Ambitioniert in Anderlecht: Weiler reitet das Transfer-Thema

29.7.2016, 18:19 Uhr

In Nürnberg war René Weiler am Schluss nicht mehr ganz zufrieden, in Anderlecht ist er es noch nicht. © Sportfoto Zink

Die Erwartungshaltung ist hoch: Anderlecht ist belgischer Rekordchamp, noch dazu dreimaliger Europapokalsieger. Aus diesem Erfolgsnachweis leitet fast jeder um den RSC herum den Anspruch ab, dass der Brüsseler Vorortklub im kommenden Jahr endlich wieder einmal von oben grüßt. Von der Position, auf welcher die Fans der Lila-Weißen ihren Lieblingsverein sehen möchten. Nach Saisonende soll Anderlecht Erster im Klassement der Jublier League, der höchsten Spielklasse des Nachbarlandes, sein.

Die Pferde entscheiden

Für mindestens einen Protagonisten - einen der wichtigsten - ist der erhoffte Meister-Coup jedoch kein Selbstläufer: René Weiler. Der Coach, der vor seinem Belgien-Engagement eineinhalb Jahre lang den FCN erfolgreich trainierte, fordert Verstärkungen, um dieses und andere Ziele zu erreichen. "Der beste Reiter kann kein Hindernis überwinden, wenn sein Pferd nicht gut genug ist", wagt Weiler vor Saisonstart im kicker einen Ausflug in die Reitsport-Terminologie. Was der 42-Jährige damit sagen will, ist klar. Und erinnert ein bisschen an Weilers Zeit in Nürnberg.

Werbung
Werbung

Auch am Neuen Zabo hatte der Trainer seinen Wunsch nach gewinnbringenden Neuzugängen geäußert – intern, mitunter auch öffentlich. So etwa nach dem ersten Spieltag der Vorsaison, dem 3:6-Fiasko in Freiburg, als sein Club mit Notnagel Kevin Möhwald als Rechtsverteidiger in Südbaden gehörig baden ging. "Mit richtigen Außenverteidigern ist nicht alles gut und ohne nicht alles schlecht", erklärte Weiler damals, "aber wenn sie fehlen, fehlt ein entscheidendes Element". Danach bekam der Schweizer mit Miso Brecko einen Spezialisten auf rechts nachgeliefert. Und eine Club-Saison, die schlecht begonnen hat, wurde auch vielleicht aufgrund Weilers Beharrlichkeit noch eine richtig gute. Der FCN, den Weiler ein rundes halbes Jahr zuvor vom zunehmend hilf- und planlosen Valerien Ismael übernommen und bereits im Anschluss schon in die Erfolgsspur gesetzt hatte, blieb 18 Spiele in Folge ungeschlagen, siegte sich in einen Rausch und musste den Traum vom Aufstieg erst in der Relegation begraben.

Auch in Nürnberg war Weiler für seine Ansprechpartner im Verein ein harter Sparringspartner, wenn es darum ging, den Kader zu bewerten und zu verstärken. Diese Erfahrung machen sie nun auch in Belgien, wo vor Rundenbeginn der FC Brügge als amtierender Meister als Favorit ins Rennen geht. Auf europäischem Parkett will Anderlecht mit dem neuen Coach die Gruppenphase der Champions League erreichen. In der dritten Quali-Runde erarbeitete sich der RSC durch ein 2:2 bei FK Rostow schon einmal eine gute Ausgangsposition.

"Hausaufgaben" für van Holsbeeck

Und Weiler? Der lächelte zumindest etwas, als er am Freitag mit RSCA-Manager Herman van Holsbeeck und immerhin sechs Neuzugängen am Freitag im Astridpark, im Constant-Vanden-Stock-Stadion also, für die Presse posierte. Der Manager erklärte, dass die Ansprüche zwar hoch, der finanzielle Rahmen aber selbst beim Renommierklub begrenzt sei. So soll etwa noch der belgische Nationalverteidiger Nicolas Lobaerts aus St. Petersburg kommen. Van Holsbeeck hat - wie er selbst sagt - noch einige "Hausaufgaben". Aufgaben, die ihm Anderlechts ambitionierter Trainer gestellt hat.