Eisbären gebändigt: Ice Tigers landen ersten Saisonsieg

16.9.2018, 18:48 Uhr

Jiranek hatte von den Playoffs geschwärmt und davon, wie gut es sich anfühlt, wenn man in den Playoffs so weit kommt, dass der Sommer schon bis in die Zehen zu spüren ist. Zum zweiten von 52 Spielen, die die Ice Tigers noch austragen müssen, bis die Playoff-Zeit tatsächlich wieder beginnt, hätte man auch gut in Flip-Flops schlappen können. Was dann folgte, hat sich ebenfalls nach Playoffs angefühlt – am 16. September. Das 4:3 (2:2, 2:0, 1:0) war wie das siebte Spiel, das den Ice Tigers im April in der Halbfinalserie gegen die Eisbären Berlin von den Schiedsrichtern genommen worden war.

James Sheppard und Frank Hördler hatten in der sechsten Partie die Nürnberger Dane Fox und Tom Gilbert in den ersten Minuten mit harten Fouls verletzt, die nicht geahndet worden waren. Berlin gewann und zog in eine spektakuläre Finalserie gegen den späteren Meister München ein. Ein halbes Jahr später ist vor allem Thomas Sabo noch nicht über das unbefriedigende Ende einer ordentlichen Saison hinweggekommen. In einem Interview vor dem Wiedersehen erinnerte er noch einmal an das 2:3. Was danach passierte, dürfte Sabo gefallen haben.

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Man hatte ohnehin schon ein bisschen Brisanz in dieses frühe Aufeinandertreffen hineindichten dürfen. Die Ice Tigers hatten etwas arg lässig am Freitag drei Punkte in Schwenningen vergeben, das 2:3 nach Verlängerung war kein Ergebnis der langen Verletztenliste, sondern der Passivität im Schlussdrittel geschuldet, nachdem Philippe Dupuis und Milan Jurcina ein 2:1 vorgelegt hatten.

Weil Schwenningen das Spiel erst in der Verlängerung drehte, blieb immerhin ein Punkt zum Auftakt und damit einer mehr als den Eisbären. Der Vizemeister unterlag dem Meister zu Hause mit 2:4. So ein bisschen Fehlstart wollten sie also beide an diesem Sonntag vermeiden. Im ersten Drittel entwickelte sich trotzdem ein eher wildes Spätsommerspiel zwischen zwei talentierten, aber noch nicht eingespielten Teams.

Patrick Reimer kam eher unverhofft zu seinem ersten Saisontreffer, das galt auch für Maximilian Franzreb. Der Berliner Torhüter konnte nicht reagieren, als Reimers Schuss von einem Verteidiger durch seine Schoner abgelenkt wurde (4. Minute). Gegen den vom sehr starken Tim Bender eingesetzten Chris Brown reagierte Franzreb dann erst aufmerksam, Brown aber stocherte so lange nach, bis der Puck im Tor lag (11.). Der Zufall brachte Berlin zurück. Brett Festerling ließ James Sheppard im ersten Berliner Power-Play zu viel Zeit (18.). Im zweiten Überzahlspiel lenkte Taylor Aronson Sheppards Querpass ins Tor.

Alleine gegen die Schiedsrichter

Das Nürnberger Publikum war da bereits wieder im Ice-Tigers-alleine-gegen-die-Schiedsrichter-Modus. Dabei waren alle Strafen nachvollziehbar, auch die Entscheidung Eugen Alanov nach einem Stockcheck gegen Jonas Müller zum Duschen zu schicken. In Unterzahl entwickelte das Spiel der Ice Tigers Playoff-Intensität. Genau solche Stimmungslagen scheint Shawn Lalonde zu genießen.

Am vergangenen Wochenende wurde der Kanadier Vater, danach unterschrieb er einen Vertrag bis Saisonende bei den Ice Tigers, am Freitag wurde er in Schwenningen, ebenso wie der ebenfalls nachverpflichtete Chad Bassen, noch geschont, am Sonntag aber mischte er mit großer Freude mit. Lalonde war zunächst immer bereit, einen seiner neuen Kollegen zu verteidigen, dann war es sein clever platzierter Schuss, der es Brown leicht machte, einen zweiten Treffer zu erzielen (31.). Spätestens aber mit seinem famosen Schlagschuss zum 4:2 wurde Lalonde zum Publikumsliebling – nach nicht einmal 37 Minuten.

"Das Spiel war eigentlich wie in Schwenningen"

Ohne Alanov schickte Kevin Gaudet erneut nur vier Reihen aufs Eis. Ob er seine Mannschaft auch wieder zu Passivität anhielt? Angeblich nicht. In die Offensive investierten die Ice Tigers nach einem von Jason Bast vergebenen Alleingang gar nichts mehr. Colin Smith und Torschütze Brendan Ranford narrten die Nürnberger Abwehr noch (52.), der Cheftrainer war nicht zufrieden.

"Das Spiel war eigentlich wie in Schwenningen", stellte Gaudet danach fest. "Im letzten Drittel war Berlin besser, da müssen wir mit mehr Selbstvertrauen spielen." Das zu entwickeln, dafür haben die Ice Tigers noch 50 Spiele Zeit. Dann wird man vielleicht auch mal wieder mit Flip Flops in die Arena schlappen können.

Nürnberg: Treutle; Aronson/Festerling, Jurcina/Weber, Lalonde/Bender, Stephan – Segal/Dupuis/Bast, Reimer/Buck/Brown, Kislinger/Weiß/Bassen, Alanov/Acton/Pföderl. - Tore: 1:0 Reimer (3:20), 2:0 Brown (10:16), 2:1 Sheppard (17:48/5-4), 2:2 Sheppard (19:30/5-4), 3:2 Brown (30:24), 4:2 Lalonde (36:35), 4:3 Ranford (51:37). - Schiedsrichter: Kopitz/Hoppe. - Zuschauer: 5025. - Strafminuten: 11 plus Spieldauer (Alanov) – 6.