Dittwar fährt als Trainer zur EM

1.6.2012, 19:00 Uhr

Eine mehr als bescheidene Vorbereitung für das EM-Turnier, das vom 9. bis 18. Juni in Schweden steigt. Keine leichte Aufgabe also für Bundestrainer Jörg Dittwar. Seit 2009 hat der ehemalige Club-Profi dieses Amt inne und schilderte im Gespräch mit der NZ seine Probleme. Sie sind vielfältig, haben ihm aber die Freude an seiner Aufgabe nicht geraubt. Einfühlsam muss der 48-Jährige mit seinen Schützlingen – ihr IQ bewegt sich zwischen 48 und 75 – umgehen. „Ein Teil von ihnen kann seinen Alltag nicht selbstständig schaffen und lebt in Heimen“, erzählt Dittwar.

Hilpoltsteiner Kevin Boateng spielt im deutschen Team mit

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Die spürbaren Folgen sind Aufmerksamkeitsverluste. Aber auch eine gewisse Selbstüberschätzung, wie Dittwar beobachtet. Groß ist auch das Leistungsgefälle der Kicker, von denen 13 aus Nordrhein-Westfalen und zwei aus Bayern stammen. Ein 18-Jähriger kommt aus Hilpoltstein und hat einen berühmten Kicker als Namensvetter: Er heißt Kevin Boateng. Wie aber stuft der Bundestrainer das Niveau seiner Truppe ein? „Es bewegt sich auf dem einer Kreisliga-Mannschaft“, sagt er.

Zwei Spieler ragen mit Landesliga- beziehungsweise Bezirksliga-Erfahrung dabei deutlich heraus. Das meiste Kopfzerbrechen bereiten Dittwar die Schwächen im taktischen Bereich: „Einige muss ich von außen ständig dirigieren, damit sie ihre Positionen finden.“ Beim Training nimmt er sie sogar gelegentlich an die Hand und führt sie.

Die Freude an seiner Tätigkeit ist bei dem früheren FCN-Profi trotz aller Schwierigkeiten geblieben. Er hat mit dem aus Geisfeld bei Bamberg stammenden Herbert Harrer (59) — er war früher auch am Valznerweiher als Trainer tätig – den idealen Partner als Co-Trainer gefunden. „Einen besseren Mann hätte ich nicht finden können“, schwärmt er. Das Duo aus Oberfranken sieht den Titelkämpfen in Schweden mit einer realistischen Einschätzung entgegen: „Topfavorit sind die Holländer, die über einen Erstliga-Spieler verfügen und jederzeit in der Bayernliga mithalten könnten.“

Andere Länder, andere finanzielle Möglichkeiten. Und da nehmen sich die der Deutschen mehr als bescheiden aus. „Wir sind auf Sponsoren angewiesen“, berichtet Harrer. Das Budget des Deutschen Behinderten-Sportverbandes (DSB) ist klein und reicht nicht aus, um alle Lehrgänge bezahlen zu können. Dittwar und sein Partner werden vom DSB als Honorartrainer beschäftigt und erhalten lediglich eine Aufwandsentschädigung. Auf einen erheblichen Teil davon verzichten sie sogar.

Wie aber könnte sich die Situation der ID-Nationalmannschaft verbessern? Dittwar wartet mit einem plausiblen Vorschlag auf: „Wenn jeder Bundes- oder Zweitligist eine Summe von 1000 Euro spenden würde, wäre uns sehr geholfen.“ Aber auch der finanzstarke DFB könnte ein Herz zeigen und die behinderten Fußballer unterstützen.