Ein Technik-Student fährt der Steher-Konkurrenz davon

18.8.2014, 08:57 Uhr

Nürnberg hat wieder einen echten Lokalmatador. Beim "Großen Preis des Piaggio-Centers Bleisteiner" erkämpfte sich Thomas Steger am Samstagabend in Reichelsdorf überraschend Platz drei hinter dem amtierenden Europameister Mario Birrer (Schweiz) und dem Deutschen Vize- Meister Robert Retschke aus Aachen. Dabei fährt er erst seit diesem Jahr Steherrennen.

"Der Junge hat echtes Talent. Er sitzt optimal auf der Stehermaschine und er hat einen sehr guten, runden Tritt", schwärmt Horst Gnas, der dreifache Steherweltmeister der Jahre 1971 bis 1973. "Er kann auch die Zähne zusammenbeißen, wenn es wehtut, was mir an ihm besonders gefällt". Wenn er so weitermacht, findet Gnas, haben wir am Reichelsdorfer Keller sehr bald wieder einen starken Lokalmatador, der in der deutschen und in der internationalen Spitzenklasse mitmischen kann.

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Von Lob überhäuft

Seit Thomas Steger vor einer Woche bei der Deutschen Stehermeisterschaft überraschend Platz drei belegte, wird er mit Lob überhäuft. Doch der 28 Jahre alte Technik-Student, der im Frühjahr nach achtjähriger Pause zum Radsport zurückkehrte, bleibt bescheiden. "Ich weiß, dass ich den guten Einstand als Steher vor allem den Schrittmachern Horst Grüner und Thomas Ruder verdanke", sagt er. "Das umfangreiche gemeinsame Training mit ihnen war und ist die Basis für meine gute Form."

In den beiden nächsten Wochen wird sich der Nürnberger intensiv auf die Europameisterschaft in Forst vorbereiten. "Ich trainiere jeden Montag und Mittwoch hart auf der Bahn und fahre außerdem regelmäßig noch etliche Kilometer auf der Straße", sagt er, der auch seine Schwächen kennt. "Ich fahre derzeit noch mit etwas kleineren Gängen als die Spitzenfahrer, denn mir fehlt noch etwas die Härte für hohes Tempo über längere Distanzen. Schnelle Zwischensprints sind für mich dagegen überhaupt kein Problem."

Die erfreuen immer häufiger die fränkischen Steherfans und ebenso Stegers Schrittmacher Thomas Ruder, der von seinem Partner begeistert ist: "Ich merke, dass Thomas mit enormem Ehrgeiz und vollem Einsatz bei der Sache ist. Bisher hatte ich noch keinen Steherneuling an der Rolle, der nach so kurzer Zeit so couragiert und technisch perfekt gefahren ist." Umgekehrt ist auch Thomas Steger begeistert. "Er hat langjährige Erfahrung und das Gefühl für jede Rennsituation. Hinter ihm fühle ich mich bei sehr hohem Tempo in gefährlichen Situationen sicher."

Bei Frankens ältestem Radsportverein, dem RV Union 1886 Nürnberg, freut man sich riesig über das erfolgreiche Gespann, das die über 100-jährige Stehertradition fortsetzt. Und Thomas Steger weiß die großzügige Starthilfe zu schätzen: "Ohne die Union wäre ich nie Steher geworden. Man hat mich im Verein gut beraten, ermutigt einen Versuch zu machen und mir die Stehermaschine und die nötige Ausrüstung zur Verfügung gestellt."

Dass am 30./31. August alle Unionler mitfiebern, wenn der Startschuss zur Europameisterschaft fällt, ist selbstverständlich. Der "harte Kern" des Vereins wird das Nürnberger Gespann sogar in die Lausitz begleiten. Und dann: kräftig anfeuern.