Bundesliga kurios: Helmers "Phantomtor" & Co.

25.7.2012, 14:46 Uhr

Kuriose Tore, herrliche Anekdoten, irre Typen: Die Jubilarin Fußball-Bundesliga ist kurz vor dem Anpfiff zur 50. Saison reich an tollen Geschichten. Mit einem 73-Meter-Weitschuss überwand der Grieche Georgios Tzavellas (Eintracht Frankfurt) am 13. März 2011 beim 1:2 auf Schalke den irritierten Nationaltorwart Manuel Neuer und stellte einen Liga-Rekord für die Ewigkeit auf. Andere wie Frankfurts Jürgen Pahl stellten sich ungeschickter an: Er traf 1982 per Abwurf ins eigene Netz. „Solche Eier passieren nur großen Torhütern“, kommentierte Pahl sein Missgeschick damals mit Galgenhumor. Keeper-Kollege Jean-Marie Pfaff vom FC Bayern tauchte im selben Jahr unter dem Einwurf des Bremers Uwe Reinders hindurch, Tomislav Piplica (Cottbus) netzte 2002 einen harmlosen Heber per Kopfball rücklings ein. Bayerns Sepp Maier hielt zwar oft prächtig, griff aber in den 70ern auch mal daneben – beim Hecht nach einer Taube.

Schmerzhaftes mit Friedel Rausch

Aber es passierte noch mehr Bestialisches. „Die Schmerzen waren tierisch“, berichtete Ex-Profi und-Trainer Friedel Rausch von einem völlig unerwarteten Biss, den ihm ein Schäferhund am 6. September 1969 beim Gastspiel von Schalke 04 beim Erzrivalen Borussia Dortmund im Stadion Rote Erde zufügte. Als Andenken blieb Rausch bis heute „eine sechs Zentimeter lange Narbe auf der rechten Po-Backe.“

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Dumm aus der Wäsche schauten die Spieler aus Mönchengladbach und Bremen, als am 3. April 1971 drei Spieler ins Tornetz fielen und über dem Trio plötzlich die Balken krachten. Borussia provozierte nach dem Pfostenbruch zwei Minuten vor Abpfiff beim Stande von 1:1 den Spiel- Abbruch, doch der Schuss ging nach hinten los: Das DFB-Sportgericht wertete die Partie mit 2:0-Punkten und-Toren für Werder.

Fast exakt 23 Jahre später erneut kein April-Scherz: Thomas Helmer erzielte am 23. April 1994 ein Tor, das gar keins war: Der Mann vom FC Bayern München schoss den Ball per Hacke Richtung Nürnberger Gehäuse, doch der Schuss „ging haarscharf am Pfosten vorbei“, erinnert sich Helmer. Schiedsrichter Osmers gab das „Phantom-Tor“, der DFB aber setzte nach dem 2:1 der Bayern ein Wiederholungsspiel an, das diese 5:0 gewannen. Nürnberg stieg ab.

Bierchen und Schnäpschen

Osmers' Kollege Wolf-Dieter Ahlenfelder geriet Mitte der 70er in die Schlagzeilen, als er im Spiel Bremen - Hannover die erste Halbzeit schon nach 30 Minuten abpfiff. Dabei war „Ahlis“ Uhr in Ordnung, nur er selbst war offenbaer indisponiert, da er zuvor der Legende nach ein paar Bierchen und Schnäpschen konsumiert hatte. Seine Kollegen an der Linie und die Trainer überredeten ihn dann, noch 15 Minuten bis zur Pause dranzuhängen. In Bremen spricht heute noch schelmisch von einem „Ahlenfelder“, wenn man Bier und Korn zusammen bestellt.

„Erst hatten wir kein Glück – und dann kam auch noch Pech dazu“, formulierte Jahre später Dortmunds Stürmer Jürgen Wegmann allzu forsch drauflos. Nette Sprüche, aber auch verbale Fehltritte wie Carmen Thomas' Versprecher von „Schalke 05“ wurden zu Kult-Gags. Auch im ZDF-Sportstudio bewies „Kaiser“ Franz Beckenbauer auf seine älteren Tage seine Weltklasse: Ihm gelang an der Torwand mit einem Schuss von einem vollen Weißbierglas ein Treffer. Nebenbei stürmte der spätere DFB-Ehrenspielführer 1966 mit der Single „Gute Freunde kann niemand trennen“ die Hitparade und wies seine Qualitäten als Werbe-Ikone und Hobby-Koch („Kraft in den Teller, Knorr auf den Tisch“) nach. Die Zeugen Jehovas verhalfen Reinhard Libuda zu Berühmtheit. Sie hatten 1973 in Gelsenkirchen, wo Stan damals für Schalke stürmte, ein Plakat aufgehängt. Aufschrift: „Keiner kommt an Gott vorbei..“ – und ein Fan schrieb darunter: „..außer Libuda“.

Nicht an einer Werbe- Tonne vorbei kam Jürgen Klinsmann am 10. Mai 1997: Nach einem Streit mit Giovanni Trapattoni nahm der Bayern-Coach seinen Starkicker vom Feld – und der trat vor Wut in die aus Werbezwecken am Spielfeldrand aufgestellte Tonne und verletzte sich am Knöchel. Für Aufsehen sorgte „Trap“ mit der berühmt-berüchtigten Wut-Rede im März 1998. “Was erlauben Struuunz?“ schrie der heutige irische Nationalcoach drei Tage nach der 0:1-Pleite auf Schalke wütend in Richtung von Ex-Nationalspieler Thomas Strunz. Mit seinem Fazit, einige Akteure seien schwach gewesen wie “Flasche leer“, schuf der der deutschen Sprache damals noch nicht allzu mächtige Italiener eines von vielen Bonmots in nun knapp 50 Jahren Liga-Geschichte.