Das Streif-Spektakel: Der Favorit fehlt in Kitzbühel

23.1.2020, 12:20 Uhr

Die große Kitzbühel-Woche ist schon lange vor den ersten Schussfahrten die Streif hinunter um eine Attraktion ärmer. Die Chancen von Deutschlands Hoffnung Thomas Dreßen auf einen erneuten Triumph im wichtigsten Weltcup-Rennen der Welt sind dadurch allerdings sprunghaft gestiegen. Denn: Vorjahreschampion und Topfavorit Dominik Paris hat sich im Training nur wenige Kilometer von der legendären Strecke schwer am Knie verletzt und wird bei der 80. Auflage der Hahnenkamm-Rennen fehlen. "Meine Saison ist zu Ende", teilte die Nummer eins des italienischen Ski-Teams nach dem Sturz mit, als er durch eine Untersuchung Gewissheit hatte über Schwere und Konsequenzen seiner Verletzung: Kreuzbandriss, Wadenbeinkopf-Fraktur. Monatelanger Ausfall.

Auch Ferstl sendet Genesungswünsche

Paris, der 2017er-Weltmeister und derzeit beste Abfahrer Beat Feuz aus der Schweiz und Dreßen werden sich in Kitzbühel also nicht wie noch am Samstag in Wengen das Siegerpodest teilen können. Dreßen kommt vor der Rückkehr an den Ort seines größten Erfolges in der Abfahrt auf bislang einen Sieg und den dritten Platz in der Schweiz. Der 30 Jahre alte Paris schaffte es in vier der fünf Abfahrten dieses Winters in die Top drei - Feuz sogar in jedem Weltcup-Rennen dieser Disziplin. Von Schadenfreude über den Ausfall von Paris, der eine ganz besondere Beziehung zum berühmtesten Skirennen der Welt hat, sind die Konkurrenten aber trotz der gestiegenen Chancen weit entfernt. "Du kommst gleich stark wieder zurück", kommentierte Feuz. Er freue sich schon darauf sich mit dem Südtiroler auf der Piste wieder zu pushen. Auch der Norweger Kjetil Jansrud, Super-G-Kitzbühel-Sieger Josef Ferstl und viele andere sendeten Grüße und gute Wünsche.

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Paris ist auf der Streif der dominierende Athlet der vergangenen Jahre. Was Branchen-Legenden wie Bode Miller oder Aksel Lund Svindal nie gelang, schaffte er schon dreimal. 2013, 2017 und 2019 gewann er die wichtigste Abfahrt der Welt, 2015 gelang zudem ein Sieg im Super-G. "Vollgas", antwortete er einmal auf die Frage nach seinem Kitzbühel-Geheimnis. Nur Didier Cuche aus der Schweiz (5) und Franz Klammer aus Österreich (4) haben die Abfahrt dort häufiger gewonnen.

Fokusverlust auf der Alm

Der 100-Kilogramm-Kraftprotz ist nicht mit so einem Skigefühl gesegnet wie der deutsche Hoffnungsträger Dreßen oder sein guter Kumpel Feuz. Aber das Duell der zwei besten Abfahrer dieses Winters endete abrupt und Feuz' Chancen auf eine eigene Heldengeschichte in Kitzbühel sind massiv gestiegen. Jene von Paris war schon sehr beeindruckend: Als junger Rennfahrer verlor er den Fokus und ging für einen Sommer auf eine Alm in die Schweiz. Zurück in der Zivilisation entschied er sich, den Skirennsport nun vernünftig und intensiv zu verfolgen. 2013 feierte er die ersten beiden Weltcupsiege, in Bormio und Kitzbühel bezwang er zwei der härtesten Strecken im Weltcup.

Von gröberen Verletzungen war Paris zuvor in seiner Laufbahn verschont geblieben, anders etwa als Dreßen und Feuz. Nach seiner Heimkehr und ein paar Tagen Ruhe will er zusammen mit den Teamärzten entscheiden, wie es weitergeht. Der Ski-Zirkus vermisst ihn jetzt schon. Der Weltverband FIS schrieb auf seine Homepage: "Wir wünschen Paris eine gute und schnelle Genesung und hoffen ihn bald wieder da zu sehen, wo er hingehört: auf den Abfahrtspisten!"