Doch noch ein Jahr? Pinola will beim FCN bleiben

27.5.2015, 05:58 Uhr

Die Szenerie geriet etwas grotesk am Sonntagnachmittag. Die Mannschaft des 1. FC Nürnberg stand vor der Nordkurve und wollte sich nach dem letzten Spiel dieser eher missratenen Saison von ihrem Anhang verabschieden, die Fans allerdings riefen nur nach einem, der gar nicht dabei war. Javier Pinola saß auf der Tribüne, er musste rennen, weil die Leute in der Kurve ein wenig ungeduldig wurden und immer lauter nach ihm riefen, während die Spielkameraden etwas ratlos guckten – aber dann gab es Applaus für alle, für Pinola und seinen Club.

Die Frage, die sich nicht nur die Fans im Stadion stellten: War's das schon, war das der Abschied vom Publikumsliebling? Der neue Vertrag, der Javier Pinola seit einer Woche vorliegt, enthält notwendigerweise reduzierte Bezüge, bringt aber dennoch, so sehen sie das im Club, die gebotene Wertschätzung zum Ausdruck – unter Berücksichtigung einer Hinrunde, in der Pinola eher eine Art Abschiedsfußball spielte, und einer Rückrunde, in der er mit Vertragsverlängerungsfußball überzeugte.

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Unter René Weiler fand auch Pinola seine Form wieder, der Trainer lobt ihn seit Wochen und würde ihn gerne behalten, auch Weiler war am Sonntag beeindruckt von der Demonstration der gegenseitigen Zuneigung zwischen dem Anhang und dem Publikumsliebling – aber der Ball, sagt Weiler, liegt jetzt bei Pinola, und zu viel Romantik könnte den Blick für den nächsten Neuaufbau auch trüben.

Das sagt Weiler nicht, jedenfalls nicht wörtlich, aber längst sondiert der 1. FC Nürnberg den Markt nach Alternativen, die Zeit dafür drängt immer beim Fußball, und ein weiteres Mal dürfen nicht so viele Irrtümer passieren wie im vergangenen Sommer, als jene Mannschaft zur Welt kam, die sich als überfordert und als für höhere Ziele ungeeignet herausstellte.

„Ich kann es nicht in Wahrscheinlichkeiten ausdrücken“, das sagt Sportvorstand Martin Bader auf die Frage, ob er eine gemeinsame Zukunft sehe, Pinola bekomme „selbstverständlich“ noch Bedenkzeit, aber endlos sei die nicht. Pinola selbst formuliert es ähnlich, „noch ein bisschen warten“, sagt er, wolle er, und mit der Familie reden. Er ist 32 Jahre alt und fühlt sich fit genug für noch ein paar Jahre Fußball, am liebsten, das sagt er auch, in Nürnberg, und am liebsten noch lange. „Es ist unglaublich, so etwas erleben zu dürfen“, das sagte Javier Pinola am Sonntag, als er seine Stimme wiedergefunden und noch ein Argument für eine Herzens-Entscheidung bekommen hatte.