Eine Tortour, von der man nicht so einfach loskommt

16.7.2016, 08:30 Uhr

Eigentlich wollte Stefan Herrmann gar nicht mehr mitmachen. Mehr als fünf Stunden Quälerei auf dem Fahrrad, nicht noch einmal, sagte er sich. Denn fünf Stunden, das war zu viel. „Diese Marke ist für uns so etwas wie die Zeit von drei Stunden beim Marathon“, sagt der Unternehmer. Er gab dem Baiersdorfer Radteam, dem er selbst angehört, seinen Namen.

Herrmann war fünfmal in Roth gestartet, immer in der Staffel. Als Radfahrer bekommt er die Höhepunkte wie den Solarer Berg hautnah mit. „Fünf Minuten fehlten mir aber für die Marke.“ Auf der 180 Kilometer langen Strecke kann das viel sein. Zu viel? „Das ist eine Tortour“, sagt Herrmann. „Man muss mental und körperlich bereit sein, viel trainieren. So eine Leistung zaubert man nicht aus dem Hut.“

Werbung
Werbung

Warum Herrmann dennoch auch dieses Jahr wieder beim Challenge startet, kann er selbst nicht so ganz erklären. Eine Staffel hatte das Radteam schnell angemeldet. „Die Entscheidung war dann ein Prozess.“ Ende des vergangenen Jahres stand aber fest: Er würde noch einmal dabei sein und die Fünf vor dem Komma angreifen. Also hat er wieder ungemein viel trainiert, seit Jahresbeginn sind es schon 9000 Kilometer. „Alles ist auf die lange Distanz in Roth ausgelegt.“ Die Familie unterstützt ihn. „Bei uns ist alles Sport-intensiv. Auch die Kinder fahren bereits mit Fahrrad.“ Zusammen mit Experten hat Herrmann zudem Trainingspläne entworfen. „Vielleicht hat das Quäntchen noch gefehlt. Zumindest habe ich mich noch nie so gut gefühlt wie jetzt.“

Das Wetter muss passen

Doch zu einer neuen Bestzeit braucht es auch das passende Wetter, nicht zu heiß, nicht zu windig. Das Material muss stimmen. „Alles andere ist Kopfsache: Man braucht den absoluten Willen, das Rennen zu rocken. Wenn man den nicht hat, sollte man lieber gar nicht starten.“ Fünf Minuten möchte Herrmann am Sonntag schneller sein als bisher. Den Willen dazu hat er.

Nicht viele 22-Jährige können von sich behaupten, bereits 3,8 Kilometer geschwommen, 180 Kilometer mit dem Rennrad gefahren und einen Marathon gelaufen zu sein — am Stück und ohne Pause. Selbst unter Triathleten ist es eher ungewöhnlich, in jungen Jahren schon auf die Langdistanz umzusteigen. Florian Seiler war das egal. „Ich wollte einfach mal alle Distanzen ausprobieren.“

Als er zum Studieren aus dem Allgäu nach Erlangen kam, schloss er sich dem Triathlon-Team des TV 1848 Erlangen an. Vorher hat er im Schwimmverein trainiert. „Im Verhältnis bin ich auf langen Strecken besser“, sagt Seiler. „Kurze Strecken sind fürchterlich, bei mir ist die Schnelligkeit auch nicht mehr so da.“ Zwar startet er für den TVE auch mit dem Team in der zweiten Triathlon-Bundesliga und in der Bayernliga. „Aber auf der Kurzdistanz ist man wie im Tunnel, bekommt gar nicht mit, was um einen herum passiert.“

Das allerdings wäre beim Challenge fatal. „Die Stimmung dort ist super, selbst an der Radstrecke stehen überall Leute.“ Das erste Mal war er als Zuschauer in Roth dabei. „Das hat mich so begeistert, dass ich auch mitmachen wollte.“ Ein Jahr Training später stand Seiler am 12. Juli 2015 am Start. „Alles war komplett auf diesen Tag ausgerichtet.“ Zwar sei das Rennen toll gewesen. „Noch ein zweites Mal hätte ich es trotzdem nicht gemacht.“ Doch weil Teamkollege Thomas Dambietz nun erstmals antreten wollte, und das natürlich nicht alleine, ist auch Seiler wieder dabei. „Wir haben fast immer zusammen trainiert. Das war auch der Grund für die Entscheidung.“

Für den 22-Jährigen zählt der Spaß mehr als der Leistungsgedanke. „Deshalb habe ich zwar eine Zeit im Kopf, aber ich bin kein Profi. Ziel ist es, auf der langen Distanz durchzukommen.“ An die Qualen auf der Strecke will er noch nicht denken. „Gerade freue ich mich.“ Kurz vor dem Start am Sonntagmorgen kommt aber sicher auch die Nervosität.