Ein partnerschaftliches Sportprojekt für Jedermann

9.8.2016, 07:20 Uhr

Lediglich auf grünes Licht der Bauaufsicht wartet man beim TV noch. Die sorgt sich, dass sich die Anwohner von den Geräuschen der neuen Sportfläche gestört fühlen und dann klagen könnten. Deshalb holt der TV seine Nachbarn rund um die Dompropststraße nun mit ins Boot: Am Donnerstagabend (18.30 Uhr) findet auf dem künftigen Gelände des „Vital-Parks“ – direkt neben dem TV-Vital – eine Infoveranstaltung statt. Die Anwohner sollen da erfahren, dass sie selbst, egal welchen Alters, und ihre Kinder die Anlage nutzen dürfen, ohne Mitglied im TV sein zu müssen. Und, dass der geplante Sport sich im ruhigen Bereich abspielen wird, wie TV-Präsident Wolfgang Beck und Geschäftsführer Jörg Bergner versprechen: „Es werden keine Zumbastunden stattfinden sondern nur ruhige Angebote wie Yoga. Es gibt auch keine Lautsprecher.“ Außerdem seien weitgehend statische Geräte geplant, von denen keine Geräusche ausgehen, und der Untergrund rund um die Sportgeräte bestehe aus dämpfendem Gummi.

Barrierefrei erreichbar

Letzterer hat auch noch einen weiteren Hintergrund: Durch feste Wege durch die Anlage und den Gummi-Untergrund wird jedes Gerät barrierefrei erreichbar sein. Sand oder Kies wären natürlich billiger gewesen und hätten die Kosten des rund 110 000 Euro teuren Projekts um gut 45 000 Euro gedrückt, doch das wollte man bewusst nicht. „Wir haben mit unserem Rollstuhlprojekt so tolle Erfahrungen gemacht“, sagt Bergner. „Da würde es sich widersprechen, wenn wir hier jetzt nicht rollstuhlgerecht planen würden.“ Zumal im TV-Vital bereits ein fester Stamm behinderter Sportler trainiert und der Bewegungspark das Trainingsangebot draußen für alle ergänzen soll.

Werbung
Werbung

Dass die Bauaufsicht mit der Genehmigung noch zögert können die TV-Verantwortlichen ein Stück weit nachvollziehen, weil die nahegelegene Skateranlage letztlich auch mit einer Lärmschutzwand ausgestattet werden musste. Diese Sorge will der TV der Behörde und den Anwohnern nicht zuletzt bei der Infoveranstaltung nehmen. „Wir sehen uns als Anwalt der Anwohner“, sagt Präsident Beck. Eine umfangreiche Nutzungsordnung mit genau festgelegten Nutzungszeiten gibt es bereits. „Wir setzen uns massiv für einen ordnungsgemäßen Betrieb ein. Auch aus Eigeninteresse“, sagen Beck und Bergner unisono. Der Vorteil der Anlage sei es, dass sie nicht, wie viele Sportanlagen, in der freien Wildnis entstehe, sondern direkt an das TV-Vital angegliedert sei. So sei etwa unter der Woche bis 22.30 Uhr Personal vor Ort, das auch das Außengelände im Auge behalte. Die Ausstattung werde so beschaffen sein, dass sie sich nicht als „Versammlungsstätte“ anbiete. Damit will der TV auch dem zunehmenden Vandalismus vorbeugen, denn erst in den letzten Tagen waren auf dem FC West-Gelände des TV Graffitisprayer unterwegs (die EN berichteten). „Ich hoffe nicht, dass wir einen Zaun brauchen werden“, sagt Beck. Denn genau das würde dem offenen Charakter der Anlage widersprechen.

Eigentlich sind die TVler aber zuversichtlich, dass das neue Projekt auch von den Anwohnern gut angenommen werden wird. „Sie bekommen eine weitere Möglichkeit zum Sporttreiben oder einfach auch nur eine Bank zum Hinsetzen“, sagt Wolfgang Beck. Seitens der Gewobau sei bereits signalisiert worden, dass die Einrichtung eine Verbesserung der Wohnqualität mit sich bringen werde.

Es muss schnell gehen

Wenn diese Einschätzung sich mit der der Anwohner deckt und letztlich auch so bei der Bauaufsicht ankommt, dann hofft man beim TV auf die baldige Genehmigung. Denn die Zeit drängt, weil die Gummiböden nur bei warmen Temperaturen gegossen werden können. Spätestens im September müsste das vonstatten gehen, sonst wird es in diesem Herbst nichts mehr mit der Eröffnung. Auch die Geräte sind längst bestellt, weil man bis vor kurzem von einem baugenehmigungsfreien Projekt ausgegangen war. „Das hatten wir sogar schriftlich“, sagt Beck, hat aber Verständnis für das leichte Durcheinander, weil die Stadt eben kaum Erfahrung mit solchen Anlagen habe.

Denn üblich sei es nicht, dass ein Verein so viel in ein Projekt investiert — die städtische Förderung beträgt 30 000 Euro, was laut Beck nicht einmal den gängigen 30 Prozent entspricht — und es dann kostenlos der Allgemeinheit zur Verfügung stellt. Deshalb erhofft man sich beim TV auch Unterstützung seitens der Stadt, was den praktischen Unterhalt der Anlage angeht, etwa die jährliche Prüfung der Geräte, Müllentsorgung oder Winterdienst. Das werde sich finden müssen, meinen die TV-Verantwortlichen, für die diese Art Projekt ebenso Neuland ist, wie für die Stadt. Sicher sind sie sich aber, dass die Anlage die sportliche Versorgung des boomenden Stadtwestens weiter erhöht.