Bronze-Sieger Wesley: "Mir fehlt noch der Weltmeistertitel"

22.8.2016, 11:45 Uhr

Christopher Wesley kommt mit der Bronze-Medaille zurück nach Nürnberg. Hier feierte er sein Tor gegen Argentinien. © dpa/Jeon Heon-Kyun

Nach der Vorgeschichte mit dem Kreuzfahrtschiff zunächst einmal die Frage: Wie hoch ist die Schadensumme diesmal nach der Party?

Wesley: Null Euro, genau wie in London. Damals wurden Dinge geschrieben, die nicht gestimmt haben. Wir haben ausgiebig gefeiert, aber nichts kaputt gemacht.

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Nehmen Sie das wahr, dass sich die Mannschaft inzwischen einen gewissen Ruf erarbeitet hat?

Wesley: Man hat das Gefühl, es wird von uns fast schon erwartet, dass wir wild feiern, aber: Wir sind halt einfach so. Beim Hockey feiert nicht ein einzelner Athlet seine Medaille. Wir sind 19 Leute, wenn dann noch Freunde und Familien dazukommen, sind es schnell mal hundert. Normal, dass es dann auch mal scheppert.

Wie fühlt sich das an, wenn es nach Monaten der Vorbereitung und des Verzichts mal wieder scheppern darf?

Wesley: Es ist eine große Erleichterung. Ich bin froh, dass es vorbei ist. Mir tut alles weh. Wir hatten acht Spiele in zwölf Tagen.

Was kommt danach?

Wesley: Arbeit. Wir fliegen am 22. August nach Hause, welcher Wochentag das ist, weiß ich nicht, dafür habe ich das Gefühl verloren, hier ist jeder Tag gleich. Daheim werde ich das alles noch zwei Wochen genießen und mich danach ins normale Leben zurückarbeiten.

Eher feucht-fröhlich statt trocken: Christopher Wesley (re.) hält für Linus Butt die große Champagner-Flasche. © Foto: dpa

Wie kann man sich die Routine im olympischen Dorf vorstellen?

Wesley: Man steht auf, man macht seinen Morgenlauf, man trainiert oder spielt und dazwischen sitzt man in der Mensa.

Und macht Fotos mit Usain Bolt oder Rafael Nadal.

Wesley: Nein, ich habe um kein einziges Foto gebeten, weil es diese Menschen bestimmt fürchterlich nerven würde. Aber da waren sie alle, von Michael Phelps bis Boris Becker.

Große Sportler, die auch mit großen Niederlagen umgehen mussten. Wie haben es die Hockeyspieler geschafft, die Halbfinal-Niederlage gegen Argentinien so schnell abzuhaken?

Wesley: Wir haben uns noch am Abend hingesetzt und offen und ehrlich angesprochen, was falsch lief. Gegen die Niederlande haben wir das dann beeindruckend umgesetzt, eigentlich hätte es gar nicht bis zum Penaltyschießen kommen dürfen.

Im Viertelfinale hat das Team die Partie gegen Neuseeland noch gedreht. Hatten Sie in dem Moment das Gefühl, unbesiegbar zu sein?

Wesley: Im Nachhinein ist uns dieses Spiel zum Verhängnis geworden. Wahrscheinlich hätte die Aussprache schon danach stattfinden müssen. Am Ende ist aber auch eine Bronzemedaille etwas ganz besonderes.

Und der perfekte Abschied?

Wesley: Ich lasse mir alles offen, mir fehlt ja noch der Weltmeistertitel.

Was erwartet Sie daheim?

Wesley: Ich hoffe, dass viele mit mir feiern wollen. Aber nicht so exzessiv wie beim letzten Mal – das schaffe ich nicht mehr.