Der Club ist Kiyotakes neue Motivation

3.7.2012, 10:39 Uhr

Gestern bei seiner offiziellen Vorstellung in Nürnberg war das Interesse kaum kleiner. Unter Blitzlicht betrat er die Fußballbühne in Franken und schrieb ein Stück Vereinsgeschichte. Kiyotake ist der erste Japaner beim 1.FC Nürnberg und das mediale Interesse an ihm erreichte eine neue Dimension.

„Ich freue mich auf alles in Deutschland. Denn alles ist neu für mich. Ein konkretes Ziel habe ich nicht. Ich konzentriere mich immer auf das, was direkt vor mir liegt“, sagte Kiyotake, der einen Vertrag bis zum 30. Juni 2015 unterschrieb. Zu mehr als einer Handvoll Trainingseinheiten wird er es vorerst beim Club nicht bringen. Neben der sportärztlichen Untersuchung muss Kiyotake dieser Tage noch ein paar Pflichtbesuche wie einen Gang zur Ausländerbehörde absolvieren. Und in einer Woche wird er Nürnberg schon wieder und auf unbestimmte Zeit verlassen, um sich mit der japanischen „U23“-Auswahl auf das olympische Fußballturnier in London vorzubereiten. Spätestens Mitte August wird er zurückerwartet. „Danach werden wir versuchen, ihn so schnell wie möglich zu integrieren“, sagte Trainer Dieter Hecking.

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Helfen wird dabei auch Dolmetscher Jonpei Yamamori, der in den vergangenen beiden Spielzeiten schon Shinji Kagawa von Borussia Dortmund rund um die Uhr betreut hat und Kiyotake gestern keine Sekunde aus den Augen ließ. „Ich bin schon sehr gespannt, wie das in der Praxis alles funktioniert. Das ist ja für alle im Verein Neuland“, sagte Hecking, der auf dem Trainingsplatz selbst auf die Hilfe des festangestellten Übersetzers angewiesen sein wird. „Kiyotake ist ein wendiger Spieler mit einem guten Eins-gegen-eins und er ist torgefährlich. Ich hoffe, dass er möglichst schnell die Umstellung von der japanischen Liga in die Bundesliga schafft“, sagte der Coach. Kiyotake umschrieb sich bodenständig: „Ich habe keine direkte Waffe. Aber ich bin ein Allrounder und kann viele Dinge überdurchschnittlich gut. Das ist vielleicht meine größte Stärke“, sagte der 22-Jährige. Sein Betätigungsfeld ist die Offensive. Ob zentral hinter den Spitzen oder auf der Außenbahn will Hecking erst entscheiden, nachdem sich Kiyotake dem internen Konkurrenzkampf stellen konnte.

In Japan zählt der Japaner zu den bekannteren Fußballern, einen Menschenauflauf verursacht er mit einem Auftritt in der Öffentlichkeit aber noch lange nicht: „Ich kann in Japan auf die Straße gehen, ohne beachtet zu werden“, gab Kiyotake ehrlich zu. Um dieselben staunenden Gesichter zu verursachen wie sein in der Bundesliga bekanntester Landsmann Kagawa, wird es noch dauern. Ein paar Parallelen zwischen den beiden trickreichen Mittelfeldspielern sind aber durchaus gegeben. Kagawa spielte im selben Klub wie Kiyotake (Cerezo Osaka) und trug dort ebenfalls die Rückennummer acht. „In Japan hat man mich mit ihm verglichen. Das war aber auch großer Druck für mich“, sagte Kiyotake. Nach eigener Aussage hat er in seiner Heimat auch schon einiges erreicht: „Deshalb ist es jetzt meine Motivation, noch einmal von vorne zu beginnen und eine neue Herausforderung in einer neuen Umgebung zu suchen.“

Ohne einen Tag Pause stürzt sich Kiyotake dann direkt in sein nächstes Abenteuer Olympia. Dass der Substanzverlust zu groß werden könnte, befürchtet Hecking jedoch nicht: „Ich denke, dass er sowieso erst einmal von einer gewissen Euphorie getragen wird. Und dann wird es auch unsere Aufgabe sein, darauf zu achten, dass er nicht in ein Loch fällt.“

In Nürnberg verspricht man sich vom Transfer auch einen gewissen Japan-Effekt: „Seine Verpflichtung ist sicherlich kein PR-Gag. Wir müssen den Transfer nicht mit Trikotverkäufen refinanzieren. Aber wir wehren uns auch nicht dagegen, sollte er zu mehr Aufmerksamkeit führen“, sagte Bader, der sich monatelang um die Dienste des Japaners bemüht hat und primär sportliche Gründe für dessen Verpflichtung anführt. Die Hartnäckigkeit hinterließ bei Kiyotake letztendlich den erwünschten Eindruck: „Ich bin sehr dankbar und will dem Verein mit Erfolgen etwas zurückgeben“, sagte Kiyotake.