Auf der Jagd nach Knipsern und Schiris

24.6.2012, 18:04 Uhr

Der große Rivale durfte ausgelassen feiern und sämtliche Vorräte an hochgeistigen Getränken im Sportheim an der Spardorferstraße plündern, die Erlanger standen daneben. Fassungslos. So, als könnten sie es nicht glauben, was sich da eben abgespielt hatte. Tieftraurig, enttäuscht, mit all der Ohnmacht, die nur eine Mannschaft empfinden kann, die gerade unentschieden gespielt hatte, sich aber wie der große Verlierer fühlte. Den Sieg, den sie beim Turnerbund unbedingt gebraucht hätten, um Ludwigsburg noch vom einzigen Aufstiegsplatz zu verdrängen, hatten sie mehrfach auf dem Schläger. Nur kam immer irgendetwas dazwischen, jedesmal fehlten ein paar Millimeter zum Glück. Ein Ball ging an den Pfosten, einer mit aller möglichen Vehemenz eines gefrusteten Schusses einen halben Meter drüber, und ein Versuch lief im Zeitlupentempo am verwaisten langen Eck vorbei.

Die Erlanger hatten sich nichts vorzuwerfen, außer, dass man ein im zweiten Durchgang völlig einseitiges Spitzenspiel nicht für sich entscheiden konnte. Mehr nicht, aber das war schon eine ganze Menge. Zu viel für etliche Spieler von Trainer Hans-Peter Höfler, der Mühe hatte, seine Schützlinge unmittelbar nach dem Ende zur Räson zu rufen. „Wir haben überragend gekämpft, sind überragend viel gelaufen. Was soll ich den Jungs da sagen?“, konnte auch der ehemalige Stürmer der HG Nürnberg seine Enttäuschung nicht verbergen.

Nur hat Höfler, der als bunter Vogel fast zwei Jahrzehnte lang eines der Aushängeschilder im Nürnberger Hockey war, inzwischen längst gelernt, den Sport auch mit einem unbedingt nötigen Pragmatismus zu beobachten. Beim Turnerbund, mit dem er seit 2009 bereits drei Aufstiege feiern durfte, vertrauen ihm seine Jungs blind. „Ich versuche, sie immer mit ins Boot zu nehmen, sie immer einzubeziehen und ihre Meinung zu beachten“, versucht sich Höfler als Trainer mit einem anti-autoritären Führungsstil.

Das ist sicher kein heilsbringendes Patentrezept, aber beim TBE und mit Höfler funktioniert das offensichtlich prächtig. Einen General am Spielfeldrand würde man dem 37-Jährigen, diesem zu aktiven Zeiten ewig nörgelnden, aber extrem ausgebufften Torjäger mit der Figur eines Gerd Müller, auch nicht abnehmen. „Die Jungs müssen es eben verkraften, wenn sie mal einen blöden Spruch kriegen“, erklärt er eine recht freiheitliche Philosophie, die sein Team dahin gebracht hat, wo es jetzt ist.

In der Halle spielen die Erlanger bereits in der zweiten Liga und haben damit den ewigen Konkurrenten der HG Nürnberg überflügelt. Auf dem Feld hätten sie das auch gerne geschafft. Mit aller Macht holten sie Punkt um Punkt bei ihrer Jagd auf Platz eins auf – von der Dominanz, mit der Ludwigsburg verlustpunktfrei durch die Vorrunde marschierte, war bis zum entscheidenden Saisonfinale nicht mehr viel übrig geblieben. „Natürlich hätten wir den Sieg verdient gehabt“, blickte Höfler auf ein Spiel zurück, in dem sein Team durch Tobias Otto und Jannik Gellner zweimal führte, den dritten Treffer aber nicht mehr setzen konnte. „Und deshalb hat Ludwigsburg den einen Punkt zum Aufstieg geholt. Über alles weitere müssen wir nicht diskutieren, das interessiert morgen keinen mehr.“

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Ein netter Versuch, den Ärger über einen der beiden Schiedsrichter nicht noch zusätzlich anzuheizen. Vor allem Peter Rein von der HG Nürnberg hatten die Zuschauer zum Schuldigen erklärt. Ein zumindest umstrittener Pfiff vor dem 1:1-Ausgleich, einige Eckenentscheidungen, die Rein anders als viele andere sah. Selbst beim angeblich so distinguierten Hockey schlagen die Emotionen bisweilen eben hoch. Aber Rein, der so nebenbei ja Schiedsrichterobmann im Freistaat ist, war es nicht, der die Strafecke eine Minute vor dem Ende nicht verwandelte. Das musste Höfler seinem Team mehrmals sagen. Und dann diskutierte er selbst noch lange mit dem Unparteiischen aus Nürnberg. Seine Gesichtsfarbe war nicht weniger ausgeprägt als bei seinen Spielern...