knapp einem Jahrzehnt in der internationalen Spitze wäre es ein glänzendes Ende seiner Laufbahn, die so richtig mit dem EM-Titel 2008 begann. "Die Vorbereitung läuft bis jetzt ohne Probleme", sagte Biedermann vor kurzem. Alles passt im Rio-Plan, Essens- und Schlafrhythmus hat das Schwimm-Ass wegen der Rennzeiten bis Mitternacht sowieso schon längst angepasst.

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Start am 30. Geburtstag

Am Tag seines 30. Geburtstag startet der Doppelweltmeister von 2009 sein olympisches Kurzprogramm. Vorläufe und Halbfinale über 200 Meter Freistil, am Folgetag im Idealfall das Finale — und einen Tag später sein letzter Auftritt als Leistungssportler mit der heiß geliebten Staffel. "Gerade diese Staffel liegt mir besonders am Herzen. Das ist für mich einfach eine Traditionsstaffel, ich verbinde damit sehr viel", schwärmte Biedermann.

Für die Zeit nach Olympia und die Karriere nach dem Sport hat er noch keine konkreten Pläne geäußert. "Paul möchte alles dafür tun, diese eine olympische Medaille in sein Sortiment hineinzunehmen", betonte auch Chefbundestrainer Henning Lambertz und berichtete von starken Trainingseindrücken. "Es würde für eine Ikone des deutschen Schwimmsports noch einmal das i-Tüpfelchen bedeuten."

Phelps Prioritäten haben sich verschoben

Medaillen hat Michael Phelps in seiner Karriere genügend gesammelt. Als erfolgreichster Olympionik reist der Schwimm-Star nach Rio. Wenige Tage vor der Abreise zeigt sich Phelps wie so oft in seiner vielleicht schönsten Karriere-Etappe: als Mensch abseits des Beckens. Das vor gut zwei Monaten geborene Söhnchen Boomer liegt auf der breiten Brust des Rekord-Olympiasiegers und schläft.

"Das ist wirklich das Beste", befand der nunmehr 31 Jahre alte Megastar des Schwimmens. Auch wenn er "so hart trainiert hat wie wohl nicht mehr seit zehn Jahren": Die Prioritäten im Leben des jungen Vaters haben sich verschoben. Achtmal olympisches Gold wie 2008 in Peking wird Phelps in Rio de Janeiro nicht mehr gewinnen (können). Nur drei statt wie damals fünf Einzelstarts stehen vom 8. August auf dem Plan. Maximal drei Staffel-Einsätze können hinzukommen.

Abgang mit Helden-Epos

Unglaubliche 22 olympische Medaillen, davon 18 goldene, gewann Phelps bei drei seiner vier Sommerspielen. 2000 in Sydney schnupperte der US-Amerikaner als 15-Jähriger beim Wettkampf im Zeichen der Ringe erstmal rein. In Athen, Peking und London gab es für ihn dann eigentlich nur eins: Siege, Siege, Siege. Zwar war Phelps nie der Schwimm-Liebling der Herzen, aber als solcher wurde er vor vier Jahren von den ergriffenen Fans im Londoner Aquatics Centre trotzdem mit minutenlangem Beifall verabschiedet.

Er könnte in einem Helden-Epos ein ganz großes Happy End erleben – wie es speziell US-Amerikaner so sehr lieben. "Ich hätte schon gern noch eine (Medaille, Anm. der Redaktion), bevor ich meine Karriere beende", betonte Phelps nach den US-Trials Anfang Juli. Sieben Jahre liegt seine letzte Bestzeit zurück. Aber für einen Phelps galten und gelten ohnehin andere Maßstäbe. Einen Rücktritt vom Rücktritt wie 2014 soll es nach Rio keinesfalls geben. Phelps wird die Zeit mit Sohn Boomer und seiner künftigen Ehefrau genießen.