Bader: "Wiesinger lebt den Club jeden Tag"

17.9.2013, 07:02 Uhr

In der Pflicht sind neben dem Coach vor allem aber auch die Spieler, die keine unbezwingbare Einheit mehr sind.

NZ: Was ist mit dem Club los, Herr Bader?

Martin Bader: Wir stecken in einer ganz schwierigen Situation. Wir bekommen im Moment einfach nicht hin, was uns in den letzten Jahren stark gemacht hat.

NZ: Ein Punkt ist auch, dass sich die Mannschaft in mehrere Lager teilt. Da gibt es zum einen die Offensiven und die Defensiven.

Bader: Es geht nicht immer nur mit arbeiten, arbeiten, arbeiten. Wir haben jetzt noch mehr kreative Spieler in der Mannschaft, und deren individuelle Klasse müssen wir auch einsetzen. Wir dürfen sie ihrer Stärken nicht berauben, indem man ihre Defensivaufgaben zu sehr in den Vordergrund rückt. Spieler, die mehr über Zweikämpfe kommen, sollten den Kreativeren auch einmal Fehler zugestehen. Umgekehrt müssen auch sie auf dem Platz für den gemeinsamen Erfolg arbeiten. Fehler gehören dann einfach ausgebügelt. Egal von wem.

NZ: Und dann gibt es noch die Alten, Erfahrenen. Sie vermissen bei den Jungen die professionelle Einstellung. Es scheint, als käme es darauf an, wer den ersten Schritt macht...

Bader: Wenn der Eindruck entstanden ist, müssen wir schnellstmöglich dagegenwirken. Es darf keiner öffentlich mit dem Finger auf den anderen zeigen. Das kann eine explosive Mischung werden. Jeder Einzelne legt sich nach einem Spiel eine persönliche Argumentationskette zurecht, warum es nicht gut gelaufen ist. Aber darum geht es nicht. Jeder muss jetzt seine persönlichen Befindlichkeiten hinten anstellen.


NZ: Robert Mak hat sich schon einiges zuschulden kommen lassen. Diesmal ist er zu einem Mannschaftsabend einfach nicht erschienen und ist stattdessen in die Heimat gefahren. Er spaltet die Mannschaft...

Bader: Den Vorgang kommentiere ich nicht, aber Robert ist leider ein sehr junger Spieler. Er meint das nicht böse. Aber es ist schon so, dass ein Großteil der Mannschaft langsam nicht mehr an ihn glaubt. Und man weiß ja, wie eine Mannschaft funktioniert. Wenn sich einer nicht einbringt, ist er schnell untendurch. Er fängt jetzt wieder unterhalb der Nulllinie an. Es wird schwer für ihn werden. Aber wir haben immer noch Hoffnungen, weil er außergewöhnliche Qualitäten hat.

NZ: Hiroshi Kiyotake monierte nach dem Braunschweig-Spiel, dass zu viele lange Bälle gespielt werden. Andere fordern wiederum auch von ihm noch defensiveres Denken ein.

Bader: Nur kompakt zu stehen, bringt uns auch nicht immer weiter. Aber Kiyo muss dann eben auch mal merken, dass es gerade nicht anders geht als mit langen Bällen. Dann ist das halt mal so. Und dann muss er anders ins Spiel finden.

NZ: Dennoch fehlt im Spiel eine klare Linie. Ein Muster, an dem erkennbar wird, wie der Club in der Offensive erfolgreich sein will.

Bader: Wir gehen sicher nicht auf den Trainingsplatz und spielen nur Elf gegen Elf. Die Trainer machen sich viele Gedanken und studieren in jedem Training Dinge mit der Mannschaft ein. Aber fehlende Ergebnisse führen zu fehlendem Selbstvertrauen. Die Mannschaft glaubt gerade nicht an ihre Stärken. Das ist, was ich nicht verstehe. Sie muss sich gegenseitig mehr unterstützen.

NZ: Noch dazu passieren zu viele Fehler und dem Gegner wird zu viel angeboten...

Bader: Es ist doch klar, dass der Wind jetzt ganz hart von vorne kommt. Aber ich stelle mich nicht zur Seite. Wenn man keine Ergebnisse einfährt, hat man auch keine Argumente. Wir können das Spiel jetzt nicht nochmal spielen, wir können es nur analysieren. Aber wir trauen der Mannschaft nach wie vor zu, die Bundesliga zu halten. Gegen Dortmund müssen wir alles reinwerfen und so auftreten wie Braunschweig gegen uns.

NZ: Trainer Michael Wiesinger bläst der Wind in der Öffentlichkeit besonders entgegen.

Bader: Ich wundere mich immer, warum er so wenig Kredit hat. Michael hat mit der Mannschaft eine gute Rückrunde gespielt. Er ist jemand, der sich absolut mit dem Verein identifiziert und jeden Tag den Club lebt. Aber er wurde von Anfang an kritisch beäugt. Man muss ihm die Möglichkeit geben, seine Arbeit zu tun.

NZ: Geben Sie ihm die denn noch, wenn auch gegen Borussia Dortmund und Werder Bremen die Ergebnisse ausbleiben?

Bader: Ich werde jetzt mit Sicherheit keine Trainerdiskussion anfangen. Ich stelle mich jeden Tag vor meine leitenden Angestellten. Das würden Sie von Ihrem Chef sicherlich auch erwarten. Aber wir müssen uns mit Sicherheit Gedanken darüber machen, wie wir im Moment Fußball spielen. Denn das ist bedenklich. Und daran müssen wir arbeiten.

NZ: Wie?

Bader: Dafür gibt es kein Handbuch. Fußballmannschaften sind hochkomplexe Gebilde, die aus den unterschiedlichsten Gründen mal funktionieren und mal nicht.

Dennoch gibt es viele interne Ansatzmöglichkeiten, daran zu arbeiten, dass die Ergebnisse wieder positiv werden.

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