Der Club gegen Dresden: Das Duell der Altmeister

29.1.2017, 08:49 Uhr

2009 schoss Marek Mintal in der ersten Pokalrunde zum zwischenzeitlichen 2:0 ein. Der FCN erreichte damals mühelos die nächste Runde. Dresden war inzwischen in die 3. Liga abgestiegen. © Wolfgang Zink / WoZi

Blühende Landschaften hatte der Bundeskanzler versprochen, von blühenden Fußballfeldern war nicht die Rede. Aber man hatte sich das alles ganz anders vorgestellt, als sich im Sommer 1991 auch der deutsche Fußball vereinigte. Dynamo Dresden und Hansa Rostock wurden in die Bundesliga aufgenommen, die ausnahmsweise wieder zweigeteilte zweite Liga bereicherten Stahl Brandenburg (in der Nordgruppe) sowie im Süden der Chemnitzer FC, Carl Zeiss Jena, der VfB Leipzig, der Hallesche FC und Rot-Weiß Erfurt.

Acht Klubs aus dem Osten. Sieben von ihnen sind heute (überwiegend schon lange) aus dem Profifußball verschwunden, der VfB Leipzig, der 1903 der historische erste Deutsche Meister war, existiert gar nicht mehr. Übrig ist: Dynamo Dresden, einer der größten Klubs der alten DDR, acht Mal Meister, später vorübergehend viertklassig – aber immer wieder auferstanden aus Ruinen. Als Zweitliga-Siebter spielt Dynamo jetzt am Sonntag beim 1.FC Nürnberg vor.

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Gemeinsame Jahre in der Bundesliga

Gemeinsam spielten beide Traditionsvereine von 1991 bis 1994 in der Bundesliga – ehe Nürnberg ein Jahr vor Dresden abstieg, vorerst allerdings nur in die zweite Liga, während Dynamo, gedrückt von einer Zehn-Millionen-Mark-Schuldenlast, 1995 in die Regionalliga durchrutschte. Der Verein, der in den siebziger Jahren europäische Fußballfeste feierte und selbst im Westen Bewunderer hatte, war – im neuen Fußball-Kapitalismus zugrunde gerichtet von der Clique eines hessischen Bauunternehmens – vorerst am Ende.

2009 schoss Marek Mintal in der ersten Pokalrunde zum zwischenzeitlichen 2:0 ein. Der FCN erreichte damals mühelos die nächste Runde. Dresden war inzwischen in die 3. Liga abgestiegen.

Nürnberg, neun Mal Deutscher Meister, allerdings auch, weil man dort vorführte, dass es gar keine gierigen West-Spekulanten braucht, um einen Verein in den Ruin zu führen. Der schwer angeschlagene Club wäre schon 1995 in die Regionalliga abgestiegen, profitierte aber ironischerweise davon, dass damals der Bundesliga-Letzte Dresden und der 1.FC Saarbrücken keine Lizenz für die 2. Liga bekamen, erst 1996 war dann auch Nürnberg erstmals nur noch drittklassig – fünf Jahre nach einem fulminanten Premierenspiel, dem 1:1 am 20. August 1991 im Frankenstadion, in dem man, unter Flutlicht, zwei deutsche Torhüter-Legenden sah: Andreas Köpke und René Müller, eine Ikone des DDR-Fußballs (und später, von 2007 bis 2011, ein sehr respektierter Trainer der Nürnberger U 23).

Ein Projekt vertritt nun den Osten

Im Auferstehen aus Ruinen entwickelte auch der Nürnberger Club eine gewisse Meisterschaft, notgedrungen, zum Wiedersehen mit Dresden kam es in zwei DFB-Pokalspielen 2005 und 2009, die Nürnberg jeweils 3:0 gewann. Der Ost-Fußball blutete weiter aus; seit dem Abstieg des heute viertklassigen FC Energie Cottbus 2009 (in der Relegation gegen Nürnberg) gibt es keinen ehemaligen Ost-Klub in der ersten Bundesliga mehr.

In der abgelaufenen Saison 2015/16 sah man erstmals auch nur noch einen einzigen Zweitligisten aus dem Osten: den FC Union aus Berlin-Köpenick, während in Leipzig ein austro-amerikanisches PR-Fußballprojekt die Leerstelle füllte. Der ehemalige Europacupsieger FC Magdeburg spielt dritt-, die ehemaligen Europacup-Finalisten Jena und Lok Leipzig viertklassig.

Auferstanden in der 2. Liga

Mit der Zweitliga-Rückkehr von Dynamo Dresden und Erzgebirge Aue im vergangenen Sommer hat der alte Osten seine schöne Fußball-Kultur immerhin etwas restauriert, und das Spiel am Sonntag im Frankenstadion ist schon ein bisschen besonders. Nur der FC Bayern München war öfter Meister als Nürnberg, im Osten wurde Dynamo Dresden nur vom BFC Dynamo Berlin überboten.

Es ist die zehnte fränkisch-sächsische Begegnung, Nürnberg hat noch nie verloren (fünf Siege), und es ist sogar eine kleine Premiere: Das erste Nürnberger Zweitliga-Heimspiel gegen Dynamo Dresden. Was Dynamo bedeutet, wird man sehen: Zehntausend Fans aus Dresden werden am Sonntag in Nürnberg erwartet.