Der HCE-Ausflug nach Kiel soll kein Schlachtfest werden

29.9.2018, 13:19 Uhr

Adalsteinn Eyjolfsson hat Redebedarf: Zumeist bezieht sich das aber nicht auf die Schiedsrichter, sondern auf seine Mannschaft. © Sportfoto Zink / DaMa

Kaum jemand, der nach dem gewonnenen Fight bei den Eulen Ludwigshafen noch gerade gehen konnte. So viel Kraft hatte das 25:23, der zweite Saisonsieg überhaupt, den HC Erlangen gekostet, aber auch reihenweise Blessuren trugen die Gästespieler von der hart geführten Partie davon. "Wir haben ordentlich auf die Fresse bekommen", meinte HCE-Spielmacher Dominik Mappes, "aber wir haben auch ausgeteilt." Anders wäre der HC Erlangen wohl untergegangen, hätte er die aggressive Spielweise der Ludwigshafener nicht von Beginn an aufgenommen. "Ich bin sehr stolz, welches Gesicht die Mannschaft heute gezeigt hat", fand Trainer Adalsteinn Eyjolfsson hinterher. "Ich muss das Team loben, wie es diese Aufgabe angepackt hat."

Die war alles andere als leicht gewesen, erwartete den HCE beim Schlusslicht der Tabelle nicht nur ein bis in die Haarspitzen motivierter Gegner, sondern auch eine Eberthalle, die fast bis auf den letzten Platz gefüllt war mit leidenschaftlichem, lautstarken Publikum. Zusätzlich lastete enormer Druck auf den Schultern der Erlanger Spieler, bis November war es die letzte realistische Chance auf einen Punktgewinn aufgrund des enorm schweren Spielplans. So gestaltete sich dann auch die Begegnung, die auch von bis dahin punktlosen Ludwigshafenern zu einem absoluten Muss-Spiel erkoren worden war.

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"Es war ein absoluter Fight", fand Torwart Nikolas Katsigiannis nach dem knappen Sieg seiner Mannschaft, den er mit den Spielern, die noch laufen konnten, im Oberrang der Tribüne bei den mitgereisten HCE-Fans feierte: "Doch egal wer rein kam, jeder hat heute etwas beigetragen, dass wir diese zwei Punkte holen konnten." Und wirklich: Von Beginn an stark in der Deckung entwickelte der HCE auch im Angriffsspiel mit zunehmender Spielzeit immer mehr Durchschlagskraft, behielt zudem in den hitzigen Phasen erstaunlich souverän einen kühlen Kopf. "Das war der Schlüssel zum Sieg", freute sich Eyjolfsson, dass nach anfänglicher Nervosität diesmal keine Unsicherheit um sich griff.

"Wir sind noch enger zusammengerückt" 

Im Gegenteil: "Die kleinen Systemfehler haben wir mit viel Wille und Leidenschaft wett gemacht", so der Coach. Als auch noch Linkshänder Christoph Steinert mit Knöchelverletzung nicht mehr mitwirken konnte und mit Nico Büdel und Benedikt Kellner zwei Rechtshänder in den rechten Rückraum rückten, ahnte man böses. "Wir sind noch enger zusammengerückt", so Eyjolfsson, "jeder hat für jeden gekämpft." Und so konnte auch diese Schwächung kompensiert werden. "Wir haben uns in diese Partie reingebissen", fand Dominik Mappes, der Spielmacher. "Wir sind für unsere Arbeit und Einstellung heute belohnt worden."

Mappes in der Spielsteuerung und Petter Overby in der Abwehr - beide Neuzugängen waren zuletzt ja scharf kritisiert worden - ragten aus einem starken Kollektiv heraus. "Ich wollte der Mannschaft irgendwie helfen", sagte Mappes erleichtert, "natürlich habe auch ich mir zuletzt einen Kopf gemacht." Seine Tore in der Schlussphase sicherten letztlich einen wichtigen Erfolg - der mit Blick auf die anstehenden, schweren Aufgaben Gold wert ist: "Wir haben alles reingehauen heute bis zum Schluss", sagte Nico Büdel, der Rückraumspieler, "es fallen viele Steine von den Schultern, wenn man bedenkt, was jetzt für Gegner auf uns zukommen werden."

Wie's nicht geht, weiß Melsungen 

Schon am Sonntag (15 Uhr, Fackelmann-LiveBlog auf nordbayern.de) muss der HCE beim Rekordmeister THW Kiel antreten, der erst am Donnerstagabend die MT Melsungen, den Tabellenachten, mit 17 Toren Differenz regelrecht aus der Halle warf. Danach kommt Meister Flensburg in die Arena nach Nürnberg, ehe es nach Hannover und Magdeburg, zum Tabellenführer, geht.

"Wir dürfen uns in Kiel nicht abschlachten lassen", sagt Adalsteinn Eyjolfsson, weiß aber auch, dass ihm für das Kräftemessen mit dem Spitzenteam reihenweise wichtige Spieler ausfallen werden. Länger verletzt bleiben wohl noch bis Dezember bekanntlich Michael Haaß (Fingerverletzung), Andreas Schröder (Kreuzband) sowie Nicolai Theilinger (Syndesmose). Ebenfalls nicht einsetzbar sein werden wohl Christoph Steinert und Dominik Mappes mit Bänderverletzungen aus der Partie in Ludwigshafen. 

Pech und Chance 

"Wir müssen also schon wieder unser System abändern", sagt Eyjolfsson, "das ist eine große Schwächung: Dass wir immer wieder Nackenschläge kassieren, die uns aus dem Rhythmus bringen." Für Steinert wird aus der U23 Jonas Schletterer zum Team stoßen. "Ansonsten ist das Pech der einen ja auch immer eine Chance der anderen", sagt Rene Selke, der Geschäftsführer. "Vielleicht werden wir so die Partie lange offen gestalten können und Kiel nervös machen." 
Steinert und Mappes sollen dann im Heimspiel gegen Meister SG Flensburg-Handewitt nächste Woche Sonntag in den Kader zurückkehren.