Ein neues Denkmodell im Fall Didavi

8.5.2012, 07:05 Uhr

Während Kollegen wie Philipp Wollscheid, Christian Eigler oder Albert Bunjaku vor dem finalen Bundesliga-Spiel gegen Bayer Leverkusen (1:4) offiziell verabschiedet wurden, ging Daniel Didavi ohne Blumenstrauß und warme Worte nach Hause. „Das wäre das falsche Zeichen gewesen“, sagte Sportvorstand Martin Bader, der das Ringen um den Mittelfeldspieler nach wie vor nicht aufgeben mag. Vor allem, weil Didavi selbst seinen Sympathiebekundungen für den Club bewundernswert treu bleibt. Die Frage, ob er sich am Samstag innerlich schon vom 1.FCN und seinen Fans verabschiedet habe, verneinte der 22-Jährige vehement. Nach wie vor könne er es sich sehr gut vorstellen, weiter für Nürnberg zu spielen, „daran hat sich nichts geändert“, erklärte Didavi und fügte fast trotzig an, dass eine solche Aussage doch wohl „legitim“ und „nichts Schlimmes“ sei.

Seit Wochen muss Didavi einen rhetorischen Balanceakt vollführen: Zum einen möchte er seine Dankbarkeit für den Verein, „der mir die Chance gegeben hat, ein richtiger Bundesliga-Spieler zu werden“, keineswegs verhehlen. Zum anderen ist sich der Leiharbeiter natürlich bewusst, dass er nun mal noch beim VfB unter Vertrag steht und man besser nicht die Hand beißen sollte, die einen füttert.

Erst kürzlich überkam Didavi deshalb das Gefühl, sich rechtfertigen zu müssen. Ein paar schwärmerische Worte für seinen Nürnberger Trainer Dieter Hecking wurden ihm prompt als Kritik an seinem Stuttgarter Trainer Labbadia ausgelegt, was Didavi so natürlich nicht stehen lassen wollte. Per SMS klärte er Labbadia auf, „dass ich nur meinen Trainer hier gelobt habe und das mit Stuttgart gar nichts zu tun hat“. Immerhin sei der VfB ja „auch ein guter Verein, dem ich viel zu verdanken habe. Ich komme aus Stuttgart und habe dort seit der F-Jugend gespielt.“ Und vorsorglich fügte Didavi an, dass er natürlich auch brav an den Neckar zurückkehren werde, wenn es der VfB denn wünsche: „Ich bin kein Spieler der Stress macht und auf die Barrikaden geht.“

Die berufliche Zukunft des neunfachen Torschützen dürfte sich in den nächsten Tagen entscheiden. Mit dem Club sei alles längst geklärt, nun folgen die Sondierungsgespräche mit Bobic und Labbadia. „Ich bin gespannt, was Stuttgart zu sagen hat“, meinte Didavi und betonte: „Ich muss mir Gedanken machen, welche Optionen für mich die besten sind. Denkbar ist vieles.“ Eventuell auch folgendes Modell, das man beim Club derzeit zu favorisieren scheint: Demnach könnte Didavi seinen 2013 auslaufenden Vertrag in Stuttgart vorzeitig verlängern und dürfte dafür noch ein Jahr auf Leihbasis in Nürnberg kicken. Eine salomonische Lösung, von der vielleicht alle Parteien profitieren könnten. Ganz ohne Machtworte.

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