Barbara Rittner liebt ihren Job als Bundestrainerin

14.6.2013, 11:40 Uhr

Ein eingespieltes Team:Ohneihren Jack-Russell-Ter­rier Sophie reist Bundestrainerin Barbara Rittner nir­gendwo hin. © Sportfoto Zink

Heute ist Rittner Bundestrainerin und Chefin des deutschen Fed-Cup-Teams und bleibt in dieser Funktion gerne im Hintergrund. „Die Spielerinnen haben absolute Priorität. Ich versuche, für sie da zu sein und sie zu unterstützen.“ Den Medienrummel braucht Rittner nicht, nur manchmal tut es gut, ein bisschen Bestätigung zu bekommen.

Als die 40-Jährige 2005 ihren Rücktritt von der aktiven Karriere erklärte und vom Deutschen Tennis-Bund engagiert wurde, rief das Skeptiker auf den Plan, die mit einer Frau Bundestrainerin wenig anzufangen wussten. „Im Umfeld gab es schon den einen oder anderen Macho“, erinnert sich Rittner. Sie bat um Fairness und Zeit – und kann inzwischen Erfolge vorweisen: Das Fed-Cup-Team hat sich in die Weltgruppe zurückgekämpft, zahlreiche Talente drängen neben den Etablierten Kerber, Lisicki, Petkovic & Co. ins Rampenlicht.

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Bei den Spielerinnen war die Akzeptanz „von Anfang an da“, sagt Rittner. Als Ex-Profispielerin weiß sie genau, wie sie das Beste aus den jungen Frauen herauskitzeln kann. „Von Frau zu Frau kann man ganz anders reden.“ Rittner will dem Nachwuchs eine positive Grundhaltung mit auf den Weg geben. „Erfolgreich zu sein hat ganz viel mit Psychologie zu tun und wie man mit Druck umgeht. Es ist wichtig, entspannt zu sein und sich über das Erreichte zu freuen.“

Was nicht gleichbedeutend ist mit einer laschen Einstellung. „Wenn eine Spielerin nach oben kommen will, braucht sie das Talent zum harten Arbeiten. Sie muss es von ganzem Herzen wollen – sie, nicht ihr Umfeld“, betont Rittner. Überehrgeizige Eltern muss sie da bisweilen bremsen. „Man kann es nicht erzwingen.“ Die Hauptarbeit machen die Heimtrainer, aber Rittner bietet ihre Hilfe an, um Talente bestmöglich zu fördern. „Wir sitzen in einem Boot, sind in ständigem Austausch, ich sage offen und ehrlich meine Meinung.“

Diese Geradlinigkeit schätzen die Spielerinnen an Rittner. Eine öffentlich der anderen vorzuziehen, das würde der Bundestrainerin nie einfallen. „Sie sind so unterschiedliche Spieltypen und Charaktere, und genau das ist schön.“ Natürlich hat sie auch in Nürnberg eine Turnierfavoritin: „Klar“, sagt sie und lacht, „aber das behalte ich für mich.“

Ihren Job als Bundestrainerin liebt sie, das merkt man ihr an. „Ich bin mit Leidenschaft dabei und möchte mit niemandem tauschen.“ Rittners Vertrag läuft bis Ende 2015 – auf die Zeit danach ist sie selbst gespannt: „Was gibt es noch, weg vom Tennis? Was interessiert mich? Mal sehen, was kommt.“ Vorher hat sie aber ein großes Ziel: mit der deutschen Mannschaft den Fed Cup gewinnen, so wie sie 1992 mit Graf, Huber und Hack den Titel holte. „Das wäre natürlich die Traumschlagzeile: ,Rittner holt den Fed Cup als Spielerin und als Trainerin‘. Und das halte ich für durchaus realistisch, wenn wir von Verletzungen verschont bleiben.

Wenn Rittner von Turnier zu Turnier reist, Spielerinnen coacht oder Trainingsstunden gibt, ist sie selten allein unterwegs. Sophie, ihre zwölf Jahre alte Jack-Russell-Dame, kommt überall hin mit. Auch in Nürnberg guckt die zarte Hündin – einst ein Geschenk von Martina Navratilova – interessiert aus Rittners Tragetasche. „Ich verbringe sehr viel Zeit mit ihr. Sie ist mein emotionaler Ausgleich“, sagt Rittner, die sich als „große Tierliebhaberin“ beschreibt.

Ihre Freizeit verbringt die gebürtige Krefelderin gerne zu Hause in Köln. „Ich bin eher der ruhige Typ“, sagt sie. Ihr Freund hat mit Tennis „null zu tun, und das ist ganz gut. Dann redet man nicht nur über dieses Thema“. Aber ohne Sport geht es auch in der Freizeit nicht. „Man kann mich auf jedes Sportevent mitnehmen, ich liebe die Emotionen, die da entstehen“, schwärmt Eishockeyfan Rittner.

Auch die Atmosphäre beim Nürnberger Versicherungscup hat es ihr angetan. „Es ist unglaublich, was die Veranstalter hier hergezaubert haben. Die Anlage präsentiert sich als tolles Gesamtbild. Es ist ein top organisiertes Turnier, das mit anderen absolut mithalten kann“, sagt Rittner und dreht sich ein wenig zur Seite. Eine Besucherin hat nach einem Foto gefragt. „Man sieht sie ja sonst nur im Fernsehen“, sagt die Frau entzückt.