Der Stoff, aus dem Titel-Träume sind

4.8.2011, 20:43 Uhr

Glaubt man den Experten der Mediadesign Hochschule in Berlin, München und Düsseldorf werden die Club-Spieler beim Trikottausch begehrte Partner sein. Für die Modedesigner ist der bordeauxrote Stoff mit dunklen Querstreifen das Beste, was die Liga zu bieten hat. „So sehen Sieger aus! Rot ist eine warme, kräftige Farbe, sie tritt optisch immer stark in den Vordergrund und ist damit definitiv eine Siegerfarbe“, heißt es in der Urteilsbegründung einer Jury um Modedesign-Professorin Julia Schnitzer.

Club-Manager Martin Bader ist angetan von so viel Wertschätzung. „Wir freuen uns, dass auch anderen gefällt, was uns gefällt“, sagt der 43-Jährige, der gemeinsam mit der Marketingabteilung und dem Hersteller adidas die Trikots entwerfen lässt und auswählt: „Wenn der sportliche Erfolg dazu kommt, ist das sicher einer runde Sache.“ Inwieweit die Optik den Akteuren Beine macht, wird sich zeigen. „Die Spieler können aber ein Stück weit stolz darauf sein. Es spielt sicher nur eine klitzekleine Rolle, aber selbst wenn es nur ein Prozent ist, die Summe macht’s“, meint Bader.

Die ausgezeichnete Ästhetik hat noch dazu einen präventiven Nebeneffekt: Wer käme schon auf die Idee, sich das schönste Liga-Leibchen beim Torjubel über den Kopf zu ziehen? Wirtschaftlich dürfte sich das Prestigeobjekt aus 100 Prozent Polyester bezahlt machen. „Es ist sicherlich ein schöner Grund, die alten Klassiker wie das Grundig- oder das ARO-Trikot in den Schrank zu hängen“, findet Bader. Zumindest für die nächsten zwei Jahre. Denn dann muss der Club sein modisches Gespür mit einem neuen Heimtrikot erneut unter Beweis stellen. Für die kommende Saison ist gemäß eines zweijährigen Turnus’ ein Auswärtstrikot in Planung.

Dass der Club in der Rangliste unmittelbar vor dem FC Bayern München liegt, macht die Wahl für die FCN-Fans nur umso schöner. Der Münchner Rivale wurde dafür gelobt, „Elemente der 70er Jahre mit der technischen Machbarkeit der heutigen Zeit auf gelungene Art und Weise“ kombiniert zu haben.

Im Fußball das Maß, aber modisch ganz und gar nicht stilprägend präsentiert sich der amtierende deutsche Meister Borussia Dortmund. Für das „Biene-Maja-Team“ aus Westfalen, das nur auf Rang 14 landete, hat die Jury wenig Schmeichelhaftes übrig: „Netter Versuch“, heißt es lapidar.

Vertraut man der Studie, stehen die beiden direkten Absteiger auch schon fest. Der SC Freiburg als Vorletzter muss sich schwerwiegende Mängel vorwerfen lassen. „Silhouette und Schnitt: ohne weitere Besonderheiten. Die aktuell schlanke Schnittführung hat hier keine Anwendung gefunden.“ Schlusslicht und damit Meister des schlechten Geschmacks ist der 1.FC Köln. „Ein Trikot kann mehr als ein Basic-T-Shirt sein, ohne dadurch in seiner Funktionalität eingeschränkt zu werden. Fazit: ideenlos. Trikots bergen kreatives Potenzial. Man muss es nur nutzen!“, lautet das niederschmetternde Urteil. Nur gut, dass sich über Geschmack bekanntlich nicht streiten lässt.