Deutsche Leichtathletik-Bilanz: Überflieger und Bauchlandungen

30.8.2015, 14:00 Uhr

Favoriten-Gold für Kugelstoßerin Christina Schwanitz, Sensations-Bronze für die kleine Hindernis-Flitzerin Gesa Felicitas Krause. Das deutsche Team ist bei der Leichtathletik-WM in Peking gut drauf, die wenigen Enttäuschten werden getröstet.

Die Höhepunkte der WM:

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22. August: Goldener Auftakt

Erster Abend – und gleich Gold im "Vogelnest": Kugelstoßerin Christina Schwanitz lässt sich von der Favoritenbürde nicht erdrücken und beschert dem deutschen Team einen Traumstart. 20,37 Meter – nach einem starken Auftritt ist die Europameisterin aus Sachsen zum ersten Mal auch Weltmeisterin.

23. August: Kugel versilbert

Zum dritten WM-Gold in Serie fehlen David Storl am Ende 19 Zentimeter. Enttäuscht trottet der Hüne aus dem Stadion. An diesem Abend ist sein Dauerrivale Joe Kovacs einfach besser. Der Amerikaner hat den Dreh raus. „Es war überhaupt nicht mein Wettkampf“, sagt Storl. Sein nächstes Ziel: Olympia-Gold 2016 in Rio.

24. August: Fast auf dem Gipfel

Stabhochspringer Raphael Holzdeppe verliert seinen Titel – aber er gewinnt Silber. Nach dem Seuchenjahr 2014 und einer Hallensaison zum Vergessen ein schöner Erfolg. Dass er wie in Moskau vor Überflieger Renaud Lavillenie landet, der wieder nur Bronze holt, ist ein schwacher Trost.

24. August: Harte Landung

Aus in der Qualifikation – eine größere Enttäuschung kann es für eine erfolgreiche Athletin wie Silke Spiegelburg nicht geben. Die 29-Jährige war bereits vor dem Stabhochsprung-Finale aus dem Rennen. Nach der Fuß-Operation im vorigen Jahr fehlte ihr die Sicherheit. Drei Fehlversuche über 4,55 Meter, diese Höhe hat sie sonst drauf.

24. August: Zwei Zentimeter

Zwei Zentimeter fehlen dem deutschen Weitsprung-Meister Fabian Heinle zum Finale. 7,96 Meter reichen dem WM-Neuling nicht. Bitter: In dieser Saison ist der Tübinger schon deutlich weiter gesprungen. Auch Alyn Camara ist mit 7,66 beim Finale nur Zuschauer. Seine Bestleistung (8,29 Meter) hätte in der Quali sogar zum zweiten Platz gereicht.

25. August: Es müllert wieder

Bronze, Platz 5, Rang 7 – die Team-WM hätten die deutschen Diskuswerferinnen glatt gewonnen. Nadine Müller meldet sich nach dem bitteren Jahr 2014 in der Weltspitze zurück. Ihren dritten Platz feiert die 29-Jährige wie einen Sieg: "Jetzt bin ich so happy, dass sich der ganze Schweiß, die ganzen Tränen gelohnt haben."

26. August: Ganz große Gesa

Kleine Frau ganz groß: Deutschland hat wieder eine Weltklasseläuferin auf der Langstrecke. Gesa Felicitas Krause gewinnt überraschend Bronze über 3000 Meter Hindernis. "Das ist der größte Erfolg, den man sich vorstellen kann", sagt 23 Jahre alte Frankfurterin nach ihrem beherzten Lauf. Im WM-Finale persönliche Bestzeit – Chapeau!

26. August: Glänzende Holzmedaille

Beim Speerwurf-Krimi im „Vogelnest“ spielt das deutsche Trio zwar nicht die Hauptrolle – doch glücklich kann man auch ohne Medaille sein. Thomas Röhler verpasst das Podest nach einem grandiosen Finale nur um 23 Zentimeter. "Ich schnitze mir 'ne wunderbare Holzmedaille", meint der immer gut aufgelegte Jenaer. Hofmann wird Sechster, Vetter Siebter.

27. August: Hammermäßig

Die Enttäuschung ist riesig, der Kommentar kurz: "Ich habe den Hammer nicht getroffen." Platz sieben mit 72,56 Metern – diese WM ist für die Olympia-Dritte Betty Heidler ein Kapitel zum Vergessen.

Und dann auch das noch: Kathrin Klaas, ihre Clubkollegin von der LG Eintracht Frankfurt, schafft 62 Zentimeter mehr und wird Sechste.

29. August: Chaos im Diskusring

Was für ein Chaos. Christoph Harting wird im Diskusfinale nur Achter, doch richtig spannend wird es erst nach dem Wettkampf. Der jüngere Bruder des noch immer nicht wieder fitten Robert Harting fühlt sich vom Kampfgericht verschaukelt, weil das seinen letzten und mit Abstand weitesten Versuch für ungültig erklärt. Harting protestiert noch am Ring selbst, auch der deutsche Verband legt einen Einspruch ein. Doch der wird von einer Jury zurückgewiesen.

30. August: Goldener Abschluss

Die Leverkusenerin Katharina Molitor ist erstmals Speerwurf-Weltmeisterin. Die 31-Jährige löste damit am Sonntag bei der Leichtathletik-WM in Peking Christina Obergföll ab, Titelverteidigerin Obergföll kam auf Platz vier.

Leichtathletik-Verband zufrieden

Der Deutsche Leichtathletik-Verband hat eine positive Bilanz der Weltmeisterschaften in Peking gezogen. "Wir haben hier tolle Tage erlebt", sagte DLV-Cheftrainer Idriss Gonschinska am Sonntag.

30 der 66 DLV-Athleten haben ein Finale in den 47 Disziplinen erreicht. Und dies bei einem immer härter werdenden Konkurrenzkampf. "Die Wettbewerbspirale wird immer enger", erklärte Gonschinska, der aber auch auf eine offenbar unverminderten Doping-Bereitschaft in diesem Sport hinwies. "Wir bewegen uns in dem Spannungsfeld, in dem man Visionen und Träume fördert, aber Manipulations-Freiheit schwer zu bieten ist."